Tour de France Bassos Krebs-Erkrankung schockt Italien und die Tour

Rom · Der Kampf um Gelb rückt in der Hintergrund: Die Krebs-Erkrankung des italienischen Radstars Ivan Basso wirft einen Schatten auf die Tour de France.

 Ivan Basso bekam die Schock-Diagnose nach einem Sturz bei der Tour de France.

Ivan Basso bekam die Schock-Diagnose nach einem Sturz bei der Tour de France.

Foto: afp, FC

Die Hodenkrebs-Diagnose des italienischen Radstars Ivan Basso trübt eine bislang heitere Tour de France, Basso selbst sieht in der Hiobsbotschaft aber etwas Gutes. "Letztendlich habe ich Glück gehabt", sagte der 37-Jährige bei seiner Rückkehr nach Mailand am Dienstag: "Der Radsport hat mir geholfen, etwas zu entdecken, was ich sonst nicht bemerkt hätte."

Statt des Vierkampfs um Gelb zwischen Chris Froome, Vincenzo Nibali, Nairo Quintana und Bassos Kapitän Alberto Contador auf der ersten Pyrenäen-Etappe der Tour de France war der Gesundheitszustand des zweimaligen Giro-Siegers das große Thema im Fahrerlager. Basso, der seinen sportlichen Tiefpunkt ebenso wie Jan Ullrich mit dem Ausschluss von der Tour 2006 wegen Dopingverdachts erlebt hatte, schickte seinen Kollegen und Kontrahenten aber Zeichen großer Zuversicht.

"Wir sehen, wie sich die Situation entwickelt. Sie ist heikel, ich werde sie aber mit Optimismus und einem Lächeln bewältigen", sagte Basso, der bereits am Mittwoch im San-Raffaele-Hospital in Mailand operiert wird: "Man muss optimistisch sein, um das Problem so rasch wie möglich zu lösen. Ich bin in besten Händen. Nach zwei Tagen Schmerzen habe ich begriffen, dass es sich nicht nur eine Verletzung handeln konnte, sondern dass es etwas Komplizierteres ist."

Ob die Krebs-Erkrankung mit mutmaßlichen Doping-Praktiken zusammenhängt, die Basso nachgesagt werden, wollte am Dienstag niemand kommentieren. Fakt ist: Basso war 2006 im alles andere als positiv beleumundeten CSC-Team des umstrittenen Bjarne Riis beschäftigt, fuhr danach für das kaum besser gelittene frühere Armstrong-Team Discovery-Channel, ehe er für zwei Jahre gesperrt wurde. Ob zudem die Dauerbeanspruchung im Rennsattel krebsfördernd ist, gehört zu den unbeantworteten Fragen im Radsport.

In der Heimat und bei den Kontrahenten stieß Bassos Erkrankung auf große Anteilnahme. "Forza Ivan! Bassos Drama erschüttert die Tour de France", schrieb die Gazzetta dello Sport: "Jetzt steht Basso vor seinem härtesten Rennen, dem Rennen um sein Leben."

Tour-Titelverteidiger Nibali, von 2008 bis 2012 Bassos Teamkollege bei Liquigas, sprach seinem Landsmann Mut zu. "Als ich davon erfahren habe, dachte ich zuerst, es sei ein Scherz", sagte der 30-Jährige: "Ich hoffe, dass alles gut läuft, für ihn und seine Familie. Jetzt zählen sie, der Rest ist nicht mehr wichtig."

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Corriere dello Sport empfand die Mitteilung als "Schock für Bassos Fans". Die Tageszeitung verwies auf die "starke Energie" des 37-Jährigen, "sich nach negativen Phasen aufzuraffen. Sein Talent, seine Entschlossenheit und sein Charakter haben ihm bisher geholfen, die Hürden des Lebens zu überwinden." Selbst in der schwierigsten Phase des Dopings habe er den Neubeginn geschafft: "Das wird auch diesmal der Fall sein."

Tuttosport verglich Bassos Situation mit der des tief gefallenen Lance Armstrong. Basso stünde jetzt wie Mitte der 1990er Jahre der Texaner "vor seiner schwierigsten Etappe. Gib nicht auf, Ivan. Die Herausforderung ist enorm", schrieb das Blatt, und sieht "die vielen Fans, die ihn in all seinen Jahren mit vielen Licht- und Schattenseiten unterstützt haben" an Bassos Seite. La Repubblica registrierte Bassos "Adieu Tour de France. Jetzt heißt es, das Rennen um die Gesundheit zu gewinnen."

(sid)
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