Australian Open in Melbourne "Fedberg" war gestern — "Fedicic" soll Djokovic stoppen

Melbourne · Eigentlich schade: Stefan Edberg wird sich den Glückwunsch zu seinem 50. Geburtstag am Dienstag im Rahmen der Australian Open nicht persönlich vom alten Dauerrivalen Boris Becker abholen können. Was genau genommen die Schuld von Roger Federer ist. Der "Maestro" verzichtet nach zwei Jahren auf die Dienste des smarten Schweden. "Fedberg" ist Geschichte.

Die "ewigen" Duelle
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Foto: afp, CARL COURT

Während Branchenführer Novak Djokovic nach seinem bislang besten Jahr weiter auf Coach Becker setzt, will sich Federer mit Ivan Ljubicic im Trainer-Team den Traum vom ersten Grand-Slam-Triumph seit 2012 (Wimbledon) erfüllen. "Fedicic" ist die Gegenwart.

Der etwas überraschende Schachzug stellt vor Beginn des ersten Highlight des olympischen Tennis-Jahres eines unter Beweis: Federer (34) möchte bei der Jagd auf seine 18. Major-Trophäe und gegen die Zeit nichts unversucht lassen.

Es ist aber vor allem ein Signal an den derzeit unschlagbar erscheinenden Djokovic. Und der Serbe, Titelverreidiger in "Down Under", hat die Botschaft verstanden. "Roger wird sich bei der Verpflichtung etwas gedacht haben. Ich glaube, es spielt schon eine Rolle, dass Ljubicic noch gegen mich gespielt hat", meinte der fünfmalige Melbourne-Champion Djokovic (28), der 2015 auf eine überragende Bilanz von 82:6-Siegen kam.

Federer macht aus seiner Intention dann auch keinen Hehl. "Ivan kennt die Tour und hat auch noch gegen einige selbst gespielt, die heute noch dabei sind. Er will mich zu einem besseren Spieler machen", sagte der Weltranglistendritte über den 36-jährigen Kroaten.

Ljubicic gilt als Taktik-Fuchs und hat bereits den Kanadier Milos Raonic gecoacht. Dass Federer mit "Ljubo" einst eine bittere Erfahrung machte, ist fast vergessen: 2003 verlor er als frisch gebackener Wimbledonsieger zum Auftakt seines Heimturniers in Basel das Duell mit dem 1,93-Meter-Riesen.

Djokovic ist Federers größte Herausforderung

Aber nicht er soll den Becker-Schützling schließlich schlagen, sondern Federer. Was der früheren Nummer eins ausgerechnet in drei wichtigen Endspielen 2015 (Wimbledon, US Open, ATP-Finale) misslang. Kein Wunder, dass die ultimative Herausforderung für den Vierfach-Vater im Spätherbst seiner Karriere vor allen Dingen einen Namen trägt: Djokovic.

Federer geht schon beim "Happy Slam" im Melbourne Park zuversichtlich ans Werk. Kann er eigentlich auch, denn hinter dem siebenmaligen Wimbledonsieger liegt ein erfolgreiches Jahr mit sechs Titeln und insgesamt zehn Final-Teilnahmen. Zum Vergleich: In seinem Krisenjahr 2013 gewann er nur ein Turnier (insgesamt drei Endspiele). "Mittlerweile bin ich viel selbstbewusster als noch vor einem Jahr. Und: Ich bin noch hungrig", meinte der "FedExpress", der von Rücktritt nichts wissen will. Zur Freude von John McEnroe: "Roger hat 2015 das schönste Tennis gespielt, was ich je von ihm gesehen habe", lobte "Big Mac".

Aber die Zweifel bleiben. Das angesehen US-Magazin "Tennis" schrieb, als Federer Djokovic in den Finals von Wimbledon und New York gegenübsterstand, sei "urplötzlich das ganze Selbstvertrauen des Schweizers aus seinem Gesicht und seinem Spiel gewichen".

Doch 2016 bekommt er wohl eine Chance mehr: Großes Ziel von Federer ist der Gewinn von Einzel-Gold bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Diese Medaille fehlt dem Tennis-Virtuosen noch. Der Schlüssel zum Erfolg soll ein reduzierter Turnierplan sein.

Der Superstar verzichtet beinahe auf die komplette Sandplatzsaison. Einzig beim Höhepunkt in Roland Garros will Federer aufschlagen.

(sid)
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