Der Beginn einer beispiellosen Karriere Heute vor 30 Jahren holte Steffi Graf ihren ersten Major-Titel

Düsseldorf · Am 6. Juni 1987 gewann Steffi Graf in Paris ihren ersten von insgesamt 22 Grand-Slam-Titeln. Das Ereignis jährt sich bei den derzeit stattfindenden French Open zum 30. Mal.

Die goldenen Jahre der Steffi Graf
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Foto: AP

In den Tagen von Paris hat Andre Agassi einen kleinen Einblick in sein Eheleben mit Steffi Graf gegeben. "Man darf ihr nicht sagen, was sie zu tun hat", verriet der einstige Weltklassespieler in einem Interview mit der französischen Sportbibel "L'Equipe". Im Umkehrschluss bedeutet das: Die 47-jährige Graf weiß genau, was sie will. Und das war beim Jahrhunderttalent aus Brühl bei Heidelberg eigentlich schon immer so.

Und weil sich die 22-malige Grand-Slam-Siegerin mit der Bilderbuch-Vorhand für die Familie entschied, wird sie auch bei den laufenden French Open nicht auftauchen. Sie verbringt mit ihrem Mann Andre (47) — der neue Trainer im Team von Novak Djokovic ist bereits aus Paris abgereist — und den Kindern Jaden Gil (15) und Jaz Elle (13) lieber einen Safari-Urlaub.

Dabei wäre die seit Jahren in Las Vegas lebende Graf gerade in diesem Jahr die perfekte Wahl gewesen, um am kommenden Samstag der Turniersiegerin im Stade Roland Garros den silbernen Coupe Suzanne Lenglen zu überreichen. Denn am Dienstag vor 30 Jahren, also am 6. Juni 1987, begann beim bedeutendsten Sandplatzturnier die wundersame Reise der Stefanie Maria Graf.

Eine "Revolution" nannte es die britische Daily Mail, als das langbeinige Wunderkind aus Deutschland acht Tage vor ihrem 18. Geburtstag auf dem Pariser Centre Court ihren ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier feierte.

Graf lag im Finale gegen die große Martina Navratilova im entscheidenden Satz zwar mit 3:5 zurück, gewann dann aber doch noch mit 6:4, 4:6, 8:6. Nach dem Doppelfehler der gebürtigen Tschechin, zwölf Jahre älter als Graf, beim Matchball freut sich der deutsche Teenie auf die ganz spezielle "Steffi-Graf-Art", übertriebende Jubelarien waren nicht ihr Ding.

"Die Bescheidenste unter allen Superstars"

"Ich bin glücklich, gewonnen zu haben. Aber andererseits tut es mir auch irgendwie leid", sagte Graf, über die der frühere Fed-Cup-Teamchef Klaus Hofsäß einst so treffend urteilte: "Sie war die Bescheidenste unter allen Superstars."

Der Coup am Bois de Boulogne war nur der Auftakt, 1987 startete die lange Ära der Steffi Graf. Bei neun ihrer 13 Turnierteilnahmen in Paris erreicht die junge Frau mit der blonden Mähne und der genialen Beinarbeit das Finale. Sechsmal gewann sie.

Graf verliert in ihrem ersten Traumjahr von 77 Matches nur zwei, beide gegen Navratilova. Die alte Königin wusste dennoch, dass die Wachablösung unausweichlich war. "Das war mir klar, seit ich Steffi das erste Mal spielen gesehen habe", sagte Navratilova einst. Im August wurde sie von Graf an der Spitze der Weltrangliste verdrängt — nach 331 Wochen Regentschaft.

377 Wochen die Nummer Eins

Graf selbst thront insgesamt 377 Wochen auf dem Platz an der Sonne. Dabei war Paris immer ein besonderer Ort für die schüchterne Brühlerin, die 1988 als bislang einzige Spielerin den Golden Slam, die Kombination aus den Triumphen bei den vier Majors und Olympia-Gold, holte.

Zu ihren insgesamt sechs Titel beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt gehörte auch der, den sie später als den "schönsten meiner Karriere" bezeichnen sollte. 1999, wenige Wochen vor ihrem Rücktritt, schloss sich mit dem 22. und letzten Grand-Slam-Erfolg und dem Finale gegen die Schweizerin Martina Hingis der Kreis in Paris. Graf sagte damals mit dem Pokal in ihren Händen: "Heute fühle ich mich als Französin." 14.000 Menschen auf dem Centre Court waren nicht mehr zu halten.

Das schönste Kompliment zum Graf-Jubiläum kam vielleicht von Boris Becker: "Ich bewundere, wie Andre und Steffi auch ihr Leben nach der Karriere gemeistert haben", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" über das Tennis-Traumpaar.

(sid)
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