Ex-Bundestrainer Hofsäss adelt Graf "Serenas Aus verdeutlicht Steffis Leistung"

New York · Die Halbfinal-Niederlage von Serena Williams bei den US Open in New York hat die Leistung von Steffi Graf bei ihrem Golden Slam 1988 einmal mehr verdeutlicht.

US Open: Serena Williams verpasst den Grand Slam: Aus im Halbfinale
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Serena Williams verpasst den Grand Slam: Aus im Halbfinale

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Foto: dpa, msc

Das sagte der frühere Damen-Bundestrainer Klaus Hofsäss dem SID: "Was Steffi damals erreicht hat, ist so unglaublich, dass man es eben nicht mal so einfach nachmachen kann - selbst dann nicht, wenn man Serena Williams heißt."

Spätestens nach Grafs Wimbledonsieg 1988 im Finale gegen Rasenkönigin Martina Navratilova sei klar gewesen, "dass der Grand Slam ein echtes Thema war". Auf dem schwierigen Weg nach New York und durch die US Open bis hin zum Finale gegen Gabriela Sabatini sei es dann ein Segen für Graf gewesen, "dass sie ein absolut ruhiges und entspanntes Umfeld hatte. Ihre Mutter Heidi hat überhaupt nie über Tennis gesprochen, und ihr Trainer Pavel Slozil war sowieso die Ruhe in Person".

Eine Situation wie in den vergangenen 14 Tagen, in denen "immer irgendjemand aus Serenas Umfeld in irgendein Mikrofon gesprochen hat, wäre bei Steffi undenkbar gewesen", sagte Hofsäss. Graf selbst habe "sowieso am liebsten gar nicht gesprochen", und auch in ihrem Team sei kein Lautsprecher dabei gewesen: "Dieses perfekte Umfeld in Kombination mit Steffis unglaublichem Kopf, ihren schnellen Beinen und ihrer Hammer-Vorhand war dann letztlich der Schlüssel zum Erfolg."

Die Tatsache, dass die beiden Italienerinnen Roberta Vinci und Flavia Pennetta das US-Open-Finale bestreiten, sei außerdem ein Hinweis für die deutschen Spielerinnen, "dass da immer was geht, dass auch eine von ihnen mal so ein Ding raushauen kann", sagte Hofsäss. Am ehesten traut er Angelique Kerber einen solchen Coup zu: "Wenn sie es denn endlich mal schafft, in einem Match Tempowechsel einzustreuen und das Spiel der Gegnerin zu zerstören, anstatt immer nur ihr eigenes auf Biegen und Brechen durchzuprügeln."

Gerade der Sieg von Vinci gegen Williams habe deutlich gezeigt, "wie sehr man auch die beste Spielerin entnerven kann, wenn man das Tempo rausnimmt. Vinci hat Williams so weit getrieben, dass der plötzlich im letzten Spiel klar war: Das war's, das gewinnst du nicht mehr, der Traum ist geplatzt". Williams hatte in diesem letzten Spiel drei Punkte durch eigene Fehler verschenkt. "Ich glaube, das habe ich bei ihr noch nie gesehen", sagte Hofsäss.

Grundsätzlich solle man in Deutschland froh sein, so gute Spielerinnen wie Kerber, Andrea Petkovic und Sabine Lisicki zu haben. "Kerber hat in diesem Jahr vier Turniere gewonnen, das ist unglaublich, aber es zählt in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu wenig", sagte der frühere Fed-Cup-Teamchef.

Speziell Sabine Lisicki verfüge über ein Spiel, "mit dem sie eigentlich permanent in den Top Fünf der Welt stehen müsste, wenn sie es denn mal richtig zusammenbringen würde, anstatt die Bälle ständig mit 500 km/h durch die Gegend zu dreschen", sagte Hofsäss.

(sid)
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