Tour de France 2017 Sagan fährt den Ellenbogen aus und sorgt für Crash

Vittel · Die 4. Etappe der Tour de France wurde durch eine unfaire Aktion überschattet. Peter Sagan verursachte mit einem Ellbogen-Check einen bösen Sturz.

Tour de France 2017: Peter Sagan verursacht bei Mark Cavendish bösen Sturz
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Sagan bringt Cavendish mit Ellenbogen-Check zu Fall

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Foto: Screenshot Twitter/Sportschau

Marcel Kittel trudelte abgeschlagen ins Ziel, André Greipel war nach Platz drei stinksauer: Die deutschen Topsprinter sind im Chaos-Finale der vierten Etappe bei der Tour de France leer ausgegangen.

Beim Sieg des Franzosen Arnaud Démare im von schweren Stürzen überschatteten Massensprint in Vittel war Greipel bester Deutscher, Kittel hatte kurz vor dem Ziel den Anschluss verloren.

"Da fährt ein Typ im Weltmeister-Trikot, der meint, er könne sich alles erlauben", polterte Greipel im Ziel in Richtung Peter Sagan. Der Star des deutschen Teams Bora-hansgrohe, am Montag strahlender Sieger und in Vittel zunächst Zweiter hinter Démare, hatte den 34 Jahre alten Rostocker vom Team Lotto-Soudal im Sprint "fast vom Rad geholt".

Greipel hielt sich im Sattel, war aber chancenlos und rollte als Vierter ins Ziel. Dass die Jury Übeltäter Sagan mit 30 Sekunde Strafe belegte und auf Platz 115 zurückversetzte, Greipel damit einen Rang vorrückte, war nur ein schwacher Trost.

Cavendish nach Sturz im Krankenhaus

Noch schwerer erwischte es am Ende der 207,5 km langen Etappe den britischen Sprintstar Mark Cavendish (Dimension Data) und den Thüringer John Degenkolb (Trek-Segafredo). Sagan, der rücksichtslos den Ellbogen ausfuhr, rammte "Cav" in die Gitter, Degenkolb stürzte über den am Boden liegenden Briten, konnten sich aber ins Ziel schleppen. Der 30 Jahre alte Brite zog sich vermutlich einen Schulterbruch zu. Auch John Degenkolb, der ebenfalls zu Fall kam, wurde in eine Klinik zum Röntgen gebracht.

Sagan suchte hernach immerhin den Cavendish-Teambus auf und sagte sorry. "Ich habe Mark nicht gesehen, es tut mir leid", meinte Sagan.

Der Weltmeister wurde von der Jury der Tour de France als Auslöser des schweren Sturzes bestraft. Der Kapitän des Bora-hansgrohe-Teams wurde auf den letzten Platz der Tageswertung gesetzt. Zudem erhielt er im Gesamtklassement eine Zeitstrafe von 30 Sekunden. Das bestätigten die Organisatoren am Dienstag.

Durch die Strafe fiel der Slowake in der Gesamtwertung vom zweiten auf den 15. Platz zurück und hat einen Rückstand von 43 Sekunden auf den Führenden Geraint Thomas aus Wales.

Kittel (Arnstadt/Quick Step), am Sonntag Sieger des ersten Massenspurts in Lüttich, war chancenlos zurückgefallen, nachdem ein erster Massensturz um den Gesamtführenden Geraint Thomas das Feld an der Ein-Kilometer-Marke dezimiert hatte. "Es ist eng geworden, als alle vorne fahren wollten, da habe ich den Anschluss verloren", meinte Kittel, der das Grüne Trikot verlor.

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte der Waliser Thomas trotz des Sturzes mit zwölf Sekunden Vorsprung auf seinen britischen Teamkollegen und Kapitän Christopher Froome. Die fünfte Etappe am Mittwoch, die mit einer knackigen Bergankunft an der Planche des Belles Filles in den Vogesen endet, wird zum ersten Prüfstein für die Klassementfahrer.

"Das ist der erste große Test", sagte Thomas, der weiter keinen Zweifel an seiner untergeordneten Rolle im Team lässt: "Was auch immer das Team entscheidet, ich werde es mittragen. Ich stehe voll an der Seite von Froome und will mit ihm die Tour gewinnen."

Kittel, auf den erst am Donnerstag die nächste Sprintchance wartet, bestritt seinen zweiten Renntag im Grünen Trikot zunächst bester Laune, er hatte bei gemächlicher Fahrt reichlich Zeit zum Plausch mit den Kollegen. "Es ist sehr motivierend, sich auf einen zweiten Sprint vorzubereiten, wenn man schon einen Sieg in der Tasche hat", sagte der 29-Jährige vor dem Start - auf das folgende Chaos war er nicht vorbereitet.

Die erste Rennhälfte prägte am Dienstag der belgische Tour-Debütant Guillaume Van Keirsbulck vom Team Wanty-Groupe Goubert. Der Enkel des früheren Straßen-Weltmeisters Benoni Beheyt trat unmittelbar nach dem scharfen Start an, und da niemand folgte, fuhr der 26-Jährige eben in Eigenregie mehr als 13 Minuten Vorsprung heraus.

Erst nach 190 Kilometern war eine der längsten Alleinfahrten der Tour-Geschichte beendet, danach übernahmen die Sprintteams das Kommando.

(sid)
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