DOSB-Mitgliederversammlung Die Reform stockt - die Verbände schlagen Alarm

Koblenz · Die stockende Spitzensportreform bestimmt die 14. Mitgliederversammlung des DOSB in Koblenz. Sport und Politik mahnten den Schulterschluss an - aber es gab auch kritische Töne.

 Alfons Hörmann und Thomas de Maiziere (Archivbild).

Alfons Hörmann und Thomas de Maiziere (Archivbild).

Foto: dpa, soe lof

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere rief unmissverständlich zur Geschlossenheit auf, doch bei der umstrittenen Leistungssportreform brodelt es weiter im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Ein Jahr nach der Verabschiedung ist das Mammutprojekt ins Stocken geraten - und der Sport schlägt mit Blick auf Olympia 2020 Alarm.

"Die Verzögerungen und Unklarheiten in der Umsetzung der Reform führen zu einer erheblichen Verunsicherung bei Athleten, Trainern und Verbänden und gefährden damit massiv die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Tokio 2020", hieß es in einer Stellungnahme der Spitzensportverbände, die sie am Rande der 14. Mitgliederversammlung des DOSB in Koblenz veröffentlichten.

"Wir sind an einem Punkt, an dem die Möglichkeiten des Sports enden. Ohne die finanziellen Mittel geht es nicht weiter", betonte DOSB-Präsident Alfons Hörmann in seiner Rede: "Wir können nur hoffen, dass sich die politischen Fragezeichen in Berlin lösen."

Die sich weiter hinziehende Regierungsbildung in der deutschen Hauptstadt ist auch ein Grund, warum das Projekt Spitzensportreform stockt. Zudem bestimmten atmosphärische Störungen zwischen Politik und Sport zuletzt die Diskussionen. Vor allem die Finanzierung und die Frage nach einer Verringerung der Olympiastützpunkte hatten für Streit gesorgt.

Auch deshalb rief de Maiziere, derzeit nur in geschäftsführender Funktion für den Sport zuständig, in seiner Rede zur Geschlossenheit auf. "Solche großen Reformen gelingen nur gemeinsam", sagte der CDU-Politiker: "Nicht übereinander reden, sondern miteinander - das ist eine Erfolgsbedingung."

De Maiziere sagte erneut zu, sich für mehr Geld für den Spitzensport einzusetzen. Wenn er die Gelegenheit bekäme, an einem neuen Haushalt mitzuarbeiten, würde de Maiziere "in den ersten Tagen nach einer Regierungsbildung ein Spitzentreffen mit DOSB und Fachverbänden" anregen, auf dem "ein neuer Teamgeist" gestiftet werden solle. Ohne neue Haushaltsverhandlungen einer neuen Regierung gebe es aber kein neues Geld, betonte de Maiziere und warnte: "Mehr Geld ersetzt nicht den Reformbedarf."

Der Minister forderte den Sport zu konstruktiver Zusammenarbeit bei der Reformumsetzung auf. "Solche großen Reformen werden nicht von Popcorn, Partyhüten und Konfettiregen begleitet", sagte er und kritisierte in deutlichen Worten die Diskussionskultur in Teilen des Spitzensports. Es werde "zu sehr hinter dem Vorhang geredet, und manchmal wird vergessen, worum es eigentlich geht." Dagegen zu sein, sei immer leichter, als für etwas zu sein: "Aus der Summe von Gegenargumenten ergibt sich noch keine Lösung, keine Teamarbeit und kein Teamgeist."

De Maiziere betonte, dass er den Reformprozess als Innenminister gerne weiter begleiten würde, das sei "kein Geheimnis". Allerdings solle man, so de Maiziere, "solche Entwicklungen nie von einzelnen Personen abhängig machen". Die Reform sei "strukturell angelegt".

Wie groß die Unzufriedenheit mit der Umsetzung ist, zeigte die Stellungnahme der Spitzensportverbände. Die Verzögerung sei "nicht von den Spitzenverbänden zu verantworten". Der Zusammenschluss der olympischen und nicht-olympischen Verbände forderte in seinem "Neun-Punkte-Programm" unter anderem für die Athleten "Klarheit hinsichtlich ihrer finanziellen Absicherung, der Stützpunktstruktur und professioneller Betreuung". Die "unhaltbare Beschäftigungssituation" zahlreicher Trainer müsse beseitigt werden. Zudem müssten "die für die Umsetzung der Reform notwendigen Mittel für die Verbände bereitgestellt werden".

Die öffentlichen Fördermittel für den Leistungssport von Bund und Ländern müssten ab 2018 "deutlich angehoben werden", hieß es in dem Papier. "Ich kann nur hoffen, dass diese Punkte sehr ernst genommen werden", sagte Siegfried Kaidel, Präsident des Deutschen Ruderverbandes (DRV) und Sprecher der Spitzenverbände. Letztendlich stimmten die 462 Delegierten den Forderungen einstimmig zu.

(sid)
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