Triumph bei den Australian Open Kerber: "Ich werde heute bestimmt nicht schlafen"

Melbourne · Nach dem Grand-Slam-Triumph von Melbourne stand für Angelique Kerber ein Interview-Marathon an. Doch danach sollte in Melbourne noch richtig gefeiert werden. Nach ihrem sensationellen Triumph bei den Australian Open hat Angelique Kerber in einer lustigen und lockeren Pressekonferenz den größten Tag ihrer Karriere Revue passieren lassen.

Angelique Kerber feiert ihren Sensationssieg gegen Serena Williams
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Kerbers Reaktion nach dem Sieg

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Foto: afp, rab

Können Sie einmal beschreiben, was kurz vor dem Matchball in Ihrem Kopf vorgegangen ist?

Angelique Kerber: Ich habe nur gedacht, hoffentlich schlägt sie nicht schon wieder ein Ass. Ich wusste, dass ich meine erste Chance nutzen muss gegen sie. Wenn ich den ersten Matchball nicht genutzt hätte, weiß man nie, was passiert wäre, vor allem bei ihr. Deshalb habe ich nur gedacht, konzentriere dich auf den Punkt. Und als ich dann gesehen habe, der Ball von ihr fliegt ins Aus, da war ich einfach überglücklich.

Haben Sie irgendwann gemerkt, Mensch, sie zeigt Nerven?

Kerber: Nicht wirklich. Ich war anfangs selbst sehr nervös. Aber als ich dann auf dem Platz war und mich mit ihr eingeschlagen habe, war die Nervosität auf einmal weg. Keine Ahnung warum, aber sie war weg. Und da habe ich gedacht, okay, das wird ein interessantes Match.
Wichtig war, dass ich im ersten Satz gleich das 1:1 gemacht habe, da war ich im Match drin. Sie hat am Anfang ein paar leichtere Fehler gemacht, aber ich wusste selbst bei 5:2 im dritten Satz, dass es noch nicht zu Ende ist.

Wie ist das denn, wenn man da auf dem Boden liegt, die Hände vor dem Gesicht hat und sie dann wegnimmt, und dann steht da auf einmal Serena Williams?

Kerber: Ich hatte ja schon gesehen, dass sie kommt. Serena ist und war zu mir immer total nett. Sie hat mir auch gleich gesagt, dass ich es verdient habe, das Ding gewonnen zu haben. Ich freue mich für dich, hat sie die ganze Zeit gesagt. Das war schon etwas ganz Besonderes, dass sie so eine Geste gezeigt hat. Das hat wirklich Klasse. Sie ist einfach ein Champion.

Sie haben gesagt, dass Sie sich als Kind schon einmal vorgestellt haben, wie es ist, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. War es jetzt in der Realität genauso oder noch schöner?

Kerber: Ich glaube, es war noch besser. Ich habe mir das als kleines Kind so oft vorgestellt, wie es ist, einen Matchball bei einem Grand Slam zu verwandeln und dann diese Trophäe hochzuhalten. Das war noch besser als in meinen Träumen. Ich glaube, ich werde noch ein bisschen brauchen, ehe ich das realisiert habe. Es ist so viel passiert in den zwei Wochen. Ich bin einfach glücklich.

Haben Sie gemerkt, dass Sie das Publikum immer mehr erobert haben, je länger die Partie lief?

Kerber: Ja, das ist bei mir angekommen. Auch als ich da so ein paar enge Bälle rausgeholt habe. Das hat natürlich Mega-Spaß gemacht. Ich hatte zwischendurch auch Gänsehaut. Ich wusste auch, es schauen in Deutschland alle zu. Ich habe mir die ganze Zeit gesagt, du bist gut, du kannst sie schlagen. Das war auch wichtig, dass ich ihr das gezeigt habe. Es war ein total komischer Tag. Ich saß vorher drei Stunden im Hotel und habe mich so gelangweilt wie nie in den letzten drei Monaten. Und jetzt stürzt alles auf mich ein, ein komplett komischer Tag.

Hatten Sie denn überhaupt schon Zeit, Ihren Erfolg zu realisieren oder werden Sie gerade nur herumgereicht?

Kerber: Ich bin bislang nur herumgereicht worden. Ich konnte fünf Minuten duschen, hatte zwei Minuten, um meine Eltern und meine Großeltern anzurufen. Ich glaube, der Torben und die anderen, die sind schon alle ein bisschen voll.

Es ist ja gerade auch in Deutschland etwas Besonderes, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Es gibt da Boris Becker und Steffi Graf. Haben Sie schon eine Vorstellung, was jetzt auf sie einprasselt und wie Sie damit umgehen?

Kerber: Also muss ich sagen, dass ich mich echt darauf freue. Weil ich glaube, dass ich das echt verdient habe. Das habe ich mir immer gewünscht, dass ich einen Grand Slam gewinne. Was auf mich zukommt, ich habe keine Ahnung, aber ich habe ja noch 25 Stunden Flug vor mir, da kann ich mir noch meine Gedanken machen. Aber ich freue mich auf jeden Fall sehr darauf.

Wann springen Sie in den Yarra River?

Kerber: Da geht es morgen rein, definitiv. Das war die Wette, und da geht es rein. Das ganze Team. Ich habe es vorgeschlagen, und alle haben eingeschlagen. Also müssen auch alle rein.

Es gibt ja noch weitere Wetten. Ihr Physio muss sich ein Tattoo stechen...

Kerber: Stimmt, das hatte ich schon ganz vergessen. Und mit dem Torben muss ich noch aus dem Flugzeug springen. Die Wette hatten wir schon vor Jahren. Wenn ich irgendwann einmal einen Grand Slam gewinne, dann springen wir aus dem Flugzeug. Und ein Tanzkurs steht noch an. Beim Tattoo bin ich aber raus.

Und Fed Cup wollen Sie trotzdem auf jeden Fall spielen?

Kerber: Puh, das ist noch so weit weg. Ich werde auf jeden Fall nach Leipzig kommen. Ich fahre auf jeden Fall erst nach Hause, das muss sein. Dienstag oder Mittwoch fahre ich dann nach Leipzig.

Wenn Sie jetzt diesen Pokal da neben sich stehen sehen, können Sie da schon realisieren: Mensch, das ist wirklich meiner?

Kerber: Das ist echt der Wahnsinn. Ich werde genau den gleichen Pokal nach Hause bekommen. Der wird auf jeden Fall einen ganz besonderen Platz bei mir zu Hause bekommen. Ich denke, ich brauche noch ein paar Stunden, ehe ich das realisiere.

Wie fühlt man sich denn nun als Grand-Slam-Siegerin?

Kerber: Sehr gut. Es ist einfach Wahnsinn. Vor ein paar Wochen saß ich noch Weihnachten zu Hause und wusste gar nicht, wie die neue Saison anfängt. Ich wusste nicht, wie gut ich drauf war, wie die Vorbereitung war. In Sydney habe ich mich dann nicht gut gefühlt, wusste nicht, wie es hier in Melbourne sein wird. Es ist so viel passiert, dass ich jetzt die Nummer zwei bin, einen Grand Slam gewonnen habe. Da ist schon einiges auf mich zugekommen. Aber ich habe alles genossen.

Wie geht es denn jetzt weiter. Gibt es schon einen Plan?

Kerber: Die warten ja alle, bis ich hier fertig bin. Wir werden bestimmt noch irgendwo hingehen, in irgendeine Bar. Ich werde heute bestimmt nicht schlafen. Aber das kann ich dann ja im Flugzeug machen. Ich habe hier die ganze Zeit nicht gut geschlafen, weil jeder Tag anders war. Und heute war es erst der langweiligste Tag und dann der, wo alles auf mich zukommt. Wahnsinn.

(dpa)
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