Traumfinale in Wimbledon Andy Murray will den Fluch besiegen

London · Einen Gegner muss Andy Murray schon vor dem Traumfinale von Wimbledon überwinden. Egal, wo der Schotte in diesen Tagen auftaucht, Fred Perry ist schon da. Der Geist des größten britischen Spielers der Tennis-Geschichte schwebt über dem All England Club. Was Perry ihm vor dem Match mit Novak Djokovic auf den Weg geben würde, wurde Murray gefragt. "Er würde mich fragen, warum ich seine Klamotten nicht trage", antwortete er trocken.

Wimbledon 2013, Finale: Murray besiegt Djokovic
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Einen Gegner muss Andy Murray schon vor dem Traumfinale von Wimbledon überwinden. Egal, wo der Schotte in diesen Tagen auftaucht, Fred Perry ist schon da. Der Geist des größten britischen Spielers der Tennis-Geschichte schwebt über dem All England Club. Was Perry ihm vor dem Match mit Novak Djokovic auf den Weg geben würde, wurde Murray gefragt. "Er würde mich fragen, warum ich seine Klamotten nicht trage", antwortete er trocken.

Der Druck auf den 26 Jahre alten Hoffnungsträger ist groß, ähnlich groß wie im vergangenen Jahr, als Murray den Final-Fluch gebrochen hatte und als erster britischer Spieler seit Bunny Austin 1939 ins Finale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt eingezogen war. Nach der Niederlage gegen Roger Federer weinte Murray damals bittere Tränen, die ihn stark gemacht haben.

Wenige Wochen später gewann Murray in Wimbledon die Olympische Goldmedaille. "So stolz war ich nie zuvor in meinem Leben", sagt er, glaube aber nicht, "dass dieser Sieg weniger oder mehr Druck" erzeugt habe, hier zu gewinnen. Wieder wenige Wochen darauf triumphierte er im Finale der US Open in New York, damals gegen Novak Djokovic, und brach den britischen Grand-Slam-Fluch. 76 Jahre nach Fred Perry.

Murray dreht 0:2 gegen Verdasco

Doch im vereinten Königreich zählen die Championships — und nur die Championships. Murray war sofort klar, dass bei seinem ersten Aufschlag auf dem Heiligen Rasen die Geschichte wieder zur Last wird. Er meisterte die Aufgabe mit Bravour und kam nur im Viertelfinale aus dem Tritt, als er gegen den Spanier Fernando Verdasco die ersten beiden Sätze verlor und seine Landsleute auf dem Centre Court und vor der Leinwand des "Mount Murray" auf eine Nervenprobe stellte.

Im Halbfinale gegen den Gewaltaufschläger Jerzy Janowicz gab er zwar den ersten Satz ab, feierte aber dennoch einen ungefährdeten Sieg gegen den ersten Polen in einem Grand-Slam-Halbfinale. Dabei verlor er vor dem vierten Durchgang beinahe die Fassung, als Janowiczs Flehen erhört und das Dach wegen der einbrechenden Dunkelheit geschlossen wurde.

"Es ist noch nicht einmal dunkel, und er beschwert sich hier die ganze Zeit", motzte Murray. Es folgten 30 Minuten Pause, die ihn allerdings nicht aus dem Rhythmus brachten. Im dritten Spiel nach der Unterbrechung gelang ihm das entscheidende Break, obwohl Janowicz weiterhin mit mehr als 220 km/h servierte. Nach 2:51 Stunden Spielzeit verwandelte Murray seinen ersten Matchball zum 6:7 (2:7), 6:4, 6:4, 6:3.

Djokovic im längsten Halbfinale der Wimbledon-Geschichte

Fast zwei Stunden länger stand Novak Djokovic gegen den Argentinier Juan Martin del Potro auf dem Platz, es war das längste Halbfinale der Turniergeschichte und "eines der besten Spiele, an denen ich jemals mitwirken durfte", sagte der Serbe später. 4:43 Stunden schlugen Djokovic und del Potro aufeinander ein, dass selbst BBC-Dampfplauderer Boris Becker nichts mehr einfiel. "Es gibt kaum Worte, das zu beschreiben, was wir hier geboten bekommen", sagte der dreimalige Wimbledon-Champion, der zuvor Teilhaber der Bestmarke für das längste Halbfinale an der Church Road gewesen war. Vor seinem dritten Titel 1989 bekämpfte er sich 4:01 Stunden mit Ivan Lendl.

7:5, 4:6, 7:6 (7:2), 6:7 (6:8), 6:3 triumphierte der Weltranglistenerste Djokovic, er steht damit zum dritten Mal bei den letzten vier Majors im Finale gegen Murray. Die US Open 2012 gingen an den Briten, bei den Australian Open zu Beginn des Jahres revanchierte sich Djokovic, der Murray eines voraus hat: 2011 triumphierte er schon einmal in Wimbledon. Der Geist von Fred Perry dürfte ihm ziemlich egal sein.

(sid)
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