Talent erhält Lob von Nadal Untröstlicher Zverev trauert Matchball nach

Indian Wells · Einen Matchball vergeben, aber viel Anerkennung gewonnen: Alexander Zverev hat das Achtelfinale beim Turnier in Indian Wells gegen Rafael Nadal knapp verloren.

Alexander Zverev vergibt Matchball gegen Rafael Nadal
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Zverev vergibt Matchball gegen Nadal

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Foto: afp, jf

Zverev riss sich das weiße Stirnband vom Kopf und stapfte wütend zum Netz. In Gedanken noch immer bei seinem vergebenen Matchball. Noch nicht einmal die aufmunternden Worte des überglücklichen Siegers Rafael Nadal und die Reaktion des begeisterten Publikums konnten den 18-Jährigen aus Hamburg in Indian Wells trösten.

In der kalifornischen Wüste machte Zverev nach seinem Achtelfinal-Aus ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Für einen wie ihn, da zählen eben nur Siege - egal, wie namhaft der Konkurrent auch ist. "Ich habe gegen einen großartigen Spieler gespielt, gegen jemanden, der vor allem zu Beginn unglaublich serviert hat. Es tut mir leid für ihn", sagte der frühere Weltranglistenerste Nadal nach dem 6:7 (8:10), 6:0, 7:5 im Duell mit Teenie Zverev und fügte an: "Es war ein großer Sieg für mich."

Wohl wissend, dass die deutsche Nachwuchshoffnung die Überraschung förmlich auf dem Schläger hatte. Beim Stand von 5:4 im dritten Satz und eigenem Aufschlag erspielte sich Zverev einen Matchball - doch den vermeintlich leichten Vorhandvolley bugsierte er ins Netz.

"Ich habe wahrscheinlich den leichtesten Ball im gesamten Match verschlagen. Das Timing war komplett missraten, der Ball war am Ende zu weit weg von mir", klagte die Nummer 58 im ATP-Ranking und brachte die bittere Konsequenz auf den Punkt: "Ich bin ausgeschieden, und er steht im Viertelfinale."

Den Respekt der Topstars hat sich Zverev durch seine furchtlosen Auftritte auf großer Bühne längst erarbeitet. Nadal staunte vor allen Dingen über die Wucht der Schläge des 1,98-m-Schlakses. "Alex servierte mit über 133 mp/h (214 km/h) beim ersten und mit über 120 mp/h (193 km/h) beim zweiten Aufschlag. Das ist enorm", meinte der Spanier.

Auch der Weltranglistensiebte Tomas Berdych (Tschechien) hatte nach seinen beiden knappen Erfolgen gegen Zverev in Marseille und im Davis Cup in den vergangenen vier Wochen gesagt: "Alex ist einer der zukünftigen Nummer-Eins-Spieler der Welt."

Nadal erkannte nach dem ersten Duell sogar Parallelen zwischen dem jungen "Rafa" und "Wuschelkopf" Zverev, den die meisten nur Sascha nennen. Vor allen Dingen in Sachen (Sieger-)Mentalität. Zwar sei er als Teenager nicht fähig gewesen, den Ball so hart zu schlagen wie der Hamburger jetzt schon. "Aber wir beide gehen auf den Court mit dem unbedingten Willen, unser Spiel durchzuziehen", betonte Nadal (29), der in den Tagen von Indian Wells gleich zweimal erklärte, dass Zverev "wahrscheinlich" irgendwann den Tennis-Thron besteigen werde.

Zverev freute sich über das große Lob - ein wirklicher Trost war es zumindest unmittelbar nach dem Aus gegen einen der größten Spieler aller Zeiten nicht. "Ich weiß jetzt, wie sich bittere Niederlagen anfühlen", sagte der Sohn eines ehemaligen Tennis-Profis und einer -Trainerin völlig niedergeschlagen.

(sid)
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