Niemand kennt den Tennis-Star besser Der Mann hinter Kerbers Erfolg

Hinter den Erfolgen von Tennisstar Angelique Kerber steht seit mehr als einem Jahrzehnt ihr Trainer Torben Beltz. Beide verstehen sich blind, trotz einer kurzfristigen Trennung 2014.

 Torben Beltz trainierte Angelique Kerber bereits als Juniorin.

Torben Beltz trainierte Angelique Kerber bereits als Juniorin.

Foto: dpa, kno

Auf den Ruf von New York als glamouröse Mode-Metropole kann und will Torben Beltz in diesen Tagen einfach keine Rücksicht nehmen. Tennistrainer sind meist so abergläubisch wie ihre Schützlinge, deshalb ist bei Beltz auch im Big Apple Wildwuchs im Gesicht angesagt.

Und schuld daran ist genau genommen Angelique Kerber. Weil die Kielerin bei den US Open im Finale steht, sprießen seit knapp zwei Wochen munter die Gesichtshaare ihres Trainers. "Er rasiert sich nicht, solange ich gewinne. Aber bald kommt der Bart ja auf jeden Fall wieder ab, wenn das Turnier zu Ende ist", sagte Kerber mit Blick auf das Finale am Samstag gegen die Tschechin Karolina Pliskova (22 Uhr MESZ).

Bei den Australian Open im Januar hatte der haarige Schachzug Erfolg. Beltz ließ in Melbourne den Rasierer stecken — und Angie gewann Down Under ihren ersten Grand-Slam-Titel. Doch weil es den 39-Jährigen im Gesicht juckte, war der Bart bereits am Morgen nach dem Triumph wieder ab.

Diese Strategie ist nur eines von etlichen Ritualen, die das Team Kerber/Beltz so stark machen. Die neue Weltranglistenerste jedenfalls weiß, was sie an dem hochaufgeschossenen Norddeutschen mit der Aura eines "netten Krankenpflegers", wie einst der Stern schrieb, hat. "Torben weiß genau, wie ich ticke. Wir kennen uns schon so lange, er kann auch mit meinen Emotionen umgehen", meinte Kerber. Wohlwissend, dass sie manchmal ein ganz schöner Dickschädel sein kann: "Ich bin nicht immer einfach. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, will ich es auch so durchziehen."

Frohnatur Beltz, der gleichzeitig als Hittingpartner fungiert, kann gut damit leben. Mit seiner lockeren und ausgleichenden Art hält er seine Chefin auch in schwierigen Momenten meist bei Laune. Egal, ob beim Training oder aus der Box am Spielfeldrand heraus. "Angie ist ein guter und angenehmer Typ. Sie will hart arbeiten", meinte Beltz. Außerhalb des Courts spielt er mit Kerber gerne Backgammon. Legendär sind die Wetten des Duos um Fallschirmsprünge und Achterbahnfahrten.

Die beiden verstehen sich blind, die große Vertrauensbasis ist deutlich spürbar. Kein Wunder, bereits als Juniorin hatte der ehemalige Verbandstrainer aus Schleswig-Holstein Kerber auf der Profitour begleitet. "Sie war ein Ausnahmetalent, ich war schon damals beeindruckt von ihrem Spiel", erzählt Beltz.

Der Vater von zwei Töchtern, der selbst den Sprung auf die ATP-Tour nicht geschafft hat, führte Kerber in die Weltspitze. Trotzdem kam es 2014 dann zur zwischenzeitlichen Trennung. "Wir wollten beide mal etwas anderes ausprobieren", sagt Beltz.

Kerber reiste fortan mit ihrem neuen Trainer Benjamin Ebrahimzadeh um die Welt, einem Motivationskünstler mit recht deutlicher Ansprache, der so ganz anders zu Werke ging als Beltz. Nach ihrer Niederlagenserie im Frühjahr 2015 trennte sich Kerber dann von Ebrahimzadeh, der mittlerweile für Serena-Williams-Trainer Patrick Mouratoglou in dessen Akademie in Nizza arbeitet.

Während einige Kerber zur Verpflichtung eines ausländischen Starcoaches rieten, setzte die Linkshänderin passend zu ihrem Naturell auf Bewährtes — sie kehrte zu Beltz zurück. "Damals habe ich Torben angerufen und gesagt: Du musst mir helfen". Und Torben half. "Er ist der positivste Mensch, den ich kenne", sagt sie.

Vor dieser Saison haben sie sich zusammengesetzt und die Ziele festgelegt. Es sollte 2016 bei den großen Turnieren endlich "krachen", wie es Kerber formulierte. In Melbourne hat es gewaltig gekracht, danach auch in Wimbledon, wo sie im Finale gegen Branchenführerin Serena Williams (USA) unterlag, aber wieder Anerkennung und Sympathien gewann. Das spürt auch Beltz, der immer öfter mit Rauschebart herumläuft.

(sid)
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