Radsport-Ikone Der "Kannibale" wird 70

Düsseldorf · Eddie Merckx gilt als der größte Radsportler aller Zeiten. Der Belgier gewann alle großen Rundfahrten, darunter fünfmal die Tour de France. In seiner Zeit als Profi war er nahezu unschlagbar.

Eddy Merckx: Radsport-Legende und Kannibale
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Die Karriere des Eddy Merckx

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Eine Institution feiert Geburtstag. Edouard Louis Joseph Baron Merckx, kurz Eddy, wird heute 70 Jahre alt. Zur Feier des Tages und zur Freude seiner Fans bringt der immer noch als "größter Radsportler aller Zeiten" hofierte Belgier eine neue handgefertigte Rennmaschine auf den Markt. "Eddy 70" ist für bis zu 17 500 Euro (pro Stück) zu erwerben.

Extravaganz ist aber eher nicht das Erkennungsmerkmal des ehemaligen Radprofis, dessen Erfolgsbilanz die Konkurrenten nach Luft schnappen und die Fachwelt staunen ließ. Merckx, nach wie vor bei Radrennen zu treffen, tritt volksnah und bodenständig auf. Allerdings dürfen von ihm bis heute kaum differenziertere Stellungnahmen zur Doping-Problematik erwartet werden.

In seinen zwölf Profijahren bis 1978 fürchteten ihn seine Konkurrenten als erbarmungslosen "Kannibalen". Merckx, nach dem eine Metro-Station in Brüssel benannt ist und der 1996 vom belgischen König in den Adelsstand erhoben wurde, gewann je fünfmal die Tour de France und den Giro d'Italia. Er war dreimal Profi-Weltmeister und siebenmal schnellster im Ziel des Frühjahrs-Klassikers Mailand-Sanremo. Selbstverständlich gewann der Belgier alle weiteren Klassiker mindestens zweimal und stellte 1972 in Mexiko-Stadt mit 49,431 Kilometern einen Stunden-Weltrekord auf.

Seine 34 Etappensiege und 96 Tage im Gelben Trikot bedeuten noch heute Tour-Rekord. Insgesamt 625 Siege feierte er auf der Straße, auf der Bahn und bei Querfeldein-Rennen. Ein Nimmersatt eben, der 1969 unter bis heute ungeklärten Umständen wegen Dopings vom Giro ausgeschlossen worden war. 1973 und 1977 war er bei der Lombardei-Rundfahrt und dem Flèche Wallonne positiv getestet worden. Nach seinem Karriereende wurde bekannt, dass Merckx regelmäßig Cortison, erst seit 1980 auf der Dopingliste, verwendete.

In dieser Beziehung war der letzte deutsche Profi-Weltmeister Rudi Altig, auch Sechstage-Partner von Merckx, wohl so etwas wie sein Bruder im Geiste. Der 78-Jährige steht in regelmäßigem Kontakt zu dem Jubilar und erinnert sich: "Einmal war Eddy richtig sauer auf mich. In meiner letzten Tour de France 1969, in der er sein Debüt gab, war ich im Prolog in Roubaix drei Sekunden schneller als er und habe das Gelbe Trikot geholt". Aber Merckx schnappte es ihm am Folgetag wieder weg und feierte auf dem sechsten Tagesabschnitt auf dem Ballon d'Alsace seinen ersten Tour-Etappensieg.

Knapp drei Wochen später triumphierte Merckx auf den Champs Elysées in Paris zum ersten Mal und leitete seine Siegesserie in Frankreich ein. Er gewann alle Wertungen, holte auch das Grüne und das Berg-Trikot und hatte in der Endabrechnung fast 18 Minuten Vorsprung auf den zweitplatzierten Franzosen Roger Pingeon.

Neben Eddy Merckx gibt es nur drei Fahrer - Jacques Anquetil, Bernard Hinault (beide Frankreich) und Miguel Indurain (Spanien) - die sich bei der schwersten Rundfahrt fünfmal durchsetzten. Lance Armstrong (USA), mit dem das Geburtstagskind schon früh freundschaftlich verbunden war, wurde bekanntlich aus den Siegerlisten als siebenmaliger Champion gestrichen.

Merckx hat den Radsport dominiert, ihm in seiner Zeit enorme Popularität verschafft, die Grenzen des Machbaren nach oben verschoben. Er steht, gemessen an den Erfolgen und deren Bedeutsamkeit, auf einer Stufe mit Sportgrößen wie etwa Pele (Fußball), Michael Jordan (Basketball) oder Michael Schumacher (Formel 1). "Wenn ich ein Rennen gefahren bin, dann wollte ich es auch gewinnen - um jeden Preis", sagte er.

Zuletzt war Merckx gesundheitlich angeschlagen. Im August 2014 musste er sich einem kleinen Eingriff am Herzen unterziehen, nachdem er über Unwohlsein, das von Herzrhythmusstörungen und niedrigem Blutdruck herrührte, geklagt hatte. Inzwischen hat er sich aber erholt. "Man muss froh sein, mit 70 noch gesund zu sein, mit Freunden Radfahren zu können und die Enkel aufwachsen zu sehen", sagte Eddy Merckx, dessen Sohn Axel es zu einem passablen Radrennfahrer brachte.

(RP)
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