US Open Williams legt sich nach Zitterpartie selbst Straftraining auf

New York · Nach der unerwarteten Zitterpartie verordnete sich Serena Williams erst einmal ein Straftraining der besonderen Art. Immer wieder übte der Superstar im Schatten des Arthur-Ashe-Stadiums ihr Service und schlug sich nach dem Drittrunden-Einzug bei den US Open den Frust von der Seele.

Serena Williams kämpft sich in die dritte Runde
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25 Minuten zuvor hatte das Wechselbad der Gefühle trotz insgesamt 34 unerzwungener Fehler (10 Doppelfehler) doch noch ein gutes Ende für Williams gefunden. "Es war schwierig, aber ich bin fokussiert geblieben und habe einfach weiter gekämpft. Ich habe schon einige legendäre Comebacks in meiner Karriere hingelegt", sagte die 33-jährige Amerikanerin nach dem zittrigen 7:6 (7:5), 6:3 gegen die Weltranglisten-110. Kiki Bertens (Niederlande) fast trotzig.

Die topgesetzte Williams machte allerdings keinen Hehl daraus, "schon ein bisschen nervös" geworden zu sein. Auf der größten aller Tennis-Bühnen schien es zeitweise so, als würde die 21-malige Major-Siegerin dem großen Druck nicht standhalten.

Mit dem diesjährigen US-Open-Triumph könnte Williams ihren Kalender-Grand-Slam perfekt machen. Dies war zuletzt Steffi Graf 1988 gelungen.

Fans reagieren mit ungläubigem Raunen

Doch gerade im ersten Durchgang offenbarte "Queen Serena" gegen Bertens ungeahnte Schwächen. Unter anderem unterliefen der besten Aufschlägerin im Circuit acht Doppelfehler. Zudem lag sie mit 3:5 und kurz danach im Tiebreak mit 0:4 zurück. Auf die teils unerklärlichen Fehler reagierten die Fans mit einem ungläubigen Raunen.

Immer wieder versuchte Williams, sich mit lauten Schreien anzufeuern. Es wirkte wie ein Kampf gegen sich selbst und das lähmende Gefühl des Gewinnenmüssens. "Ich habe versucht, einfach Punkt für Punkt zu spielen. Als ich dann dadurch entspannter wurde, habe ich auch besser gespielt", berichtete die sechsmalige US-Open-Gewinnerin nach ihrem 50. Sieg der Saison (zwei Niederlagen).

Als sie zweieinhalb Stunden danach wie gewohnt mit ihrer Designer-Handtasche in die Pressekonferenz kam, wirkte Williams zunächst niedergeschlagen und kurz angebunden. Am Ende eines stressigen Tages konnte Williams, die im Match um den Sprung ins Achtelfinale auf ihre Landsfrau Bethanie Mattek-Sands trifft, dann aber wieder lachen.

Auch über die Fragen der Journalisten, denen sie verriet, das Schwimmen nicht gerade zu ihren Leidenschaften gehört. "Ich war in meinem Pool vielleicht zehnmal baden. Und ich lebe seit zwölf Jahren in dem Haus", erzählte die Nummer eins — und lachte sich danach fast schlapp.

Wenig Mühe hatten in der zweiten Runde von Flushing Meadows dagegen der topgesetzte Novak Djokovic (Serbien) und Rafael Nadal (Spanien/Nr. 8). Becker-Schützling Djokovic benötigte für das 6:4, 6:1, 6:2 in der Night Session gegen den Österreicher Andreas Haider-Maurer nur 91 Minuten. Der "Djoker", der sich nach getaner Arbeit ein "I love New York"-T-Shirt überstreifte, hatte nach dem Match sogar noch die Kraft, mit einem Fan auf dem Court eine wilden Tanz aufzuführen.

Publikumsliebling Nadal darf sich nach dem 7:6 (7:5), 6:3, 7:5 gegen den Argentinier Diego Schwartzman weiter Hoffnung auf seinen dritten US-Open-Titel nach 2010 und 2013 machen.

(sid)
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