Sieg bei den US Open Kerber krönt ihr Jahr mit einem weiteren großen Titel

New York · Das traumhafte Tennis-Jahr von Angelique Kerber ist um einen weiteren Höhepunkt reicher. Die Deutsche, ab Montag offiziell die Nummer eins der Weltrangliste, hat nach den Australian Open auch die US Open gewonnen. Im Finale besiegte die Kielerin Karolina Pliskova (Tschechien) mit 6:3, 4:6 und 6:4.

Angelique Kerber reckt den Pokal in die Höhe
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Kerber reckt den Pokal in die Höhe

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Den letzten Kampf an diesem denkwürdigen Abend in New York verlor Angelique Kerber. Was sie auch versuchte, die Tränen schossen ihr immer wieder in die Augen, ihre Stimme brach, als sie ihre Gefühle nach dem Triumph bei den US Open in Worte fassen sollte. "Alle meine Träume sind wahr geworden", stammelte die beste Tennisspielerin der Welt ins Mikrofon: "Das ist einfach unglaublich. Unglaublich!"

In einem mitreißenden und hochklassigen Finale vor mehr als 20.000 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadium bezwang Kerber die Tschechin Karolina Pliskova nach 2:07 Stunden 6:3, 4:6, 6:4 und trat wieder einmal in die Fußstapfen ihres Kindheitsidols Steffi Graf. Die Tennis-Ikone hatte vor 20 Jahren den letzten deutschen Titel in Flushing Meadows gewonnen.

Kerber (28) krönte ihr außergewöhnliches Grand-Slam-Jahr. Bei den Australian Open hatte sie erstmals bei einem der vier Majorturniere triumphiert, im Wimbledonfinale war sie nur knapp gescheitert. Nach Olympiasilber in Rio gelang ihr nun erneut ein Meisterstück. Wenn es noch eines Beweises bedurft hatte, dass sie sich den Tennis-Thron der großen Serena Williams redlich verdient hat, lieferte ihn Kerber im Finale.

Pliskova verlangt Kerber alles ab

Pliskova (24) gab im größten Tennisstadion der Welt keinesfalls die nervöse Debütantin. Bis zu den US Open war sie nie über die dritte Runde eines Grand Slams hinausgekommen, dennoch forderte sie Kerber mehr als jede andere Gegerin im Turnierverlauf. Zu keinem Zeitpunkt der Partie zeigte sie Anzeichen von Nervosität. Kerber hätte es also deutlich leichter haben können, doch leicht hatte sie es in ihrem Tennisleben bislang nur selten.

Schon der erste Satz war hart umkämpft, obwohl Kerber stets in Führung lag und ihrer 1,86 m großen Gegnerin zweimal den Aufschlag abnahm. Nur drei vermeidbare Fehler unterliefen ihr, bis um 3:3 im zweiten Durchgang sah es so aus, als könne Kerber auch ihre siebte Partie in New York ohne Satzverlust gewinnen. Dann drehte Pliskova auf. Ein Break reichte ihr, um auszugleichen, ein zweites, um im entscheidenden Satz in Führung zu gehen. Doch Kerber konterte nach dem 1:3 im Stile einer Weltranglistenersten.

Sie revanchierte sich damit für die deutliche Niederlage beim Turnier in Cincinnati/Ohio vor genau drei Wochen. Damals war sie ausgelaugt von ihrem emotionalen Olympia-Abenteuer am Zuckerhut angereist, und ließ die Chance auf den Sprung an die Spitze der Weltrangliste vorerst liegen. Es gehört zu den Fußnoten dieser Saison, dass Pliskova mit ihrem Halbfinalsieg über Serena Williams Kerber den Weg zur Nummer eins freiräumte.

Auch dort beerbt sie Steffi Graf, die im März 1997 in der letzten von insgesamt 377 Wochen die Weltrangliste angeführt hatte. Es gehört zu Kerbers Schicksal, dass jeder Erfolg mit dem Zusatz "als zweite Deutsche nach Graf ..." versehen wird. Daran hat sie sich gewöhnt. Am Tag vor dem Finale, als Graf während des Interview-Marathons im Spielergarten hinter dem Centre Court wieder einmal das bestimmende Thema war, sagte Kerber: "Steffi ist immer mein Vorbild gewesen, sie ist eine Legende - aber ich muss meinen eigenen Weg gehen."

Den hat sie längst gefunden. Mit 28 Jahren und 239 Tagen wird sie die 22. und älteste Debütantin an der Spitze des Rankings werden. Kaum etwas ist Kerber zugefallen, schon seit Jahren gilt sie als eine der härtesten Arbeiterinnen der Tour. "Ich bin stolz darauf, dass ich alle Auf und Abs nach meinen Bedingungen gemeistert habe", sagte sie. In New York erfüllte sich Kerber auch die letzten großen Kindheitsträume.

(areh/sid)
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