Wimbledon Brown nach Fünf-Satz-Krimi in Runde zwei

London · Die Anlage an der Londoner Church Road hatte kaum ihre Pforten geöffnet, da waren die 320 Plätze auf Court 16 bereits besetzt. Die Zuschauer erwarteten große Tennis-Unterhaltung von dem Mann, der sich mit seinem Sieg über Rafael Nadal den Ruf erworben hatte, für magische Momente auf dem Heiligen Rasen von Wimbledon zu sorgen. Spektakel bot Dustin Brown diesmal (noch) nicht, dafür kämpfte er sich als erster Deutscher in Runde zwei. Wenig später folgte ihm Routinier Benjamin Becker.

Wimbledon 2016: Dustin Brown nach Kraftakt in Runde zwei
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Brown nach Kraftakt in Runde zwei

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Foto: dpa, wo

Nachsitzen muss dagegen ein deutsches Quintett um Andrea Petkovic (Darmstadt/Nr. 32) und Alexander Zverev (Hamburg/Nr. 24). Nach stundenlangem Regen wurden etliche Spiele abgebrochen. Petkovic führt gegen Nao Hibino (Japan) 3:6, 7:5, 5:1 (15:40), Zverev liegt gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu mit 6:3, 6:4, 3:0 klar auf Siegkurs.

"Am Anfang sind die Volleys und Returns überall hingeflogen, aber ich wusste: Das ist mein Belag, ich kann das Match gewinnen, egal wie lange es dauert", sagte Brown nach dem 4:6, 6:3, 3:6, 6:3, 6:4 gegen den Serben Dusan Lajovic. Die Erleichterung war ihm unmittelbar nach dem Arbeitssieg in 2:08 Stunden anzusehen. Immerhin hatte ihm der All England Club mit einer Wildcard die Qualifikation auf den holprigen Rasenplätzen in Roehampton erspart.

Die Partie gegen den Weltranglisten-82. Lajovic, der das Gegenteil eines Rasenexperten ist und im vergangenen Jahr in Wimbledon sogar gegen den angeschlagenen Altmeister Tommy Haas verloren hatte, begann ziemlich zäh. Brown stürmte zwar ans Netz, spielte Stoppbälle auf den ersten Aufschlag seines Gegners und versuchte auch sonst mit allen Facetten seines ungewöhnlichen Spiels, Lajovic zu bezwingen. Befreit wirkte der 31-Jährige aus Winsen/Aller dabei allerdings selten.

Es ist die große Bühne, die Brown in Wimbledon beflügelt. So wie bei seinem Triumph auf dem Centre Court im vergangenen Jahr, als er den zweimaligen Champion Nadal in Runde zwei aus dem Turnier warf. Danach sprach ganz Wimbledon über ihn, die altehrwürdige Times druckte ein Bild seiner wehenden Rastazöpfe auf ihrer Titelseite. Der Hype verflachte schnell, weil Brown schon zwei Tage später ausschied. "Das Tennisleben ging ganz normal weiter. Das Rafa-Match war eine großartige Sache, aber keiner gibt jetzt automatisch auf, wenn ich den Rasen betrete", sagte Brown.

In Runde zwei trifft er auf einen guten Freund, den Australier Nick Kyrgios, ebenfalls ein Zuschauermagnet in Wimbledon mit krachenden Grundschlägen und grenzwertigem Benehmen auf dem Platz. "Die Fans werden Spektakel erwarten, aber mir ist das nicht wichtig", sagte Brown: "Ich werde nichts anders machen als sonst. Er auch nicht, wir kennen uns lange genug."

Der 21 Jahre alte Kyrgios freut sich auf das Duell, hat aber auch großen Respekt vor Brown: "Er wartet nur auf diese Zeit des Jahres. Wenn man gegen Dustin spielt, kann man nur hoffen, dass er keinen dieser Tage erwischt, an denen ihm alles gelingt und er es genießt. Er ist ein großartiger Spieler, sehr aufregend. Ich bin bereit, mit ihm da draußen Spaß zu haben."

Benjamin Becker (Orscholz) gewann derweil gegen Facundo Bagnis (Argentinien) problemlos mit 6:3, 6:3, 6:1. Es war die zweite Erfolgsmeldung des Turniers für die deutschen Männer, nachdem Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 21) und Jan-Lennard Struff (Warstein) bereits in der ersten Runde am Montag ausgeschieden waren.

(sid)
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