Gutgelaunter Auftritt im ZDF Petkovic trocknet ihre Tränen — und überzeugt an der Torwand

Mainz · Andrea Petkovic hat ihre Sinnkrise beendet und wird ihre Karriere fortsetzen. Die Olympischen Spiele 2016 sind das nächste große Ziel der deutschen Nummer zwei.

Andrea Petkovic trifft in Rock und Strumpfhose an der Torwand
11 Bilder

Petkovic trifft in Rock und Strumpfhose an der Torwand

11 Bilder
Foto: Screenshot ZDF

Die Tränen sind getrocknet, die Sinnkrise ist beendet: Andrea Petkovic wird ihre Karriere fortsetzen und träumt bereits von den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. "Ich werde noch weiterspielen", sagte die 28-Jährige gutgelaunt im Aktuellen Sportstudio des ZDF und fügte an: "Ich hatte vergessen, dass ich den Sport liebe."

Auch beim abschließenden Torwandschießen gegen Borussia Mönchengladbachs Trainer André Schubert und den Zuschauer-Kandidaten war Petkovic zu Späßen aufgelegt. Sie zog fluchs ihre Schuhe aus, versenkte dann elegant ihren allerletzten Schuss und drehte anschließend eine kleine Pirouette auf dem Studioboden.

Andrea Petkovic: Ulknudel und Kämpferin
21 Bilder

Das ist Andrea Petkovic

21 Bilder
Foto: afp, dan

Besonders die Sommerspiele im August nächsten Jahres am Zuckerhut reizen die Fed-Cup-Spielerin. "Das ist ein ganz großes und übergeordnetes Ziel. Da fühle ich mich wie ein kleines Kind", meinte die hochemotionale Petkovic, die sich seit jeher als "zerrissene Seele" bezeichnet.

Anfang November hatte die Darmstädterin nach ihrem bitteren Saisonende in China unter Tränen depressive Verstimmungen eingestanden und sogar mit einem Ende ihrer Laufbahn geliebäugelt. "Jede Niederlage war total bedeutungsschwanger. Ich hatte mich selbst in das Loch hineinmanövriert", sagte die Weltranglisten-24. im Rückblick.

Als Grund dafür sieht "Petko" auch das neuerliche Erreichen der Top 10 im April 2015. "Das war das große Ziel. Ich wollte es allen nach meiner Verletzungsserie zeigen. Nachdem ich dann Neunte war, habe ich gemerkt, dass die Spannung weg war. Ich konnte mich nicht mehr mit Zielen motivieren", sagte die French-Open-Halbfinalistin von 2014, die vor knapp vier Wochen geklagt hatte: "Ich hasse derzeit mehr Teile meines Jobs, als ich andere mag. Ich habe die Leidenschaft für den Tennissport verloren."

Andrea Petkovic bricht bei Seitenwechsel in Tränen aus
7 Bilder

Petkovic bricht bei Seitenwechsel in Tränen aus

7 Bilder
Foto: Screenshot Sky

Bundestrainerin Barbara Rittner reagierte erleichtert auf die Entscheidung ihrer Nummer zwei. "Ich glaube, dass es Andrea nach der Saison genau richtig gemacht und sich erstmal zurückgezogen hat", äußerte Rittner und lobte: "Sie ist sehr, sehr gut in der Selbstreflexion."

Auch die schwere Krankheit von Petkovics Mutter spielte im unbefriedigenden Saisonverlauf, der mit einer 0:6, 0:6-Pleite gegen Carla Suarez Navarro (Spanien) endete, eine Rolle. "Es kam viel zusammen in dem Jahr. Ich bin ein sehr familiärer Mensch", berichtete "Petko", der es "im Alter" auch immer schwerer fällt, von zu Hause weg zu gehen.

Als Einzelsportler sei man manchmal sehr einsam. "Einen großen Teil der Zeit sitzt du allein im Hotelzimmer. Da wünsche ich mir, dass ich eine Fußball-Mannschaft dabei hätte, um Playstation zu spielen oder Fußball zu gucken", sagte die Einser-Abiturientin, die ihre Saison-Vorbereitung im Dezember erstmals in Halle/Westfalen bestreiten wird.

Andrea Petkovic löst Grill-Wette gegen Köln ein
5 Bilder

Petkovic löst Grill-Wette gegen Köln ein

5 Bilder
Foto: dpa, fve

Geplant ist nach SID-Informationen in der dortigen Breakpoint Base ein dreiwöchiger "Testlauf" mit Coach Jan de Witt. Der Westfale trainiert zwar auch den Weltranglisten-15. Gilles Simon (Frankreich), könnte sich aber ein Doppel-Engagement auf der WTA- und ATP-Tour vorstellen.

Zuletzt wurde Petkovic von ihrem Sparringspartner Boris Conkic betreut, nachdem sie sich im Sommer von Dirk Dier, dem Trainer des Davis-Cup- und Fed-Cup-Teams, getrennt hatte.

Petkovics Vater Zoran allerdings scheint der langfristigen Entscheidung seiner sprunghaften Tochter noch nicht so recht zu trauen. "Wir probieren es bei den Australian Open noch einmal - und dann sehen wir weiter", sagte er der ARD mit Blick auf das erste Grand-Slam-Turnier in Melbourne (18. bis 31. Januar 2016).

(areh/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort