Charity-Turnier in Düsseldorf Tennisfest für Genießer

Düsseldorf · Henri Leconte, Pat Cash und Michael Stich sind umschwärmte Stars beim Charity-Turnier in Düsseldorf.

 Sportlernahrung: Pommes Frites mit Mayo stibitzt der französische Altmeister Henri Leconte einer Besucherin im Düsseldorfer Rochusclub.

Sportlernahrung: Pommes Frites mit Mayo stibitzt der französische Altmeister Henri Leconte einer Besucherin im Düsseldorfer Rochusclub.

Foto: Christoph Reichwein

Die Vergangenheit hängt im Rochusclub an den Wänden. Im Vereinshaus des altehrwürdigen Tennisclubs am Rolander Weg haben die Mannschaftsweltmeister für alle Zeit einen Ehrenplatz. Seit 1978 wurde hier der World Team Cup ausgespielt. Die Großen der Branche waren alle da. John McEnroe (USA), Ivan Lendl (damals noch für die Tschechoslowakei) und natürlich Boris Becker. Da war die Tenniswelt hierzulande noch in Ordnung.

Der Versuch, in Düsseldorf ein ATP-Turnier zu etablieren, ist gescheitert, weil sich nicht ausreichend Sponsoren gefunden haben. Man könnte auch sagen, die Geschichte war zu Ende erzählt. Wer kann auch schon auf Anhieb einen Spieler zwischen Platz fünf und 20 in der Weltrangliste sagen? Schon mal was von dem Südafrikaner Kevin Anderson (17.) oder dem zwei Plätze besser eingestuften Belgier David Goffin gehört? Aber Menschen erzählen sich gerne alte Geschichten. Sie halten einfach gerne an der Vergangenheit fest.

Der Himmel über der Tennisanlage im Stadtteil Grafenberg ist grau. Es regnet schon seit Stunden. Henri Leconte blickt aus dem Fenster hinaus auf den Platz. "Das ist doch verrückt", sagt der Franzose. "Guckt euch an, wie viele Leute trotzdem gekommen sind!" 2400 sind es. Neben ihm stehen Pat Cash und Rainer Schüttler. Man scherzt miteinander und klopft sich gegenseitig zufrieden auf die Schultern. Die guten alten Zeiten. Cash und Leconte - die beiden stehen für Rock'n'Roll im Tennis.

Noch heute tingeln sie mit ihrer Show rund um die Welt. Ein gutes Geschäft für Turnierveranstalter und besonders die Altstars. Sie kassieren Antrittsgagen zuweilen im niedrigen sechsstelligen Bereich. In den Rochusclub sind die ehemaligen Profis für deutlich weniger gekommen. Gestern und heute beim DRK-Charity-Cup treten sie für den guten Zweck an. Das Rote Kreuz sammelt Spenden für die Arbeit mit Demenzkranken. "Ein wirklich wichtiges Thema", sagt Cash und man kauft ihm ab, dass er das nicht nur pflichtschuldig in die Blöcke der Journalisten diktiert. "Diese Krankheit kann jeden treffen." Gegen 14 Uhr ist das erste Spiel an diesem Nachmittag. Leconte spielt mit dem Kabarettisten Dieter Nuhr, Partner von Michael Stich ist der Fotograf Andreas Gursky. Der Gang von Leconte und Stich auf den Sandplatz gleicht einem Triumphmarsch. Henri hier, Michael da, zwischendurch immer wieder ein wenig Tralala. Eine ältere Dame stellt sich neben Stich und fängt ganz selbstverständlich ein Gespräch an. "Wissen Sie", sagt sie, "als Sie 1995 das Wimbledon-Finale gegen Becker gewonnen haben, ich hatte Ihnen damals so die Daumen gedrückt." Die Frau lächelt. Stich lächelt. Alle glücklich. Das Endspiel war 1991, aber das ist in einem solchen Moment ganz bestimmt nicht das Wichtigste.

Es gibt viele solcher Begegnungen. Die Stars von einst flüchten nicht wie die aktuellen Protagonisten der Szene, sondern sie suchen selbst den Austausch. Leconte ist besonders eifrig bei der Sache und stibitzt einer Besucherin eine Pommes aus der Tüte.

Ein paar Schritte weiter soll Pat Cash noch einmal ganz genau zeigen, wie er sich sein schwarz-weiß kariertes Stirnband umbindet. Der "Aussie" ist quasi ein professioneller Geschichtenerzähler geworden. Während seiner Laufbahn hat er rund 1,8 Millionen Euro kassiert. Offenbar nicht genug. Er spielt, heißt es, noch immer recht intensiv, weil er es muss. Seine Einnahmen dürften heutzutage sogar deutlich besser sein. Das Geschäft mit der Vergangenheit lohnt sich.

DRK-Charity-Cup im Düsseldorfer Rochusclub, Samstag ab 12 Uhr. Karten gibt es noch an der Tageskasse.

(RP)
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