Tour de France Buchmann fährt bei Hitzeschlacht auf Platz drei: "Richtig geil"

Cauterets · Der glückliche Youngster Emanuel Buchmann musste erstmal am Teambus mit einem Fruchtsaft aufgepäppelt werden, dem coolen Tour-Dominator Chris Froome waren die Strapazen der Hitzeschlacht in den Pyrenäen kaum anzumerken.

Tour de France: Rafal Majka gewinnt elfte Etappe
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Majka jubelt über Sieg auf elfter Etappe

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Während der Brite mit Rang neun beim Tagessieg des Polen Rafal Majka auf der elften Tour-Etappe über die mythischen Pässe Aspin und Tourmalet souverän das Gelbe Trikot verteidigte, kämpfte sich der deutsche Meister Buchmann als grandioser Dritter ins Ziel.

"Richtig Geil! Das ist einer der schönsten Tage meiner Karriere. Ich bin total happy über Platz drei, aber auch total kaputt", sagte Buchmann: "Es war eine sehr harte Etappe, und ich habe den ganzen Tag in der Spitzengruppe gearbeitet."

Dem 22 Jahre alten Ravensburger vom deutschen Team Bora-Argon18 gelang damit nach 188 km langer Schinderei von Pau nach Cauterets bei weit über 30 Grad ein Coup, der ähnlich hoch einzuschätzen ist, wie sein Überraschungs-Sieg bei der Straßen-DM Ende Juni. "Ich bin einfach die Berge in meinem Rhythmus hochgefahren, das hat richtig gut geklappt - nur auf der Abfahrt vom Tourmalet hatte ich Krämpfe"", sagte der viertjüngste Starter der 102. Tour.

Deutsche Top-3-Platzierungen auf Bergetappen sind in der Nach-Ullrich-Ära eine Seltenheit geworden: Zuletzt war 2013 Andreas Klöden Zweiter in Le Grand-Bornand geworden, Tony Martin kam 2009 auf dem Mount-Ventoux ebenfalls als Zweiter ins Ziel - Martin bestritt damals wie nun auch Buchmann seine erste Tour.

Tinkoff-Saxo-Profi Majka, Edelhelfer des zweimaligen Tour-Siegers Alberto Contador, lag letztlich genau eine Minute vor dem Iren Daniel Martin (Cannondale) und feierte seinen insgesamt dritten Tour-Tagessieg - 2014 hatte er zwei Etappen und das Bergtrikot gewonnen. Seinen Sieg widmete Majka Teamkollege Ivan Basso. Der Italiener war aus der Tour ausgestiegen, nachdem bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert worden war. Buchmann, der wie Majka zu einer siebenköpfigen Ausreißergruppe gehört hatte, hatte 1:23 Minuten Rückstand.

Einen Tag nach seinem famosen Etappensieg in La Pierre-Saint Martin hatte Sky-Kapitän Froome keine Mühe, seine Kontrahenten auf dem Anstieg zum Tourmalet und ins Ziel nach Cautarets zu kontrollieren. Dort lag der 30-Jährige 5:21 Minuten hinter Majka, Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Italien/Astana), am Vortag schon schwer geschlagen, verlor im Etappenfinale erneut 50 Sekunden.

In der Gesamtwertung führt Froome weiter mit 2:52 Minuten vor dem Amerikaner Tejay van Garderen (BMC), der Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar) ist Dritter (3:09). Contador ist Sechster (+4:04), Nibali hat bereits 5:15 Minuten Rückstand auf Froome.

Für die weiteren deutschen Profis neben Buchmann war die elfte Etappe ein Reinfall: Sprintstar Andre Greipel (Rostock/Lotto-Soudal) musste sich nach nur einem Tag wieder von Grün verabschieden, beim einzigen Zwischenspurt des Tages kam der Rostocker nicht über Platz neun hinaus und fiel mit 232 Punkten hinter den Slowaken Peter Sagan (Tinkoff-Saxo/239) zurück.

Buchmanns mit großen Hoffnungen in die Tour gestarteter Teamkollege Dominik Nerz (Wangen) stieg erkrankt aus. "Aufgrund meiner Magenprobleme habe ich heute Nacht kaum geschlafen", sagte der 25-Jährige: "Ich bin am Ende meiner Kräfte und am Boden zerstört. Damit muss ich jetzt erst einmal irgendwie klar kommen. Es tut mir unglaublich weh, das Team im Stich zu lassen."

Buchmann, der sich kurz vor der Tour überraschend den deutschen Straßen-Titel gesichert hatte, gehörte zu einer ursprünglich fünfköpfigen Fluchtgruppe um den französischen Ausreißer-König Thomas Voeckler. Buchmann und seine Mitstreiter fuhren mehr als sieben Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld heraus, auf dem Weg zum Tourmalet setzte sich dann Majka ab und sicherte sich auf dem Gipfel den begehrten Bergpreis Souvenir Jacques Goddet.

(sid)
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