Greipel der Sprinterkönig Sechs Etappensiege, Martin in Gelb: "Wieder ein Superjahr"

Die deutschen Radprofis haben die Tour de France wieder einmal entscheidend mitgeprägt und an die Erfolge der Vorjahre nahtlos angeknüpft.

Tour de France: Andre Greipel krönt sich zum Sprinterkönig
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Greipel krönt sich zum Sprinterkönig

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Tony Martin kämpfte heroisch um das Gelbe Trikot, Andre Greipel wandelte auf den Spuren von Marcel Kittel, und Simon Geschke gelang ein Coup in den Alpen: Die deutschen Radprofis gehörten erneut zu den prägenden Figuren der Tour de France und stellten mit sechs Etappensiegen einmal mehr die erfolgreichste Nation. "Es ist wieder ein Superjahr für den deutschen Radsport", sagte der Berliner Geschke.

Auch wenn der Rekord aus dem Vorjahr (sieben Siege) nicht erreicht wurde, blickten besonders die Franzosen ehrfürchtig auf den deutschen Radsport, der diesmal nicht nur im Sprint und Zeitfahren, sondern sogar in den Bergen Glanzlichter setzte. Seit der Tour 2011 gingen 24 Etappensiege nach Deutschland. Dazu belebte der Wiedereinstieg der ARD das Publikumsinteresse. "Die Leistungen sind ein klarer Beweis für die überaus gute Entwicklung, die durch die Live-Übertragungen der ARD noch besser wahrgenommen wurde", urteilte Verbandspräsident Rudolf Scharping.

Die erste Tour-Woche stand ganz im Zeichen von Martin und seinem fast schon verzweifelten Kampf um das erste "Maillot Jaune" seiner Laufbahn. Beim Auftakt-Zeitfahren in Utrecht machte ihm der Australier Rohan Dennis einen Strich durch die Rechnung, tags darauf bei der Etappe an der niederländischen Nordseeküste verhinderte der Schweizer Fabian Cancellara den Coup, an der Mauer von Huy fehlte Martin gar nur eine Sekunde auf den späteren Gesamtsieger Christopher Froome.

Tour de France: Alle deutschen Etappen-Sieger der Tour-Geschichte
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Alle deutschen Tour-Etappensieger

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In Cambrai war die Zeit dann endlich reif. Mit einer beherzten Attacke stürmte Martin auf der Kopfsteinpflaster-Etappe zum Tagessieg und ins Gelbe Trikot, das für ihn jedoch nicht zum Glücksbringer wurde. Im Finale des sechsten Abschnitts stürzte Martin unglücklich und musste mit einem Trümmerbruch im linken Schlüsselbein die Heimreise antreten. Inzwischen hat der 30-Jährige das Training wieder aufgenommen und das WM-Zeitfahren im September in Richmond/USA im Visier.

Ebenfalls herausragend agierte schon zu Beginn der Rostocker Greipel. Der 33-Jährige nutzte das durch den Verzicht auf Kittel entstandene Vakuum und spurtete zu seinen Tour-Etappensiegen sieben bis zehn. Greipel war der bestimmende Sprinter der 102. Frankreich-Rundfahrt, auch sein langjähriger Rivale Mark Cavendish (Großbritannien) musste dies anerkennen. "Dieses Jahr hat es früh mit einem Sieg geklappt, und das hat dazu beigetragen, befreiter aufzufahren", sagte Greipel, der sich am Sonntag seinen Traum vom Sieg auf den Champs-Elysees erfüllte.

Eine echte Sensation war der Triumph von Geschke bei der Bergankunft in Pra Loup. Deutsche Siege im Hochgebirge sind eine Rarität, zuletzt war das Linus Gerdemann (2007/Le Grand Bornand) gelungen, davor Jan Ullrich (1997/Andorra-Arcalis). Geschke bewies Courage, setzte sich nach einem 50-km-Solo durch und wurde im Ziel von seinen Emotionen überwältigt. "Das ist der schönste Tag in meinem Leben", sagte der bärtige Geschke mit zittriger Stimme.

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Vergeblich kämpfte John Degenkolb um die Erfüllung eines Karriereziels. Der gebürtige Geraer muss weiter auf seinen ersten Tour-Tagessieg warten. Bei Martins Erfolg im Cambrai wurde der 26-Jährige ebenso Zweiter wie in Valence hinter Greipel. "Ich habe jeden Tag versucht, das Optimum herauszuholen. Es ist kein Beinbruch, die Saison ist dadurch nicht verkorkst", sagte Degenkolb, dessen Triumphe bei Paris-Roubaix und Mailand-Sanremo alles überstrahlen.

Als Versprechen für die Zukunft wurde überdies der bemerkenswerte dritte Rang von Emanuel Buchmann in den Pyrenäen gewertet. Allerdings bekam der 22-Jährige die Tour-Strapazen in den Alpen zu spüren, als ihm ein erneut geplanter Sprung in eine Spitzengruppe nicht mehr glückte.

"Da wächst ein Fahrer heran, der in den nächsten Jahren im Gesamtklassement eine Rolle spielen könnte", glaubt Scharping. Ein starker Rundfahrer ist derzeit das einzige, was dem deutschen Radsport fehlt.

(sid)
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