Tennis Djokovic trennt sich von Trainerteam

München · Im vergangenen Dezember hat sich Novak Djokovic von Boris Becker getrennt. Nun beendet er überraschend auch die Zusammenarbeit mit seinem gesamten Betreuerteam.

Novak Djokovic – Spaßvogel, Familienvater, Australian-Open-Experte
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Das ist Novak Djokovic

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Foto: USA TODAY Sports/Robert Deutsch

Die Nachricht kam aus heiterem Himmel. Im vergangenen Dezember hatte Novak Djokovic die äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit mit Boris Becker nach drei Jahren unerwartet beendet, angeblich in beiderseitigem Einvernehmen - knapp fünf Monate danach machte der zwölffache Grand-Slam-Sieger nun "Tabula rasa": Djokovic (29) trennt sich von seinem gesamten Betreuerteam.

Ein Schritt, den er auf seiner Homepage als "Schocktherapie" bezeichnete, und der aus seiner Sicht dringend nötig ist, um sportlich wieder erfolgreicher zu sein.

Angeblich einvernehmlich beschlossen Djokovic und sein langjähriger Coach Marian Vajda, sein Fitnesstrainer Gebhard Gritsch sowie Physiotherapeut Miljan Amanovic nach dem Masters-Turnier in Monte Carlo, künftig getrennte Wege zu gehen. "Es war keine einfache Entscheidung, aber wir alle hatten das Gefühl, dass wir eine Veränderung brauchten", ließ Djokovic wissen.

In Monte Carlo war Djokovic schon im Viertelfinale am Belgier David Goffin gescheitert. In diesem Jahr gelang im bisher nur ein Turniersieg, der 67. seiner Karriere.

Was mit seinem sehr umstrittenen Mentaltrainer Pepe Imaz passiert, teilte Djokovic erstaunlicherweise nicht mit. An dem 42 Jahre alten Spanier scheiden sich die Geister, tatsächlich soll Becker vor der Trennung von Djokovic diesen vor die Wahl gestellt haben: Imaz oder ich. Auch Vajda, Trainer, Begleiter und Freund von Djokovic seit 2006, sah den neuen Mentor äußert kritisch. Imaz war früher ein mittelmäßiger Tennisspieler, er bezeichnet sich gerne als "göttliches Wesen aus Licht und Liebe".

Imaz behauptete auch, dass Djokovic in diesem Jahr wieder zu alter Stärke finden würde, eine Stärke, die ihm nach seinem Sieg im vergangenen Jahr bei den French Open irgendwie abhanden gekommen schien. "Er ist jetzt auf sich selbst fokussiert und hat die richtige Balance gefunden", sagte der Spanier. Nun ja: Im Januar gewann der Serbe in Doha gegen Andy Murray (Großbritannien), seitdem aber geht nicht mehr viel.

Bei den Australian Open scheiterte der sechsmalige Melbourne-Champion in Runde zwei an Denis Istomin (Usbekisten) - danach immer spätestens im Viertelfinale.

Nun also der endgültige Bruch mit der Vergangenheit. Und die Beteuerung, alles sei freundschaftlich abgelaufen. Auch Vajda behauptet das. "Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir alle eingesehen haben, dass wir neue Energie im Team brauchen. Novak kann so viel mehr, und ich bin sicher, er wird es tun", sagte der Slowake - auf Djokovics Homepage. Selbstverständlich, fügte er dort hinzu, "werden wir uns weiter austauschen, uns sehen und miteinander rumhängen, schließlich sind wir eine Familie".

Djokovic wird bald zum zweiten Mal Vater, seine Frau Jelena zeigte sich in Monte Carlo mit erkennbarem Babybauch. Die Trennung von den langjährigen Gefolgsleuten sei eine "Schocktherapie", die ihm helfen werde, "wieder bessere Ergebnisse zu erzielen", behauptet der bald 30-Jährige.

Er wolle sich weiter verbessern, sein Spiel, seine Ausdauer: "Es fühlt sich an, als beginne ich etwas Neues, und ich liebe diese Herausforderung. Ich bin ein Jäger, und mein größtes Ziel ist, auf dem Platz den Siegesfunken wiederzufinden." Mit der Suche nach einem neuen Coach, da will sich Djokovic erst mal Zeit lassen.

(sid)
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