Gefallener Rad-Star ab Herbst vor Gericht Ullrich klagt: "Kein Abschied und kein positives Image"

Düsseldorf · Jan Ullrich fürchtet sich jetzt nicht mehr vor Doping-Enthüllungen – mehr Angst machen dem früheren Radprofi Schweizer Richter. Die Verhandlung vor einem Zivilgericht gegen den einzigen deutschen Tour-de-France-Sieger wird frühestens in sechs Monaten stattfinden. Bei einem Schuldspruch wegen eines von ihm verursachten Autounfalls unter Alkoholeinfluss im Mai 2014 droht dem früher hofierten Star der Branche eine Haftstrafe.

Jan Ullrich vor Gericht
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Foto: afp, fc/tlr

Jan Ullrich fürchtet sich jetzt nicht mehr vor Doping-Enthüllungen — mehr Angst machen dem früheren Radprofi Schweizer Richter. Die Verhandlung vor einem Zivilgericht gegen den einzigen deutschen Tour-de-France-Sieger wird frühestens in sechs Monaten stattfinden. Bei einem Schuldspruch wegen eines von ihm verursachten Autounfalls unter Alkoholeinfluss im Mai 2014 droht dem früher hofierten Star der Branche eine Haftstrafe.

"Ein Fehler muss bestraft werden. Jeder Mensch hat Angst vor einer drohenden Haftstrafe — wie am Ende der Fall ausgeht, entscheidet der Richter", sagte Ullrich der Deutschen Presse-Agentur. Sein Berater Ole Ternes hatte mitgeteilt, dass der Prozess "wahrscheinlich im Herbst" stattfinde.

In der 37-Grad-Dokumentation des ZDF am Dienstag wird Ullrich auch Auskunft geben über das Karriere-Ende 2007 nach dem Dopingfall Fuentes und seinen Umgang damit. Und er hat angekündigt, Stellung dazu zu nehmen, ob nicht ein rechtzeitiges, umfangreiches Geständnis klüger gewesen wäre als seine halbherzigen Einlassungen.

Der heute 42 Jahre alte Ex-Profi war 2012 vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen Dopings verurteilt und zwei Jahre gesperrt worden. Danach hatte er "Behandlungen" beim rechtskräftig verurteilten Dopingarzt Fuentes zugegeben, um "Chancengleichheit" im Pool der Spitzenklasse herzustellen.

Sein großer sportlicher Widersacher, der ebenfalls überführte und bestrafte Lance Armstrong, hatte zuletzt vor Studenten bekräftigt, das zu den Hochzeiten der medikamentösen Manipulation in den 80er und 90er Jahre ohne Blutdoping in der Weltspitze nichts ging. Darauf angesprochen, sagte Ullrich: "Wenn Lance das von sich behauptet. Jeder kann seine Meinung sagen, für große Siege muss man trotzdem Talent besitzen".

Dass die heutige Radsport-Elite korrekter arbeitet als zu seiner Zeit — dafür würde Ullrich offenbar nicht unbedingt die Hand ins Feuer legen. "Ich möchte gerne daran glauben", sagte der Radprofi, der mit seiner Familie am Bodensee in der Schweiz lebt, auf eine entsprechende Frage.

Seine Familie mit vier Kindern sei sein großer Rückhalt, sagte Ullrich in einem Interview der "Bild am Sonntag". Ullrichs ältester Sohn Max ist ambitionierter Radfahrer, teilte Berater Ternes mit. Der Toursieger a.D., der Charity-Rennen organisiert und bestreitet, schaffe selbst pro Jahr noch "10 bis 12.000 Kilometer" auf dem Rad.

"Ich hatte viel Glück in meinem Leben und im Rückblick eine tolle Karriere mit vielen Erfolgen und Höhepunkten aber auch Niederlagen — die einfach dazugehören", sagte er der dpa über seine zwölfjährige Profi-Karriere. Neben der Tour (1997) gewann er auch die Vuelta (1999) und wurde 2000 in Sydney Olympiasieger auf der Straße. Zwei Mal konnte er sich als Zeitfahr-Weltmeister (1999/2001) feiern lassen.

Über das abrupte Finale seiner Laufbahn mit dem Startverbot für die Tour 2006 sei er "lange enttäuscht" gewesen. Ullrich sprach von einem "Ende von 0 auf 100 — ohne Abschied und positives Image".

(seeg/dpa)
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