Gegenpressing Ein Hauch vom Ryder Cup im Tennis

Wenn das Format stimmt, spielen auch Topstars zum Nulltarif. Die Golfer haben es vorgemacht. Der von Federer initiierte Laver Cup könnte auch zum Hit werden.

Laver Cup 2017: Alexander Zverev triumphiert mit Team Europa
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Zverev triumphiert mit Team Europa

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Foto: afp, MC

Der Golfsport hat einen wunderbaren Wettbewerb hervorgebracht: Alle zwei Jahre treffen sich abwechselnd diesseits und jenseits des Atlantiks die jeweils zwölf besten Golfer der USA und Europas zum Wettstreit um den Ryder Cup. Benannt ist dieses zierliche Kännchen, um das 1927 im Worcester Country Club im US-Staat Massachusetts erstmals gestritten wurde, nach seinem Stifter Samuel Ryder, einem schwerreichen Saatgut-Händler aus Großbritannien.

Eine der herausragenden Besonderheiten des bedeutendsten Mannschafts-Vergleichskampfs im Golf besteht darin, dass für die millionenschweren Profis kein Preisgeld ausgeschrieben ist. Sie erhalten neben einheitlicher Kleidung und Golftasche lediglich eine geringe Aufwandsentschädigung. Dennoch reißen sie sich um die Nominierung.

Warum das in einem Jahr zwischen zwei Ryder Cups der Erwähnung wert ist? Nun, ganz offensichtlich haben jetzt auch die Vertreter einer anderen Sportart die Verlockungen dieses Formats entdeckt. Eine Gruppe von Tennisspielern hat unlängst in Prag einen ersten zaghaften Versuch unternommen. Initiator und Ideengeber war der Schweizer Branchenführer Roger Federer, der seine Verehrung für den zweimaligen Grand-Slam-Gewinner aus den 1960er-Jahren, Rod Laver, zum Ausdruck brachte, indem er das Duell zwischen Europa und dem Rest der Welt nach dem legendären Australier nicht nur benannte, sondern ihn auch einlud.

So erlebte Laver, mit welcher Begeisterung die aktuellen Stars einander begegneten, mit welchem Einsatz und welchem Respekt voreinander sie um jeden Punkt kämpften. Das war insofern bemerkenswert, als der Davis Cup seit geraumer Zeit an Bedeutung verliert, weil die Branchenführer ihm zunehmend die kalte Schulter zeigen. Für Boris Becker ist er "nicht mehr zeitgemäß". Unlängst machte der Deutsche Tennis-Bund die schmerzliche Erfahrung, dass er mit einem Verlegenheits-Team beim Relegationsspiel in Portugal antreten musste, weil keiner von der ersten Garde zur Verfügung stand. Der Laver Cup bescherte nicht nur Alexander Zverev erkennbar einen ungeahnten Lustgewinn. Es sind offensichtlich nicht immer nur die fetten Gagen, die den Spaß an der Freud' ausmachen.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass man die Organisation des Sports vermehrt ehemaligen oder auch aktuellen Spitzenathleten wie Roger Federer überlassen sollte. Die haben offensichtlich nicht nur den Gigantismus im Auge.

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(RP)
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