Tennis Petkovic will in Kerbers Windschatten zurück nach oben

Leipzig · Im Windschatten der Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber hofft Andrea Petkovic, an bessere Zeiten anknüpfen zu können. Beim Fed Cup in Leipzig soll der Startschuss erfolgen.

 Andrea Petkovic und Angelique Kerber beim Training.

Andrea Petkovic und Angelique Kerber beim Training.

Foto: dpa, hsc gfh

Für die flotten Sprüche im Lager der deutschen Tennis-Frauen ist noch immer Andrea Petkovic zuständig, daran hat auch Angelique Kerbers Grand-Slam-Triumph nichts geändert. "Die Rechnung für die Maniküre haben wir Angie schon geschickt", scherzte Petkovic in Anspielung auf die nervenaufreibende Schlussphase des Melbourne-Finals, die sie nägelkauend mit ihrer Schwester im heimischen Wohnzimmer verfolgte.

Die Aufmerksamkeit der Journalisten wenige Tage vor der Fed-Cup-Partie in Leipzig gegen die Schweiz war ihr damit gewiss. Auch Kerber konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und sah sich prompt mit der Frage konfrontiert, ob sie denn neidisch auf die Entertainment-Qualitäten ihrer langjährigen Weggefährtin sei. "Ach nein", antwortete Kerber, "das ist halt die Petko. Wir kennen uns jetzt schon so lange. Neid ist zwischen uns nie dagewesen".

Deshalb hat auch Petkovic kein Problem damit, von ihrer Freundin sportlich in den Schatten gestellt zu werden. "Natürlich würde ich gerne mit Angie tauschen", immerhin habe die sich gerade ihren Traum vom Majorsieg erfüllt, sagte Petkovic ohne einen Anflug von Theatralik oder Pathos: "Ich gönne Angie ihren Erfolg von ganzem Herzen."

Die extrovertierte Petkovic war einst selbst dazu auserkoren, die Nachfolge der Tennis-Ikone Steffi Graf anzutreten. Im Jahr 2011 stand sie in drei Grand-Slam-Viertelfinals und schaffte den Einzug unter die Top 10. Sie war die Frontfrau des deutschen Fräuleinwunders, strebsam, fokussiert und dazu immer unterhaltsam. Nach vielen Höhepunkten und noch mehr Tiefschlägen ist sie derzeit jedoch weit von ihren eigenen Ansprüchen entfernt.

Zum Ende der vergangenen Saison offenbarte Petkovic in einem Interview ihre gefährlich labile Stimmung. Auch der Auftakt des Tennisjahres 2016 ging mit der Erstrundenpleite bei den Australien Open gehörig schief. Und dennoch sagt die deutsche Nummer zwei: "Ich bin auf einem sehr guten Weg. Die Freude und der Spaß am Tennis sind wieder da."

Kerbers Erfolg sei Motivation genug, "um noch härter zu arbeiten", sagte Petkovic: "Sie hat mich total inspiriert, weil ich auch in ihren schwierigen Zeiten dabei war." Petkovic ist es unter anderem zu verdanken, dass Kerber ihre Karriere nach elf Erstrundenniederlagen im Jahr 2011 fortsetzte, sie holte ihre Fed-Cup-Kollegin in die Offenbacher Tennis-Akademie und stachelte die oft schüchterne Kerber an, wieder an sich selbst zu glauben.

Im Selbstvertrauen, darin sind sich Petkovic und Kerber einig, liegt auf der Tennis-Tour der Schlüssel zum Erfolg. Jeder Sieg hilft, ganz besonders, wenn er im Mannschaftskreis gefeiert werden kann. "Ich habe im Fed Cup schon oft gute Leistungen abgerufen und konnte sie danach übertragen", sagte Petkovic. Vor genau einem Jahr gewann sie nach einem katastrophalen Jahresauftakt gegen Australien zwei hartumkämpfte Einzel und triumphierte anschließend beim Turnier in Antwerpen.

Andrea Petkovic trifft in Rock und Strumpfhose an der Torwand
11 Bilder

Petkovic trifft in Rock und Strumpfhose an der Torwand

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Foto: Screenshot ZDF

"Ich glaube fest daran, dass mir der Fed Cup einen Schub verleihen kann", meinte Petkovic, "und ich glaube an mich selbst, weil ich gut Tennis spiele". Bereits in Leipzig gilt es, den Worten auf dem Court Taten folgen zu lassen.

(areh/sid)
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