Tennis-Rüpel bestraft Djokovic über Kyrgios: Muss Lektion auf die harte Tour lernen

Die Pöbel-Attacke von Nick Kyrgios gegen Stan Wawrinka ist Thema Nummer eins auf der Tour. Die gesammelte Weltspitze nahm sich Australiens Jungstar zur Brust. Allen voran der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic.

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Tennis-Großmaul Nick Kyrgios war nach seinem Flegelanfall gegen Stan Wawrinka kleinlaut wie nie, die gesammelte Weltelite geigte dem australischen Nachwuchs-Bad-Boy unterdessen öffentlich die Meinung. "Er muss es wohl wirklich auf die harte Tour lernen. Deshalb geht die Strafe gegen ihn in Ordnung", sagte der Weltranglistenerste Novak Djokovic und stand damit an der Spitze einer breiten Front gegen Kyrgios.

Eigentlich sollte der Rogers Cup in Montreal ein großes Tennis-Fest werden - bis auf Roger Federer läuft die komplette Weltklasse in der frankokanadischen Metropole zum ultimativen Formcheck vor den US Open (31. August bis 13. September) auf. Kyrgios' Pöbelattacke zeigte allerdings, dass es im vermeintlichen Gentleman's Sport hinter der heiteren Fassade mächtig brodelt.

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"Nick muss dringend aus der Geschichte lernen. Es gibt im Tennis Dinge, die sich einfach nicht gehören", sagte Olympiasieger Andy Murray - und seine Empörung war nicht einmal gespielt. Die ATP verdonnerte Kyrgios, der in Runde drei mit 5:7, 3:6 an John Isner (USA) scheiterte, zu einer Strafe von insgesamt 12.500 Dollar, stellte den Jungstar zudem unter Beobachtung - ansonsten gab es von der Spielervereinigung kaum eine Aussage zu der ihr spürbar peinliche Affäre.

Der 20 Jahre alte Kyrgios, einschlägig vorbelastet, hatte bei seinem Zweitrunden-Aufgabesieg über French-Open-Sieger Wawrinka ein Verhalten an den Tag gelegt, dass in der Sportwelt gemeinhin nur im Vorfeld drittklassiger Boxkämpfe zu finden ist und gut hörbar aufgefangen vom Platzmikrofon verkündet, dass sein Aussie-Kollege Thanasi Kokkinakis mit Wawrinkas Freundin (Donna Vekic) ins Bett gestiegen sei.

Zuvor hatte Kyrgios in Satz eins eher spöttelnd als anerkennend festgestellt, Wawrinka "is banging an 18 year old". Dass die mutmaßliche Sozialpartnerin des 30-jährigen Schweizers - eine offizielle Bestätigung der Beziehung gibt es nicht - in Wahrheit bereits 19 ist, machte die Sache kaum besser: In Montreal und auch in Kyrgios' Heimat gab es fortan kein anderes Thema. "The Ace-Hole", titelte die in Brisbane erscheinende Courier-Mail in Anspielung auf die Aufschlagstärke und Charakterschwäche des Weltranglisten-41.

"Ich verstehe ja, dass jeder Spieler emotionale Höhen und Tiefen durchmacht", sagte Djokovic: "Dass man seine Wut am Gegner auslässt, dafür gibt es aber keine Entschuldigung." Auch der neunmalige French-Open-Sieger Rafael Nadal nahm sich Kyrgios zur Brust: "Als Profi bist du jede Woche mit deinen Kollegen in der Umkleide. Das Leben ist viel leichter und fröhlicher, wenn du zu ihnen eine gute Beziehung hast."

Kyrgios selbst zeigte sich reumütig. "Ich habe Wawrinka getroffen, und verständlicherweise war er echt sauer", sagte er: "Ich habe mich öffentlich und privat bei ihm entschuldigt. Ich hoffe, die Sache ist damit erledigt. Mit den Folgen muss ich nun klar kommen."

Zumindest muss er sich auf den konzertierten Unmut der Kollegen einstellen. Dass sich die Szene derart kollektiv gegen einen Profi stellt, hatte es zuletzt im Fall Daniel Köllerer gegeben. Der Österreicher hatte sich konsequent derart daneben benommen, dass 2006 rund 200 Profis in einer Petition an die ATP seinen Ausschluss forderten. "Crazy Danny" ist mittlerweile wegen Spielmanipulation lebenslang gesperrt und zieht nun ins "Promi Big Brother"-Haus ein. Köllerers Vita sollte Kyrgios eine Warnung sein.

(sid)
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