Schon drei Etappensiege Die Tour der Deutschen

Düsseldorf · Andre Greipel und Tony Martin haben drei der fünf bisherigen Teilstücke des Radrennens gewonnen.

Tour de France: André Greipel sprintet zum zweiten Etappensieg
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Greipel sprintet zum zweiten Etappensieg

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In der womöglich bald zu Ende gehenden Geschichte der Malediven (Klimawandel!) war Tony Martin vielleicht der Urlauber mit dem eigentümlichsten Gepäck. Sein Rennrad und die Rolle, die er zum Training auf dem Fleck benutzt, nahm er im vergangenen Jahr mit in die Ferien auf der Inselgruppe im Indischen Ozean. Die Frau im Reisebüro und seine Freundin hielten ihn deshalb für nicht recht gescheit.

Wahrscheinlich ist er noch bei Trost, allerdings positiv bekloppt, was seinen Beruf als Radprofi angeht. Und vielleicht sind es die paar Stunden auf der Rolle, die er sich im Urlaub gegönnt hat, die sich jetzt auszahlen. Auf der fünften Etappe der Tour de France verteidigte Tony Martin das Gelbe Trikot des Führenden. Er ist der 14. deutsche Rennfahrer, der das kostbare Kleidungsstück trägt.

Andre Greipel gewann am Mittwoch nach 189,5 Kilometern durchs verregnete Nordfrankreich den Schlussspurt in Amiens, holte damit seinen zweiten Tagessieg bei dieser Rundfahrt, seinen achten insgesamt bei der Tour und verteidigte das Grüne Trikot des Punktbesten. Dank Martins Erfolg am Tag zuvor kommen die deutschen Rennfahrer auf drei Etappenerfolge an den fünf ersten Tagen der Rundfahrt. Hinzu kommen zweite Plätze durch Martin und John Degenkolb.

Die Tour de France beginnt für die Athleten des Bundes Deutscher Radfahrer ähnlich erfolgreich wie im vergangenen Jahr, als sie sieben Tagessiege feierten. Das Erstaunliche in diesem Jahr: Die Erfolgsserie gelingt, obwohl im Thüringer Marcel Kittel der eigentlich schnellste Rennfahrer fehlt. Sein Team, Giant-Alpecin, traute ihm die Strapazen der Rundfahrt nach einer langwierigen Krankheit im Frühjahr nicht zu. Einen nicht ganz so auffälligen, aber überaus wertvollen Beitrag leistet ein weiterer Deutscher: Marcel Siebergs Aufgabe ist es, Greipel in den Sprints in gute Position zu bringen. Das gelingt ihm vortrefflich.

"Ich bin sehr, sehr stolz"

"Das ist unglaublich, besser könnte es nicht laufen. Ich bin sehr, sehr stolz", sagte Martin, der weiterhin zwölf Sekunden Vorsprung auf den Briten Christopher Froome hat. Aber ist Martin einer, der auf Dauer Gelb tragen kann und um den Gesamtsieg bei der Rundfahrt mitkämpfen kann? Eher nicht. Als Favoriten gelten neben Froome und dem Spanier Alberto Contador weiterhin in erster Linie Vorjahressieger Vincenzo Nibali (Italien) und Nairo Quintana (Kolumbien). Ihnen liegt der Kurs dieser Tour mit zahlreichen Bergetappen deutlich besser als dem Zeitfahrspezialisten Martin, auch wenn der mit einem Etappensieg im vergangenen Jahr in den Vogesen und vor sechs Jahren mit einer Attacke am Mont Ventoux schon seine Stärken am Berg unter Beweis stellen konnte. Auf Dauer ist der 30-Jährige aber wohl kein Mann fürs Hochgebirge.

Der gebürtige Cottbuser beweist bei dieser Rundfahrt, dass er über eine erstaunliche mentale Stärke verfügt. Die nicht nur für ihn überraschende Niederlage im Auftaktzeitfahren steckte er genauso weg wie die Tatsache, dass ihm der Schweizer Fabian Cancellara am zweiten Tag das Maillot jaune nur deshalb wegschnappen konnte, weil Martin nicht genügend Unterstützung von Teamkamerad Mark Cavendish bekam. Und vor seinem furiosen Finale auf der Kopfsteinpflasteretappe am Dienstag musste er noch das Rad wegen eines Defekts wechseln.

(RP)
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