Radsport Kittel verlässt Giant-Alpecin: "Nicht mehr übereingekommen"

Radprofi Marcel Kittel verlässt das Team Giant-Alpecin. Wohin der achtmalige Tour-de-France-Etappensieger geht, ist noch offen.

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Das ist Marcel Kittel

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Foto: afp

Der Bruch nach der Tour-de-France-Ausbootung war nicht zu kitten, nun ist die Trennung perfekt: Top-Sprinter Marcel Kittel wird das in Deutschland lizenzierte Team Giant-Alpecin verlassen und sich einer neuen Herausforderung stellen. Beide Parteien einigten sich auf eine Auflösung des eigentlich bis Ende 2016 laufenden Vertrages.

"Wir sind bei der Definition unserer Ziele nicht mehr übereingekommen. Ich habe mich entschlossen, das Team zu wechseln", erklärte Kittel und gestand ein: "Es liegen harte Monate hinter mir, die emotional sehr belastend waren."

Ausschlaggebend für die Trennung war die Nichtnominierung Kittels für die Tour de France im Sommer. Seither war das Verhältnis belastet und trotz zwischenzeitlicher Annäherung fanden der 27 Jahre alte Thüringer Radprofi und Giant-Alpecin keinen gemeinsamen Nenner mehr.

"Auch schwierige Situationen sind für etwas gut und fördern oft Wahrheiten zu Tage, die unangenehm sind, aber an denen man wächst und aus denen man Schlüsse ziehen muss", führte Kittel auch in Bezug darauf aus. Da sich Giant-Alpecin als Team "neu aufstellen" will, habe er sich gefragt, ob "meinen Ambitionen noch genügend Raum gegeben werden kann".

Wohin Kittel wechselt, steht noch nicht fest. Zuletzt war insbesondere nach dem Abgang des Briten Mark Cavendish über einen Transfer zum belgischen Team Etixx-Quick Step spekuliert worden, in dem auch Tony Martin fährt. Nach SID-Informationen ist dies aber nicht die einzige denkbare Option. Mit einer Entscheidung ist diesbezüglich im Laufe der kommenden Woche zu rechnen. "In Kürze" wolle Kittel sich dazu äußern.

Kittel war noch zu Jahresbeginn in der französischen Botschaft in Berlin mit viel Brimborium gemeinsam mit John Degenkolb als Gesicht des ersten World-Tour-Teams mit deutscher Lizenz seit Milram (2010) präsentiert worden. Mitte Februar zog sich der achtmalige Tour-Etappensieger dann eine langwierige Viruserkrankung zu, der im Grunde seine komplette Saison zum Opfer fiel.

Die Tour-Ausbootung war zudem ein weiterer Nackenschlag und "die mit Abstand schwierigste Phase meiner Karriere", wie Kittel damals sagte. Am Rande der deutschen Meisterschaften hatte es dann Ende Juni eine Reihe von Annäherungsgesprächen gegeben, zunächst ohne erkennbares Ergebnis.

Gegen Ende der Tour schien sich dann eine Versöhnung anzubahnen, als Kittel auf die Teamführung zugegangen war und öffentlich die Bereitschaft zeigte, seinen Vertrag zu erfüllen. Anfang August gewann der gebürtige Arnstädter prompt eine Etappe bei der Polen-Rundfahrt, die Unstimmigkeiten ließen sich aber nicht beseitigen. "Das Jahr war aus sportlicher Sicht ein Rückschlag", betonte er jetzt.

Kittel begann 2011 in dem bis heute stark niederländisch geprägten Team seine Profilaufbahn und wurde zum erfolgreichsten Neuling der Radsport-Geschichte. In der Folge verhalfen vor allem er und Landsmann Degenkolb der Mannschaft mit einer Reihe von hochkarätigen Erfolgen zu ihrem Aufstieg in die Weltspitze. "Ich blicke dankbar zurück. Wir haben großartige Siege gefeiert", sagte Kittel.

Mit seinen Etappentriumphen und zwei Tagen im Gelben Trikot der Frankreich-Rundfahrt (2013, 2014) fuhr sich Kittel ins internationale Rampenlicht und sorgte überdies mit seiner offensiven Haltung im Anti-Doping-Kampf für einen einsetzenden Imagewandel des Radsports in Deutschland.

(sid)
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