Entspannt mit Karaoke in die historische Mission Williams: "Noch einmal richtig Spaß haben"

Serena Williams kann bei den US Open in New York zweimal mit Steffi Graf gleichziehen. Bundestrainerin Barbara Rittner erkennt Parallelen zwischen der unangefochtenen Branchenführerin aus den USA und der deutschen Tennis-Legende.

Serena Williams: alle Grand-Slam-Titel seit 1999
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Alle Grand-Slam-Titel von Serena Williams

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Foto: dpa, Corinne Dubreuil

Ob Steffi Graf jemals auf einer Karaoke-Bühne stand, ist nicht überliefert, dass sie vor ihrem historischen US-Open-Triumph 1988 das Rampenlicht mied, dagegen schon. Während sich Graf verkroch, wählt Serena Williams heute einen anderen Weg, mit der immensen Erwartungshaltung vor dem Showdown in New York umzugehen.

Zur Einstimmung auf das Grand-Slam-Turnier in Flushing Meadows, das sie endgültig in die Sphären der deutschen Tennis-Legende hieven kann, trällerte Williams vor ausgewähltem Publikum in Manhattan den Song "Under the Sea" aus dem Film "Arielle, die Meerjungfrau". Von Stress und Anspannung keine Spur.

"Mir gefällt das Singen. Ich genieße es, vor dem Turnier noch einmal so richtig Spaß zu haben und zu entspannen", erklärte Williams ihren ungewöhnlichen Auftritt inklusive Tänzchen und Hüftschwung. Druck verspüre sie keinen angesichts der seltenen Chance, den Kalender-Grand-Slam zu gewinnen und mit dem 22. Majortitel Grafs Open-Era-Bestmarke zu egalisieren. "Vielleicht kommt er nach ein paar Runden, vielleicht spüre ich ihn dann", sagte Williams.

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Das überbordende Selbstvertrauen gehört zu den größten Stärken der alles überragenden Amerikanerin. Es unterscheidet sie von Steffi Graf, die vor 27 Jahren als bis dato letzte Spielerin innerhalb einer Saison bei den Australian Open, den French Open, in Wimbledon und bei den US Open triumphierte, den Platz allerdings selten ohne Zweifel betrat.

In einem Punkt gleichen sich die beiden Ausnahmespielerinnen jedoch, das bestätigt auch Bundestrainerin Barbara Rittner, die sowohl Graf als auch Williams auf dem Platz begegnete. "Serena kann immer den entscheidenden Gang zulegen, wenn es brenzlig wird, egal, was vorher war", sagte die 42-Jährige der FAZ: "Das ist wie bei Steffi Graf - wenn es eng wird, marschiert auch Serena noch mal weiter."

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Rittner hat keinen Zweifel: Bleibt Williams gesund, wird sie im Big Apple ihre Mission vollenden. Allerdings weiß die Fed-Cup-Chefin auch um die Gefahren, die in Queens auf Williams lauern. "Alle werden auf sie schauen, sie wird reihenweise die Night Session spielen vor ausverkauftem Haus", sagte Rittner: "Jede kleinste Kleinigkeit wird durch Stress natürlich aufgebauscht und verstärkt sich. Wenn es sie also gesundheitlich richtig umhauen könnte, dann dort." Williams werde bei den US Open den größten Stress ihrer gesamten Karriere erleben, meinte Rittner.

Die 33 Jahre alte Branchenführerin selbst sieht sich bestens gerüstet für die Aufgaben bei ihrem Heim-Major, das sie bereits sechsmal und zuletzt dreimal in Folge gewonnen hat. "Wimbledon war das beste Training", sagte Williams: "Dort den Serena-Slam zu gewinnen, war ja auch schon eine seltene Gelegenheit." Auf dem Heiligen Rasen in London hatte sie ihren vierten Grand-Slam-Titel in Serie geholt, ein Kunststück, das ihr bereits 2002/03 gelungen war.

Nun wartet der nächste, der ultimative Gipfel, doch Williams bleibt gelassen wie im grellen Scheinwerferlicht der Karaoke-Bühne. "Es gibt immer einen nächsten Rekord oder eine nächste Person, zu der man aufschließen oder die man überholen kann", sagte sie: "Ich habe nie daran gedacht, einmal in der Position zu sein, Steffi Graf einzuholen. Ich will es einfach versuchen und dabei mein Bestes geben." Was zweifelsohne für ihren historischen Triumph reichen sollte.

(sid)
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