Tour de France 2017 Peter Sagan Superstar!

Düsseldorf · Peter Sagan ist nicht nur sportlich erfolgreich, sondern ein wahres Medienphänomen. Er ist der einzige Superstar im Radsport. Für sein deutsches Team Bora-hansgrohe ist er ein Hauptgewinn – sportlich wie in Sachen Aufmerksamkeit.

Peter Sagan: Das Gesicht des Radsports
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Das ist Peter Sagan

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Foto: dpa, ge nic

Peter Sagan ist nicht nur sportlich erfolgreich, sondern ein wahres Medienphänomen. Er ist der einzige Superstar im Radsport. Für sein deutsches Team Bora-hansgrohe ist er ein Hauptgewinn — sportlich wie in Sachen Aufmerksamkeit.

Auf die Frage, wie denn sein Sightseeing-Programm in Düsseldorf aussehen würde, verweigert Peter Sagan die Antwort. Als ein anderer Reporter ihn zum Armdrücken herausfordern will, bricht ein Pressemitarbeiter seines Teams die Interviewrunde endgültig ab. Es war ein irres Schauspiel, welches sich bei der offiziellen Presserunde der deutschen Mannschaft Bora-hansgrohe vor Beginn der Tour de France zutrug. Ein internationales Medienaufkommen an Journalisten und Kameraleuten wie bei keinem anderen Team. Und alle sind nur wegen einem da: Weltmeister Sagan.

Auch nach der Veranstaltung kommt er auf den Straßen keine zwei Schritte weit, ohne erneut stehen zu bleiben und Selfies mit sich machen zu lassen oder T-Shirts zu signieren. Ein Fan schreit anschließend überschwänglich: "I got it!" Szenen, die für den Radsport hierzulande irgendwie befremdlich wirken.

Auftritt wie ein Rockstar

Der Slowake ist mittlerweile weit über den Status eines Radsportlers hinausgewachsen. Er ist ein Medienstar. Das Sportliche spielt dabei nicht immer eine Rolle. Sagan ist bekannt für flapsige Sprüche und antwortet auf Fragen, woher seine Kraft kommt, schon mal provokativ mit "aus meinen Lenden". Der Unterhaltungsfaktor solcher Auftritte ist entsprechend hoch. Seine Antworten sind knapp, manchmal ironisch, einige provozieren Lacher. Er weiß, wie er sich inszenieren muss und wirkt mit seinen langen Haaren, seinem Drei-Tage-Bart und seiner lässigen Attitüde tatsächlich wie ein Rockstar.

Ob er das Spiel mit den Medien genießt oder lästig findet, ist dabei nicht ganz klar. Gerne würde man bei solchen Events in seinen Kopf schauen. Nichtsdestotrotz ist er derzeit die Hauptattraktion des Sports, weit vor Tour-de-France-Sieger Chris Froome, dem — verglichen mit Sagan — eher die Aura eines pflichtbewussten Sachbearbeiters umgibt.

Und er ist ein Coup für Ralph Denk und sein Team Bora-hansgrohe. In einer Sportart, in der Teams größtenteils auf Sponsoreneinnahmen angewiesen sind, ist solche Publicity unbezahlbar. Die Mannschaft mit Sitz in Raubling in Oberbayern arbeitete sich kontinuierlich über Jahre aus der Drittklassigkeit hoch und gehört seit diesem Jahr erstmals zur WorldTour, der Eliteklasse der Teams im Radsport. Der Aufstieg alleine reichte Denk jedoch nicht, er wollte auf Anhieb auch hier eine große Nummer sein. Mit der Verpflichtung von Sagan ist ihm das gelungen.

Auf den Spuren von Erik Zabel

Netter Nebeneffekt für das Team: Abseits der Entertainer-Talenten kann Sagan auch auf eine bemerkenswerte sportliche Vita verweisen — Doppelweltmeister, Sieger der Flandern-Rundfahrt sowie sieben Etappensiege und fünffacher Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France. Dass er das Grüne Trikot auch bei der am Samstag in Düsseldorf startenden Tour 2017 gewinnt, darf dabei beinahe als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Zu dominant trat er in den vergangenen Jahren in dieser Wertung auf. Dabei ist er nicht der beste Sprinter, aber der konstanteste und holt auch Punkte für diese Wertung, wenn das Terrain schwieriger wird und reine Sprinter wie Marcel Kittel chancenlos sind. Das macht ihn unschlagbar — im Vorjahr hatte er mit 470 Punkten fast doppelt so viele wie der zweitplatzierte Kittel (228) auf dem Konto. Artig sagt er trotzdem der versammelten Presse: "Du musst vom ersten bis zum letzten Tag darum kämpfen".

In diesem Jahr könnte ihm dabei Historisches gelingen. Ein weiteres Grünes Trikot und er hätte den Rekord von Erik Zabel eingestellt, der die Wertung von 1996 bis 2001 sechsmal gewinnen konnte. Große Gedanken macht er sich darum allerdings nicht: "Ich gehe meinen Weg und denke nicht so viel über andere Fahrer nach." Es ist ein Rekord auf Abruf, denn Sagan ist erst 27 Jahre alt. Seine Popularität bemisst sich aber ohnehin nicht mehr am sportlichen Erfolg.

(dbr)
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