Davis Cup Schwacher Auftakt: Deutschland vor dem Aus

Toulon (RPO). Das deutsche Davis-Cup-Team steht in der Erstrundenpartie gegen Frankreich bereits nach dem ersten Tag vor dem Aus. Nach den glatten Niederlagen von Philipp Kohlschreiber gegen Gael Monfils und Benjamin Becker gegen Jo-Wilfried Tsonga hat die Auswahl von Kapitän Patrik Kühnen nur noch geringe Chancen, das Viertelfinale zu erreichen.

Davis Cup 2010: Deutschland - Frankreich
15 Bilder

Davis Cup 2010: Deutschland - Frankreich

15 Bilder

Kohlschreiber unterlag Monfils zunächst mit 1:6, 4:6, 6:7 (5:7) und schickte Becker damit mit der Bürde eines Rückstandes in die Partie gegen den Weltranglisten-Elften Tsonga. Becker verlor bei seinem Comeback nach drei Jahren im Team mit 3:6, 2:6, 7:6 (7:2), 3:6-Niederlage gegen den Australian-Open-Halbfinalisten. "Die Situation ist jetzt natürlich sehr schwierig", sagte Kapitän Patrik Kühnen, "wir müssen jetzt auf jeden Fall das Doppel gewinnen."

Am Samstag (15 Uhr) sollen Kohlschreiber und Christopher Kas nun versuchen, gegen Julien Benneteau/Michael Llodra zu gewinnen, um vor den Einzeln am Sonntag wenigstens noch eine theoretische Chance auf ein "Tennis-Wunder" zu haben. Deutschland konnte allerdings erst einmal in der Davis-Cup-Geschichte (1960 gegen die Tschechoslowakei) einen 0:2-Rückstand noch drehen. "Dann wird es ja mal wieder Zeit", sagte Kühnen und bemühte sich um ein Lächeln.

Viel Grund zur Fröhlichkeit gab es ansonsten vor den 4500 Zuschauern im Sportpalast der südfranzösischen Hafenstadt nicht. Monfils und Tsonga packten ihr bestes Tennis aus, der Unterschied in den Ranglistenpositionen war nicht zu übersehen. Es spielten die 15 der Welt (Monfils) gegen die 30 und die 11 (Tsonga) gegen die 39. "Beide waren heute sehr sehr stark", sagte Kühnen, "unsere Spieler haben alles gegeben, aber wir müssen respektieren, dass die Franzosen besser waren."

Becker machte in seinem Match nie den Eindruck, als würde er an eine Siegchance glauben. Große Nervosität bestritt er aber. "Tsonga setzt einen unheimlich unter Druck und ich habe lange zu passiv agiert", sagte der Orscholzer: "In den letzten beiden Sätzen hab ich das geändert, aber da war es zu spät." Die Hoffnung auf den Gesamtsieg gab er aber nicht auf: "Es wird natürlich schwer, aber wir werden alles geben und noch ist nichts verloren."

Tsonga klarer Favorit

Mit der Last des 0:1-Rückstandes musste er zu seinem Comeback nach drei Jahren im Davis-Cup-Team antreten, weil die Hoffnung von Kapitän Patrik Kühnen nicht aufgegangen ist. Kohlschreiber sollte eigentlich für eine Führung der deutschen Mannschaft sorgen, damit Becker ohne Druck in sein Spiel gegen den klar favorisierten Tsonga gehen konnte.

"Ich bin natürlich sehr enttäuscht", sagte Kohlschreiber nach seinem Match, "aber ohne Aufschlag kannst du nicht gewinnen." Tatsächlich gab das viel bessere Service des Weltranglisten-15. aus Frankreich den Ausschlag in der 2:45 Stunden dauernden Partie. Monfils gewann insgesamt 27 Punkte mehr als der Deutsche, davon allein 23 durch Asse oder Service-Winner.

"Ich hatte im zweiten Satz meine Chancen, aber insgesamt war er der bessere Spieler und hat verdient gewonnen, räumte der 26-Jährige ein, "er hat mir fast keine Punkte durch Fehler geschenkt und mit großem Druck gespielt. Insbesondere im ersten Satz wurde der Schwabe von dem wie entfesselt aufspielenden Monfils geradezu "aus der Halle geschossen". Schon sein erster Aufschlag zeigte an, in welche Richtung es gehen würde: 216 Stundenkilometer, Ass!

Immer wenn es etwas eng wurde, verschärfte der Franzose das Tempo und nutzte nach 2:46 Stunden seinen vierten Matchball zur Vorentscheidung in der Partie. Lediglich im dritten Satz konnte Becker dagegenhalten.

Damit wird sich aller Voraussicht nach auch die schwarze Serie gegen den westlichen Nachbarn fortsetzen: Seit 72 Jahren konnte Deutschland im Davis Cup gegen Frankreich nicht mehr gewinnen.

Davis Cup, Weltgruppe, 1. Runde:

In Toulon: Frankreich - Deutschland 2:0. - Gael Monfils - Philipp Kohlschreiber (Augsburg) 6:1, 6:4, 7:6 (7:5), Jo-Wilfried Tsonga - Benjamin Becker 6:3, 6:2, 6:7 (2:7), 6:3

In Logrono: Spanien - Schweiz 1:1. - Nicolas Almagro - Stanislas Wawrinka 6:3, 4:6, 6:3, 5:7, 3:6, David Ferrer - Marco Chiudinelli 6:2, 7:6 (7:5), 6:1

In Moskau: Russland - Indien 2:0. - Igor Kunitsyn - Somdev Devvarman 6:7 (6:8), 7:6 (7:4), 6:3, 6:4, Michail Juschni - Rohan Bopanna 6:4, 6:2, 6:3

In Bree: Belgien - Tschechien 0:2. - Olivier Rochus - Tomas Berdych 3:6, 0:6, 4:6, Xavier Malisse - Radek Stepanek 2:6, 4:6, 6:7 (3:7)

In Stockholm: Schweden - Argentinien 1:1. - Robin Söderling - Eduardo Schwank 6:1, 7:6 (7:0), 7:5, Joachim Johansson - Leonardo Mayer 7:5, 3:6, 5:7, 4:6

In Varazdin: Kroatien - Ecuador 2:0. - Ivo Karlovic - Nicolas Lapentti 6:2, 5:7, 6:7 (2:7), 6:3, 6:4, Marin Cilic - Giovanni Lapentti 6:4, 6:3, 6:3

In Belgrad: Serbien - USA 1:0. - Viktor Troicki - John Isner 7:6 (7:4), 6:7 (5:7), 7:5, 6:4

(SID/chk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort