Erstrunden-Aus bei den French Open Kerber zahlt in Paris den Preis für Melbourne

Paris · Nach nur einem Match und 101 Minuten waren die French Open für Angelique Kerber schon wieder vorbei. Großes Selbstvertrauen strahlte die Australian-Open-Siegerin dabei nicht aus. Trotzdem würde sie alles wieder so machen wie seit dem umjubelten Triumph von Melbourne.

Angelique Kerber: Hosenträger-Look bringt kein Glück
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Hosenträger-Look bringt Kerber kein Glück

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Schmuckloser Abschied statt schlafloser Siegesnacht — und auch keine rechte Antwort auf die Fragen nach dem schnellen French-Open-Aus. "Was soll ich sagen?", fragte Angelique Kerber sich womöglich auch ein bisschen selbst nach der Erstrunden-Niederlage im Stade Roland Garros. Nach dem glanzvollen Australian-Open-Triumph ist Kerber endgültig zurück im grauen Tennis-Alltag. Die 2:6, 6:3, 3:6-Niederlage gegen die Niederländerin Kiki Bertens am Dienstag in Paris reihte sich nahtlos an die jüngsten Erstrunden-Niederlagen bei den großen Turnieren in Madrid und Rom.

Die Weltranglisten-58. Bertens hatte dagegen mit dem Turniersieg in Nürnberg jede Menge Selbstvertrauen getankt, das Kerber auf dem Court Philippe Chatrier zu fehlen schien. Von Anfang an schien sich die Nummer drei der Welt, die sie gefühlt derzeit nicht mehr ist, an einem kühlen Vormittag unter bedecktem Himmel irgendwie unwohl zu fühlen. An den Tagen zuvor war sie noch strahlend über die Anlage im Pariser Südwesten gelaufen. Nach der Niederlage hatte sie es dann eilig, wegzukommen. "Natürlich ist es enttäuschend, es ist nicht das Ergebnis, das ich erhofft habe, aber ich werde versuchen, stärker zurückzukommen", beteuerte Kerber vorher noch. "Natürlich wird es einige Tage brauchen, bis ich das vergessen habe."

Kein Druck und zu viele Fehler

Ihrem Spiel fehlte zumeist der Druck, dazu kamen viele Fehler und ab dem zweiten Satz dann wieder Schulterprobleme. Für das Turnier in Nürnberg in der vorigen Woche hatte Kerber deswegen abgesagt und hatte dabei auch die Zeit, sich mental und auf dem Trainingsplatz auf das zweite Grand-Slam-Turnier der Saison vorzubereiten.

"Den Rhythmus hatte ich eigentlich auch im Training", meinte die 28-Jährige. Auf dem Platz fand sie ihn nur selten und lebte zumeist von den Fehlern ihrer Gegnerin. Die Chancen, nach dem 0:3 im dritten Satz auf 2:3 oder 4:5 zu verkürzen, nutzte Kerber nicht.

Immer wieder schaute die im Zebra-Look gekleidete Norddeutsche zu ihrem Coach Torben Beltz und Bundestrainerin Barbara Rittner auf der Tribüne, auf dem roten Sandplatz fehlte ihr mitunter neben dem Zutrauen ins eigene Können auch die Spritzigkeit. Ein misslungener Stoppball beim dritten Matchball besiegelte nach 1:41 Stunden den verdienten Sieg von Bertens im zweiten Vergleich.

"Ich habe versucht, mein Bestes zu geben — es hat nicht geklappt. Klar bin ich enttäuscht, aber das ist halt Sport. Mal gewinnt man, mal verliert man. Heute ist es halt nicht so gut gelaufen", stellte Kerber lapidar fest.

Dass in den vergangenen knapp vier Monaten seit dem ersten Grand-Slam-Titel die Ablenkung vom Tennis zu groß gewesen sein könnte, fand Kerber nicht. Und eine starke Phase mit dem Turniersieg in Stuttgart gab es ja auch. Trotzdem hatte Bundestrainerin Barbara Rittner kurz vor dem French-Open-Start gesagt: "An manchen Tagen merkt man einfach, dass ihr momentan alles zu viel ist und sie dadurch ihr Energielevel fürs Tennisspielen verliert." Kerber würde alles noch mal genauso machen. "Ich habe das, was ich gemacht habe, gerne gemacht. Ich habe das genossen", betonte sie. Dieser Dienstag in Paris war vielleicht der Preis, den sie dafür zahlen musste.

(seeg/dpa)
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