Rittner über Kerber-Gegnerin Williams "Es ist fast wie Mann gegen Frau"

Barbara Rittner drückt vor dem Fernseher Angelique Kerber die Daumen. Die Bundestrainerin traut ihrer Nummer eins die große Überraschung in Melbourne zu und erwartet einen Tennis-Boom.

Kerber gegen Williams: Fragen und Antworten zum Finale
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Foto: dpa, jgm ks

Daheim am Rhein, mit den Gedanken am Yarra-River: Nicht ganz zu unrecht preist Barbara Rittner die Sicht aus ihrem Wohnzimmerfenster als "besten Blick über Köln", und doch wäre die Tennis-Bundestrainerin derzeit lieber in Melbourne. Wenn Angelique Kerber am Samstagmorgen im Finale der Australian Open gegen Serena Williams aufschlägt, schaut Rittner Tausende Kilometer entfernt am Fernseher zu.

"Das tut mir unendlich leid und zerreißt mich", sagt die gebürtige Rheinländerin im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Ich habe bestimmt 500 Matches von Angie gesehen, seitdem sie 14 Jahre alt ist, und jetzt sehe ich das vorerst größte ihrer Karriere nicht live vor Ort."

Ein Dilemma, an dem Rittner keine Schuld trägt. "Die Konstellation, dass der Fed Cup in diesem Jahr unmittelbar nach den Australian Open stattfindet, ist super unglücklich", sagt Rittner, die ihre Auswahl ab Sonntag auf das schwierige Erstrundenspiel am kommenden Wochenende in Leipzig gegen die Schweiz vorbereitet.

Schlaglichter der Karriere von Angelique Kerber
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Foto: dpa, sm mr

Rittner bleibt nichts anderes übrig, als sich in die Reihe der "Angie-Fans" einzureihen, die seit fast zwei Wochen bei Eurosport den Siegeszug der Kielerin Down Under verfolgen. Hervorragend sei die Übertragung, das hat Rittner bereits festgestellt, und dennoch sei es "ein Unding", dass das Finale nicht bei den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen ist.

Tennis und vor allem Angelique Kerber hätten mehr Aufmerksamkeit verdient. Rittner schwärmt von der Entwicklung ihrer Nummer eins, die vor der Saison ("Ich will es krachen lassen") in die Offensive gegangen ist. "Es ist wichtig für sie, das zu formulieren, was sie ohnehin fühlt. Ich habe das Gefühl, dass ihr der offene Umgang und ihre Selbstkritik helfen. Jetzt muss sie niemandem mehr etwas beweisen, weil sie auf der großen Bühne gezeigt hat, was in ihr steckt", sagt Rittner.

Für den Fall, dass Kerber tatsächlich die Sensation schafft und den ersten Majortitel seit Steffi Graf 1999 nach Deutschland holt, erwartet Rittner einen Tennis-Boom: "Der ist ja jetzt bereits zu spüren. Das ist wie 2013, als Sabine Lisicki in Wimbledon im Finale stand." Damals zeigte sich jedoch auch, wie schnell das Interesse in der Heimat abebbt, wenn das Finale verloren geht.

Der Weg von Kerber zum Titel
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Foto: ap, MDB KAJ

Die Erwartungen an Angelique Kerber sind allerdings überschaubar, kaum jemand rechnet mit ihrem Erfolg gegen die 21-malige Grand-Slam-Siegerin Williams. Auch Rittner weiß um die Qualitäten der Amerikanerin. "Eine Serena Williams ist an einem guten Tag unschlagbar", sagt die 42-Jährige: "Sie schlägt ganz anders zu, es ist fast Mann gegen Frau, wenn sie gut drauf ist."

Und dennoch: "In mir spüre ich: Die Williams erwischt nicht ihren besten Tag und Angie spielt locker drauflos. Dann wird es eine enge Kiste, und wenn es eng wird, glaube ich, dass Angie gewinnt", sagt Rittner in der Hoffnung, dass sie ihr Gefühl auch Tausende Kilometer vom Yarra River in Melbourne entfernt nicht täuscht.

(sid)
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