Australischer Volksheld Hewitt von Manipulationsvorwürfen genervt

Ihre Sportart steht nach den Manipulationsvorwürfen unter Generalverdacht. Das ärgert die Tennisprofis in Melbourne - auch Lleyton Hewitt.

Lleyton Hewitt beendet Karriere nach Pleite in Melbourne
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Hewitt beendet nach Niederlage gegen Ferrer seine Karriere

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Foto: dpa, sm mr hpl

Sogar Lleyton Hewitt musste sich nach seinem letzten Auftritt als Tennisprofi noch einmal mit den Manipulationsvorwürfen herumärgern. Bevor im Presseraum zur Feier des Tages Champagner gereicht wurde, ließ der Volksheld nach seinem Zweitrunden-Aus bei den Australian Open Dampf ab.

"Ich weiß, dass mein Name jetzt dort mit reingezogen wurde. Ich denke aber, keiner glaubt wirklich, dass ich korrupt war. Das Ganze ist einfach absurd", sagte der 34-jährige Hewitt nach dem 2:6, 4:6, 4:6 gegen David Ferrer (Spanien) und meinte in Richtung der vermeintlich investigativen Journalisten: "Viel Glück beim Weiterrecherchieren."

Auf der Anlage im Melbourne Park jedenfalls wirken nicht nur viele Profis genervt vom Generalverdacht und den wild ins Kraut schießenden Spekulationen. Die meisten von ihnen lehnen Kommentare zum bestimmenden Thema der letzten Tage in den Medien-Konferenzen inzwischen kategorisch ab.

Am Mittwoch hatte das Onlineportal BuzzFeed News eine Liste mit 15 verdächtigten Spielern veröffentlicht. Ohne Beweise. Auch der ehemalige Wimbledon- und US-Open-Champion Hewitt stand darauf.

Derweil gerieten die Veranstalter des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres in die Kritik. Grund dafür ist der millionenschwere Sponsoren-Vertrag der "Aussie Open" mit einem Wettanbieter (William Hill).

Das britische Unternehmen soll während der Matches Online-Wetten anbieten. Das sogenannte "In-Play Betting" ist nach australischem Recht allerdings nicht erlaubt. Das Wettbüro hat nach Informationen der Herald Sun mit Hilfe einer Smartphone-App allerdings einen Weg gefunden, das Verbot zu umgehen.

Die australische Polizeibehörde AFP hat diesbezüglich mittlerweile umfangreiche Untersuchungen eingeleitet. Bereits kurz nach Abschluss des Kontraktes im Oktober 2015 waren von Kontrollorganen aus dem Medien- und Kommunikationsbereich Beschwerden über den Deal eingegangen.

Die AFP hatte diese damals aber noch zurückgewiesen. Turnier-Direktor Craig Tiley hatte in diesen Tagen den Vertrag verteidigt. "Unser Partner kann uns sogar dabei helfen, illegale Aktivitäten besser aufzuspüren", sagte Tiley. An den Banden der drei Tennis-Arenen im Melbourne Park prangt der Name des Unternehmens.

Wie zuvor der serbische Branchenführer Novak Djokovic kritisierte auch Davis-Cup-Sieger Andy Murray die Turnierveranstalter für ihre Verträge mit Wettanbietern. Das sei "ein wenig heuchlerisch", sagte der 28-Jährige: "Ich glaube, die Spieler dürfen nicht von Wettanbietern gesponsert werden, die Turniere aber schon. Das ist ein bisschen komisch." Djokovic nannte die Praxis "grenzwertig".

Nach Informationen der BBC und BuzzFeed News sollen in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 16 Spieler aus den Top 50 - darunter auch Grand-Slam-Sieger im Doppel - in Match-Manipulationen involviert gewesen sein. Acht davon sollen bei den diesjährigen Australian Open im Hauptfeld gestanden haben.

Selbst Djokovic sah sich mit Vorwürfen konfrontiert. Die italienische Zeitung Tuttosport hatte den fünfmaligen Melbourne-Sieger verdächtigt, 2007 bei seiner Niederlage gegen den Franzosen Fabrice Santoro beim Paris Masters manipuliert zu haben. "Es ist nicht wahr", hatte Djokovic am Mittwoch gesagt. Alles sei Spekulation, es gebe keine Beweise.

Vor Jahren hatte Djokovic berichtet, dass ihm 2007 rund 200.000 Dollar angeboten worden seien, damit er beim ATP-Turnier in St. Petersburg ein Match verliert. "Ich wurde nicht persönlich angesprochen, sondern von damaligen Teammitgliedern informiert. Natürlich sind wir nicht darauf eingegangen", meinte Djokovic.

(sid)
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