Erstmals in Wimbledon gesetzt Zverev kann es nicht schnell genug gehen

London · Alexander Zverev gehört in Wimbledon erstmals in seiner Karriere zu den gesetzten Spielern bei einem Grand Slam. Der Teenager ist damit einmal mehr dem Plan voraus.

Alexander Zverev: Deutschlands Nummer eins im Tennis
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Das ist Alexander Zverev

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Foto: dpa/Michel Euler

Alexander Zverev ist früh dran. Zu früh, wenn es nach dem Langzeitplan seines Managers Patricio Apey geht. Den Durchbruch des schlaksigen Hamburgers hatte Apey erst für das Jahr 2017 prophezeit - nun gehört Zverev bereits in Wimbledon zu den gesetzten Spielern. Am Dienstag trifft der 19-Jährige bei seiner zweiten Teilnahme im All England Club in der ersten Runde auf den Franzosen Paul-Henri Mathieu.

Seit Jahresbeginn hat die rasante Entwicklung in Zverevs Tennisleben noch einmal Fahrt aufgenommen. Im März gab er sein Davis-Cup-Debüt als jüngster Deutscher nach Boris Becker. Zweimal - in Nizza und Halle - erreichte er das Endspiel eines ATP-Turniers und stieß in den Kreis der besten 30 Spieler weltweit vor. Auf die Frage, ob ihm sein Aufstieg manchmal unheimlich vorkomme, antwortete Zverev: "Von mir aus kann alles so schnell wie möglich gehen."

Mit Mittelmaß will sich der Teenager nicht zufrieden geben, die Erfolge seines zehn Jahre älteren Bruders Mischa, ebenfalls Tennisprofi, hat er längst in den Schatten gestellt. Demnächst wird er den Augsburger Philipp Kohlschreiber als deutsche Nummer eins ablösen, demnächst wird er auch zum erlesenen Kreis der Top Ten gehören. Daran glaubt neben vielen anderen Spielern unter anderem der große Roger Federer.

Aus gemeinsamen Trainingseinheiten weiß der Schweizer Superstar jedoch, dass Zverev "noch viel mehr erreichen will": Turniersiege, Grand-Slam-Titel und den Tennis-Thron, auf dem derzeit der serbische Becker-Schützling Novak Djokovic sitzt. Für Federer längst keine ausgemachte Sache: "Ich habe nie gesagt, dass er die Nummer eins der Welt wird. Das wäre unfair. Die Eins wird man nicht über Nacht, die erkämpft man sich."

Zverev überzeugt auch als Kämpfer

Zverevs unbändigen Willen und Kampfgeist bekam Federer zuletzt selbst zu spüren. Zunächst in einigen Trainingseinheiten, dann im Halbfinale der Gerry Weber Open in Halle. Zudem bescheinigen alle Experten dem Hochbegabten ein Umfeld, das den perfekten Nährboden für eine Karriere in der Weltspitze bietet. Vater Alexander senior war selbst Profi, heute ist er wie Mutter Irina Tenniscoach. Die Erfahrungen, die Bruder Mischa bei seinem Aufstieg und Absturz auf der ATP Tour gemacht hat, sind für Alexander junior, genannt Sascha, unbezahlbar.

Mit Fitnesstrainer Jez Green, der bereits den Briten Andy Murray zu körperlichen Höchstleistungen pushte, arbeitet Zverev konsequent daran, in seinen 1,98 m langen Körper hineinzuwachsen. Noch ist seine Entwicklung längst nicht beendet, das Jahr 2016 soll dem Fitnessaufbau dienen. Athletisch und beweglich, ganz so wie sein Vorbild Federer oder Branchenführer Djokovic, soll Zverev werden, damit er sein Potenzial vollends ausschöpfen kann.

Das besteht nach Meinung des ehemaligen Wimbledonsiegers Michael Stich in Zverevs natürlichem Verständnis seines Sports. "Was ihn von vielen Spielern unterscheidet, ist, dass er Tennis in seiner Gesamtheit und Komplexität versteht", sagte Stich dem SID. Ein Triumph an der Church Road sei jedoch noch "eine Zukunftsvision". Nicht ausgeschlossen, aber kaum vorherzusagen.

(sid)
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