Wimbledon Serena schlägt Venus — die Mama macht ein Foto von Big Ben

Mama Oracene war nicht gekommen, sie wollte lieber in die Stadt fahren, den Big Ben ablichten. Es geht ihr nahe, wenn sich die Töchter auf dem Tennisplatz gegenseitig wehtun müssen. Die Chefin des Williams-Clan verpasste in Wimbledon den 26. Sister Act zwischen Serena und Venus, nur aus der Ferne bekam sie mit, wie gnadenlos souverän die jüngere Schwester triumphierte - und damit weiter an ihrer einzigartigen Erfolgsgeschichte arbeitete.

Serena Williams gewinnt Schwesternduell gegen Venus
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Serena Williams gewinnt Schwesternduell gegen Venus

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Die 20-malige Majorsiegerin Serena Williams, 33 Jahre alt und seit Monaten nahezu unschlagbar, bestand die emotionale Herausforderung gegen die zwei Jahre ältere Venus mit 6:4, 6:3. Nur 67 Minuten dauerte das mit Spannung erwartete, aber schließlich selten hochklassige Match der erfolgreichsten Schwestern der Tennisgeschichte, es endete am Netz mit einer herzlichen Umarmung.

Serena vermittelte später den Eindruck, dass sie mehr mit Venus leide, als sich über den Einzug ins Viertelfinale zu freuen. "Es ist immer hart, gegen jemanden zu spielen, den man so sehr liebt und um den man sich so sehr sorgt", sagte die alles dominierende Spielerin der Gegenwart, ein Lächeln wollte ihr lange nicht übers Gesicht huschen.

Leichter nahm Venus ihre Niederlage, die nach ihrem Geschmack allerdings viel zu früh kam. "Als wir aufgewachsen sind, haben wir immer davon geträumt, in Finals gegeneinander zu spielen", sagte die frühere Nummer eins der Weltrangliste: "Aber wir müssen es nehmen, wie es kommt."

Auf der Höhe ihrer eigenen Schaffenskraft, bevor Venus an der Autoimmunschwäche Sjögren-Syndrom erkrankt war, hatten sich die Schwestern viermal im Finale auf dem Centre Court von Wimbledon getroffen. Dreimal (2002, 2003 und 2009) triumphierte Serena, nur 2008, dem Jahr ihres letzten Grand-Slam-Erfolgs, setzte sich Venus durch.

Fünfmal haben beide Schwestern, deren sportliche Rivalität vor mehr als 17 Jahren in Melbourne begann, den bedeutendsten Tennistitel der Welt im All England Club gewonnen, fünf gemeinsame Doppelsiege kommen obendrauf. Nun trennen sich ihre Wege, Venus wird Serena anfeuern, auf deren Weg zum Ziel: dem vierten Triumph bei einem Grand Slam nacheinander, genannt Serena-Slam.

"Venus ist die härteste Kontrahentin, gegen die ich je gespielt habe", sagte Serena, und zumindest mental war das Achtelfinale auf dem Heiligen Rasen erneut eine Herausforderung, die sie mit Bravour meisterte. Wer soll sie nun stoppen, außer vielleicht sie selbst? Titelverteidigerin Petra Kvitova aus Tschechien ist ausgeschieden, die Russin Maria Scharapowa war nie eine adäquate Gegnerin.

Williams' 21. Grand-Slam-Titel und gleichzeitig die Einstellung von Steffi Grafs Rekord in der Open Era (22) bekommen deutlichere Konturen. Am Horizont erscheint bereits der Grand Slam, das seltene Kunststück, alle vier Majors in einem Kalenderjahr zu gewinnen. Das ist bei den Frauen bislang nur Graf (1988), der Australierin Margaret Court Smith (1970) und Maureen Connolly aus den USA (1953)
geglückt.

Williams will davon (noch) nichts wissen. Ab sofort, so kündigte sie an, beantworte sie keine Fragen zum Grand Slam oder zum Serena-Slam mehr. Nach dem kommenden Match gegen die Weißrussin Viktoria Asarenka wird sie dennoch voraussichtlich wieder danach gefragt werden.

(sid)
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