Radsport BMX-Fahrer bestreiken Olympiakurs für 2016

Düsseldorf/Rio De Janeiro · Die Strecke in Brasilien ist durch den Test gefallen. Der Internationale Radsportverband hatte sie bereits abgesegnet.

Olympia 2012: BMX-Rennen – spektakulär, waghalsig, tollkühn
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Wenn BMX-Fahrer ihrem Sport nachgehen, heizen sie mit 20-Zoll-Reifen über Buckelpisten und imponieren Zuschauern mit halsbrecherischen Stunts. Den Profis deswegen Leichtfertigkeit zu unterstellen aber verbietet sich: Als "zu gefährlich" hatten die Olympiateilnehmer 2016 die Strecke bei Rio nach der ersten Begehung vor einigen Tagen eingestuft und ihre Teilnahme am Olympiatest zunächst verweigert. Kritische Stellen des Kurses für die Sommerspiele 2016 besserte das Komitee Rio 2016 daraufhin in Absprache mit den Fahrern aus und verschob den Test um einen Tag. Doch das Unbehagen der Profis bewahrheitete sich: Dass dünne Gummireifen auf nasser Fahrbahn eine gefährliche Kombination sind, bekamen besonders zwei Brasilianer zu spüren: Bianca Quinalha erlitt einen Handgelenksbruch, Rogerio dos Reis musste mit Verdacht auf Rippenbruch ins Krankenhaus gebracht werden. Nach einem regelrechten "Sturzfestival" musste der Olympiatest abgebrochen werden. Und das, obwohl ein Spezialist die Strecke entworfen hat.

Seit 2008 ist der "Bicycle Motocross" (BMX)-Wettbewerb Teil der Olympischen Sommerspiele. Neben dem lettischen Doppel-Olympiasieger Mâris trombergs hat sich abseits des eigentlichen Turniers vor allem der ehemalige Profi Tom Ritzenthaler einen Namen gemacht. Der Amerikaner hat die BMX-Bahnen für die beiden Olympischen Spiele in Peking 2008 und London 2012 entworfen. Auch für die Strecke in "Deodoro", die in der Olympiazone im Nordwesten von Rio de Janeiro liegt, ist er verantwortlich. Ritzenthalers Streckenentwurf hatte der Internationale Radsportverband UCI bereits abgesegnet.

Dem Urteil der Fahrer konnte die BMX-Piste nicht standhalten. In Luis Brethauer (TSV Betzingen) schloss sich ein deutscher Olympiateilnehmer am ersten Tag dem Boykott an. Per Videobotschaft kritisierte der 23-Jährige die mangelnde Sicherheit: zu weit, zu hoch, zu schnell - und damit "nicht das, was wir uns unter einer olympischen Strecke vorstellen". Am nächsten Testtag sorgten mehrere Regenschauer immer wieder für Unterbrechungen. Erst nach einigen Stürzen wurde der Olympiatest endgültig abgebrochen. "Alle Änderungen, die wir an der Bahn vorgenommen haben, die Gespräche mit den Athleten und Teamführern haben das Ganze zu einer echten Nagelprobe werden lassen", teilten die Organisatoren mit. Ein arbeitsreicher Weg liegt vor ihnen, wie auch vor den Athleten. Die Kritik der Fahrer zeigt, dass sie bereit sind, auf der "Road to Rio" viel zu riskieren. Im Gegenzug dafür aber erwarten sie ein Mindestmaß an Sicherheit am Zielort.

(RP)
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