US Open in New York Scharapowa nach Coup gegen Halep emotional wie noch nie

New York · Maria Scharapowa hat sich nach 19 Monaten mit einem denkwürdigen Erfolg auf der Grand-Slam-Bühne zurückgemeldet. Die Russin zeigte gleich zu Beginn der US Open bislang unbekannte Emotionen.

US Open 2017: Maria Scharapowa wirft Simona Halep beim Comeback raus
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Scharapowa wirft Halep beim Comeback raus

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Foto: afp, ch

Maria Scharapowa ließ sich nach ihrem Comeback im gleißenden Licht von New York überglücklich auf die Knie fallen. Die Swarovski-Steine auf ihrem nachtschwarzen Kleid funkelten — und die Russin hatte nach ihrer Demonstration der besonderen Art Tränen des Glücks in den Augen.

"Manchmal überlegt man, warum man all die Arbeit investiert. So etwas wie heute ist exakt der Grund dafür. Das alles zu durchleben, war es wert", sagte Scharapowa nach dem 6:4, 4:6, 6:3 in einem denkwürdigen Erstrundenmatch bei den US Open gegen die Weltranglistenzweite Simona Halep (Rumänien).

Es war mehr als ein Sieg nach 19-monatiger Grand-Slam-Abstinenz. Es war ein Statement, das Scharapowa bei ihrem ersten Major nach der im April abgelaufenen Dopingsperre abgab. Und das passenderweise in einer Night Session vor 23.771 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadium — auf der größten Tennisbühne der Welt.

"Ein Mädchen mit einer Menge Biss"

"Hinter all den Swarovski-Steinen steckt ein Mädchen mit einer Menge Biss, das hier bleibt", sagte Scharapowa, die sich nach dem 2:44 Stunden langen, mitreißenden Match ein wenig ungläubig die Hand vor den Mund hielt. "Es gab viele, die Fragen gestellt haben", meinte die 30-Jährige in Richtung ihrer Kritiker: "Aber ich weiß nicht, ob es jetzt noch Fragen gibt!" Die Ovationen des Publikums sprachen für sich.

Scharapowa spielte gegen Halep so, als hätte es die 15-monatige Sperre wegen Meldoniummissbrauchs nie gegeben. Auch von 64 unerzwungenen Fehlern (bei 60 Gewinnschlägen) ließ sich "Mascha" nicht vom Erfolgsweg abbringen.

Vor allen Dingen im entscheidenden Durchgang präsentierte sich der Superstar, der elf Jahre in Folge den Titel als bestverdienende Sportlerin der Welt trug, physisch und mental auf der Höhe.

"Maria ist noch hungrig. Wir haben sie alle verurteilt, aber das ist vorbei. Wir brauchen sie in unserem Sport", behauptete Chris Evert bei ESPN. Die US-Ikone zeigte sich von den Reaktionen der Russin tief bewegt: "Ich habe Maria auf dem Court noch nie so emotional erlebt."

Scharapowa, US-Open-Champion von 2006 und derzeit nur noch die Nummer 146 im Ranking, war nur dank einer umstrittenen Wildcard ins Hauptfeld gerückt. Die Veranstalter der French Open hatten ihr eine Wildcard verweigert. In Wimbledon hätte Scharapowa zumindest in der Qualifikation antreten können, doch sie sagte verletzt ab.

Freundlicher Empfang für Scharapowa

Zu ihrem ersten Match bei den US Open seit drei Jahren war Scharapowa in einem eigens entworfenen "Cocktail"-Kleid angetreten. Freundlich begrüßten die Zuschauer die 1,88 m große Blondine mit Dopingvergangenheit, Pfiffe blieben aus.

Was vielleicht auch daran lag, dass Scharapowa seit ihrem Comeback beim WTA-Turnier in Stuttgart im April nicht mehr so eiskalt wirkt. "Ich fühle mich ständig verletzbar. Und die Wände, die ich um mich herum errichtet habe, sind nicht annähernd so undurchdringbar, wie die Leute glauben", hatte sie dem Internetportal "theplayerstribune.com" gesagt.

Ihren Kritikern - und davon gibt es gerade im Kreis der Kolleginnen nicht wenige - begegnet Scharapowa mit offenem Visier. Mit "Würde", wie sie es nennt. Und mit einer besonderen Hoffnung. "In meinem Herzen habe ich wirklich so viel Respekt und Bewunderung für jeden auf der Tour — auch für meine Kritiker", behauptete die zweimalige Paris-Siegerin, die in New York an ihrem ganz persönlichen Märchen schreibt.

(sid)
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