Neue Bestleistung Holzdeppe ist wieder voll auf der Höhe

Düsseldorf · Raphael Holzdeppe fiel nach dem WM-Sieg 2013 in ein Leistungsloch. Vor vier Tagen steigerte der Stabhochspringer seine Bestleistung auf 5,94 Meter und zählt bei der WM in Peking zu den Medaillenkandidaten.

Das ist Raphael Holzdeppe
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Foto: dpa, Kerim Okten

Das rhythmische Klatschen der Zuschauer im Nürnberger Stadion schien Raphael Holzdeppe zu beflügeln. Der 25-Jährige stopfte nach einem explosiven Anlauf seinen Stab in den Absprungkasten, ließ sich kopfunter in die Höhe katapultieren und überquerte artistisch die 5,94 Meter hoch liegende Latte. Dass er sich dreimal vergeblich am Deutschen Rekord (6,02) versuchte, störte den Athleten des LAZ Zweibrücken nicht. Für ihn war es ein perfekter Tag.

Ein Tag, von dem er noch vor sechs Monaten sehr weit entfernt war. Am 22. Januar hatte er sich bei der Deutschen Hallenmeisterschaft vergeblich an seiner Anfangshöhe versucht. Fehlendes Selbstvertrauen, technische Mängel - dreimal lief Holzdeppe unter der Latte hindurch. 5,35 Meter, die für ihn eigentlich im Trainingsanzug keine Herausforderung darstellen sollten, waren zu hoch. Wieder einmal. Wettkämpfe ohne gültigen Versuch waren damals keine Seltenheit.

Eine unerwartete Entwicklung. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London hatte der 1,81-Meter-Mann, der 78 Kilogramm wiegt, die Bronzemedaille gewonnen. Ein Jahr später bei der WM in Moskau überraschte Holzdeppe alle, als er sich mit 5,89 Meter vor dem höhengleichen Topfavoriten Renaud Lavillenie (Frankreich) den Titel sicherte. Doch anschließend passte nicht mehr viel zusammen. Immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück. Die Sommersaison 2014 brach er wegen "technischer Probleme" ab.

Holzdeppe kehrte im Herbst 2014 nach Zweibrücken zurück. Dort arbeitet er nach einem zweijährigen Abstecher zur Münchner Springerschule von Chauncey Johnson wieder mit Andrei Tiwontschik zusammen. Der Olympiadritte von 1996 hatte ihn schon ab 2004 unter seinen Fittichen. Wieder in der Heimat, zog Holzdeppe mit seiner im Tschad geborenen Freundin Sosthene Moguenara zusammen. Die 25-Jährige startet bei der WM in Peking (ab 22. August) im Weitsprung.

Holzdeppe hat seine Durststrecke überwunden. "Es ist einfach nur ein geiles Gefühl, wieder fliegen zu können", erzählte er, nachdem er am 21. Juni bei der Team-EM im russischen Tscheboksary mit 5,85 Meter Platz zwei belegt hatte - hinter Lavillenie, der die Höhe im ersten Versuch schaffte. Drei Tage später verbesserte Holzdeppe in Baku seine persönliche Bestleistung um einen Zentimeter auf 5,92 Meter. In Nürnberg packte er nun noch einmal zwei Zentimeter drauf. Das Ziel, als dritter Deutscher nach Björn Otto (6,01) und Tim Lobinger (6,00) im Freien die Sechs-Meter-Marke zu knacken, ist ein realistisches - wenn Verletzungen ausbleiben.

Nach seinem Abitur vor sechs Jahren war Holzdeppe zur Bundeswehr gegangen. Er wollte wie ein Profi trainieren. Heute ist der Pfälzer ein Profi. Er ist aus der staatlichen Spitzensportförderung ausgestiegen. Im Garten steht eine Sprunganlage, auf der er auch bei Wind und Wetter trainiert und sich so die Wettkampfhärte holt.

"Solche Höhen hätte ich so schnell nicht wieder von ihm erwartet", meinte Stabhochsprung-Bundestrainer Jörn Elberding (Leverkusen). Holzdeppe ist bereit für das Duell mit Lavillenie bei der WM. Der Franzose führt die Weltrangliste mit 6,05 Meter an. Holzdeppe ist Zweiter - aber er kann wieder fliegen.

(RP)
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