Golden Slam oder Götterdämmerung? Rätselraten um Serena Williams vor den Australian Open

Hinter Form und Fitness von Superstar Serena Williams steht vor dem Start der Australian Open ein großes Fragezeichen.

Sportpersönlichkeit des Jahres 2015: Serena Williams kommt im gewagten Kleid
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Serena Williams kommt im gewagten Kleid zu ihrer Ehrung

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Eigentlich war alles wie immer: Serena Williams betrat die Bühne von Melbourne - und überstrahlte in der Medienrunde der Tennis-Superstars den neben ihr stehenden Novak Djokovic deutlich. Mit dickem Klunker am Finger und rotlackierten Nägeln philosophierte Williams vor Beginn der Auslosung für die am Montag startenden Australian Open (ab Montag) über die ganz anderen Qualitäten des serbischen Brancheführers.

"Auf dem Tanzparkett ist Novak einzigartig", sagte Serena mit kehligem Lachen und erinnerte an die gemeinsamen Auftritte mit Djokovic beim traditionellen Champions-Dinner in Wimbledon. Während allerdings der Weltranglistenerste Djokovic mit dem Turniersieg in Doha ein Ausrufezeichen setzte und nahtlos an seine überragende Saison 2015 anzuknüpfen scheint, steht hinter Form und Fitness von Williams ein dickes Fragezeichen.

Serena Williams gibt beim Hopman Cup mit Knieproblemen auf
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Serena Williams gibt mit Knieproblemen auf

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Foto: afp, ta/RAB/DD

Für Aufsehen sorgten Mitte Dezember Fotos, auf denen sich die 34-Jährige als Joggerin ziemlich unförmig präsentierte. Es passte ins Bild, dass sie sich ausgerechnet bei einem von ihrer Stiftung organisierten Charitylauf in Miami mit dem Taxi die letzten drei Kilometer ins Ziel kutschieren ließ - oder lassen musste?

Beim Hopman Cup in Perth vor zwei Wochen spielte die sechsmalige Australian-Open-Siegerin nur einen einzigen Satz und zog sich danach wegen einer Knieverletzung zurück. "Ich bin bei 120, 130 Prozent. Es ist wirklich alles in Ordnung. Ich habe keine Entzündung mehr im Knie", beteuerte Williams am Samstag gebetsmühlenartig. Mit einem weiteren Coup im Melbourne Park könnte die charismatische Amerikanerin ihr Grand-Slam-Konto auf 22 Titel aufstocken - und so mit Rekordhalterin Steffi Graf gleichziehen.

Doch allein der Name Graf dürfte bei Williams ungute Erinnerungen an das abgelaufene Jahr hervorrufen. Auf der Zielgeraden verpasste die Powerspielerin aus Florida den Grand Slam, den Graf als vorerst letzter Profi 1988 gewonnen hatte.

Novak Djokovic macht Tänzchen mit Serena Williams
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Novak Djokovic macht Tänzchen mit Serena Williams

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In Melbourne, Paris und Wimbledon hatte Williams triumphiert, doch in New York zerbrach sie am Druck und verlor im US-Open-Halbfinale gegen Roberta Vinci (Italien), die damalige Nummer 43 der Welt. Es war Williams' dritte Niederlage 2015 (53 Siege) - aber wohl die bitterste ihrer Karriere. "Man muss sehen, wie sich Serena davon erholt - und wie sie sich wieder motivieren kann", sagte US-Ikone Chris Evert, die aber sicher ist: "Serena wird Steffi überflügeln und mindestens noch zwei weitere Majors gewinnen."

Allerdings muss Williams, die vor Jahren eine lebensbedrohliche Lungenembolie überstand, immer wieder gesundheitliche Rückschläge verkraften. Bei den vergangenen Australian Open hatte sie sich im Finale gegen Maria Scharapowa (Russland) sogar übergeben. Auch in den Tagen zuvor hatte die jüngere der Williams-Schwestern in den Stadion-Katakomben wiederholt heftige Hustenanfälle.

Unterstützung kam in diesen Tagen von Roger Federer. "Wenn sie gesund ist, wird es für jeden schwer, Serena zu schlagen", sagte der Schweizer. Und Djokovic wies am Freitag auf der großen Bühne darauf hin, dass Williams hungrig wie eh und je sei: "Sie hat heute Morgen schon früh trainiert, während ich noch gefrühstückt habe." Williams quittierte es mit einem Lächeln.

Die Fragezeichen bleiben, und das vor dem ersten Highlight einer Saison, in der Williams wegen der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro sogar den Golden Slam anpeilen könnte. Die Kombination aus den Triumphen bei den vier Majors und der olympischen Goldmedaille hatte Graf vor knapp 28 Jahren geschafft. Der Grat zwischen Ansporn und Bürde dürfte für Williams ein ganz schmaler sein.

(sid)
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