French Open Zverev besiegelt Debakel von Paris

Paris · Bonjour Tristesse: Seit neun Jahren waren die deutschen Tennisprofis bei Grand-Slam-Turnieren nicht mehr so erfolglos wie bei den derzeitigen French Open. Das überraschende Aus von Alexander Zverev passte ins Bild.

French Open 2017: Alexander Zverev zerstört seinen Schläger
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Zverev zerstört seinen Schläger

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Foto: afp

Zverev zerbrach wutentbrannt sein Racket und schrie seinen Frust in den wolkenverhangenen Himmel von Paris. Die Geste des Hoffnungsträgers nach seiner bitteren Auftaktniederlage bei den French Open war ein Sinnbild für die Tristesse.

Schlechteste Abschneiden seit 2008

Die Pleitenserie von Roland Garros hatte das schlechteste Abschneiden der deutschen Tennisprofis bei einem Grand-Slam-Turnier seit 2008 zur Folge. Lediglich Tatjana Maria (Bad Saulgau) und Carina Witthöft (Hamburg) erreichten die zweite Runde - elf DTB-Starter scheiterten bereits in ihren ersten Matches.

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Brown unterliegt Monfils in drei Sätzen

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Symptomatisch, dass sich in einer Hängepartie über zwei Tage auch der als Mitfavorit gehandelte Zverev mit 4:6, 6:3, 4:6, 2:6 dem Spanier Fernando Verdasco geschlagen geben musste. Nur fünf Minuten nach dem Matchball der insgesamt 2:53-stündigen Partie saß der an Nummer neun gesetzte Hamburger in der Pressekonferenz - und sprach ungeduscht Tacheles.

"Ich habe absolut scheiße gespielt. So einfach ist das. Ich habe den Ball nicht gespürt, war zu kurz und passiv", sagte Zverev mit ruhiger Stimme und relativ gefasst. Wie lange er an dem frühen Aus knabbern wird, wusste er nicht. "Aber das ist jetzt kein Drama und nicht das Ende der Welt. Trotzdem schade, dass man bei einem Grand Slam so spielt", fügte der Masters-Sieger von Rom an.

Die Weltranglisten-102. Tatjana Maria rettete zumindest ein bisschen die Ehre. Durch ein 6:4, 6:1 gegen Duan Ying-Ying (China) folgte sie Witthöft in die zweite Runde. "Ich bin überglücklich - und habe auch für Deutschland gewonnen", sagte Maria, die nun entweder auf Simona Halep (Rumänien/Nr. 4) oder die Slowakin Jana Cepelova trifft.

Die Bilanz ist trotzdem schwach: In Roland Garros hatte 2008 in Sabine Lisicki (Berlin) zuletzt nur ein deutscher Profi in der zweiten Runde gestanden. Danach hatten bei den vier Major-Events immer mindestens fünf DTB-Akteure die erste Runde überstanden.

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Foto: ap, BC

Leise Kritik an Zverev

Boris Becker indes übte leise Kritik an Zverev. "Sascha ist die Nummer zehn der Welt. Alle klopfen ihm auf die Schulter und sagen, 'du bist der nächste Superstar'", meinte Eurosport-Experte Becker: "Und das glaubt man natürlich schnell, wenn man 20 ist."

Vor lauter Frust hatte Zverev nach dem vorentscheidenden Break im vierten Satz zum 0:2 sein Racket zerbrochen - und dafür eine Verwarnung kassiert. Insgesamt gab der 1,98-m-Schlaks achtmal sein Service ab.

Bezeichnenderweise mit dem 50. unerzwungenen Fehler von Zverev ging das Match zu Ende, er muss damit weiter auf das Erreichen der zweiten Woche bei einem Major-Event warten. Der Jungstar, der erstmals als Top-Ten-Spieler in ein Grand-Slam-Turnier gegangen war, suchte nach seiner bescheidenen Vorstellung nicht nach Entschuldigungen.

Allerdings war deutlich erkennbar, dass dem einst weltbesten Junior die windigen Verhältnisse und die Platzbeschaffenheit ("Mehr Sand") des Centre Courts nicht behagten.

Zverev war als einziger Spieler neben Paris-Rekordsieger Rafael Nadal (Spanien) mit mehr als einem Sandplatztitel 2017 an die Seine gereist. Doch bei der Fortsetzung des Matches - rund 17 Stunden nach dem Abbruch am Montagabend wegen Dunkelheit - agierte der Hamburger zu fehlerhaft. "Sascha wusste gar nicht, wie er spielen sollte", meinte Becker.

Trotz des Dämpfers hat der jüngere der beiden Zverev-Brüder allen Grund, bei den Gerry Weber Open in Halle/Westfalen (ab 19. Juni) zuversichtlich in die Rasenzeit zu starten. "Ich habe schließlich in diesem Jahr drei Turniere gewonnen", meinte Zverev.

Am dritten Turniertag scheiterten auch Philipp Kohlschreiber (Augsburg), Dustin Brown (Winsen/Aller), Jan-Lennard Struff (Warstein), Mona Barthel (Neumünster) sowie Annika Beck (Bonn).

(sid/dpa)
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