Grand Slam winkt Der eigene Körper ist Williams' größter Gegner

New York · Serena Williams könnte mit einem Turniersieg bei den US Open als erste Spielerin nach Steffi Graf 1988 den Kalender-Grand-Slam perfekt machen. Der größte Gegner droht allerdings ihr eigener Körper zu werden.

Serena Williams albert mit der "Salatschüssel" herum
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Foto: dpa, hm

Serena Williams ist müde und nippt an einem Pappbecher mit Espresso. Fotoshootings sind anstrengend. Doch zumindest wird der lädierte rechte Ellbogen nicht sonderlich strapaziert, wenn die beste Tennisspielerin der Welt gewohnt lässig vor der Kamera posiert.

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Foto: AP/Seth Wenig

Eigentlich sollte Williams, die in der laufenden Saison nur ein Match verloren hat, in diesen Tagen als Titelverteidigerin beim Turnier in Stanford antreten. Der 33 Jahre alte Superstar wollte sich auf dem Campus der kalifornischen Eliteuni warmspielen für ihren großen Auftritt bei den US Open (31. August bis 12. September).

Ausgerechnet bei ihrem Heimspiel in New York hat Williams die Chance, als erste Spielerin nach Steffi Graf 1988 den Kalender-Grand-Slam zu gewinnen - und in Sachen Major-Titeln zu Graf (22) aufzuschließen. "Das ist groß - wirklich, wirklich groß", sagt die Amerikanerin über die ultimative Herausforderung, verdrängt den Gedanken aber gleich auch wieder: "Eigentlich will ich gar nicht darüber nachdenken. Das lenkt mich nur ab."

Vielmehr als die Psyche könnte Williams aber ihre Physis einen Strich durch die Rechnung machen. Bei drei ihrer bislang in dieser Saison absolvierten acht Turnieren trat die sechsmalige Wimbledonsiegerin, die 2011 eine lebensbedrohliche Lungenembolie erlitten hatte und bislang rund 72,7 Millionen Dollar an Preisgeld einstrich, aus Verletzungsgründen nicht mehr zu einem Match an.

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Foto: dpa, Corinne Dubreuil

Im Finale der Australian Open 2015 gegen Maria Scharapowa (Russland) wirkte die Alleinherrscherin der Tennis-Szene gesundheitlich angeschlagen, übergab sich sogar in einer Regenpause vor der Kabine - gewann dann aber doch dank ihrer unbändigen Willenskraft. Auch im French-Open-Halbfinale gegen Timea Bacsinszky (Schweiz) schlurfte Williams zeitweise wie in Trance und völlig entkräftet über den Court. "Eine Art Grippe" soll in beiden Fällen der Grund gewesen sein. Fragezeichen blieben trotzdem.

Nun also ihre Absage für Stanford wegen des schmerzenden Ellbogens. "Serena ist vorsichtiger geworden und will auf dem Weg in die Geschichtsbücher nichts riskieren", meinte US-Ikone Chris Evert, für die Williams längst die "größte Tennisspielerin aller Zeiten" ist.

Petkovic glaubt an Williams

Ungeachtet der Probleme rechnet auch Andrea Petkovic (Darmstadt) mit dem Williams-Triumph in Flushing Meadows - mit dem Coup der Queen in Queens sozusagen. "Ich glaube schon, dass Serena das schafft. Das wäre der Wahnsinn. Sie ist ein Phänomen, der geborene Champion", sagte die Weltranglisten-17. Petkovic dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Die Zahlen jedenfalls sprechen für Williams, deren Traum-Karriere auf heruntergekommenen öffentlichen Courts im Problemviertel Compton nahe Los Angeles begann. 21 Matches in Folge hat sie seit 2012 bei den US Open gewonnen - die letzten acht Grand-Slam-Finals entschied sie ausnahmslos für sich.

Zufrieden ist die "ultimative Siegerin" wie Williams von ihrer älteren Schwester Venus bezeichnet wird, aber nie. "Ich kann immer noch viel besser werden und mich steigern. Ich fühle mich nie zu sicher, denn dann bin ich anfällig für Niederlagen", sagte die Weltranglistenerste, die sich aber nicht ziert, eigene Schwächen zuzugeben. "Ich kann immer noch keinen Kopfsprung", gestand Williams und stellte einen Videoclip auf ihre Facebook-Seite, auf dem sie in letzter Sekunde der Mut verlässt. Statt kopfüber springt sie nach langem Zögern doch mit den Füßen zuerst in den Pool. Darauf erstmal einen doppelten Espresso.

(sid)
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