Petra Tzschoppe "Sport stärkt Mädchen und Frauen auch gegen Gewalt"

Düsseldorf · Petra Tzschoppe, Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) richtet zum Weltfrauentag einen Appell an die Sportverbände.

 Petra Tzschope

Petra Tzschope

Foto: dpa

Frau Tzschoppe, wie bewerten Sie die derzeitige Situation von Frauen in Sportdeutschland?

Petra Tzschoppe Wenn wir uns die heutige Situation anschauen, dann sind in der Gesellschaft generell und im Sport speziell gleiche Chancen für Männer und Frauen bislang sicherlich noch nicht durchgängig gegeben.

Sie sind seit 2014 im Amt. Was hat sich aus Ihrer Sicht verändert?

Tzschoppe Wir haben 2014 die DOSB-Satzung geändert und eine Geschlechterquote von 30 Prozent für alle Gremien festgelegt. Die gilt, das war mir wichtig, für Männer und Frauen. Die Quote zeigt bereits erste Erfolge. Und ich hoffe und erwarte, dass sie von den Verbänden aufgegriffen wird.

In Führungspositionen im Sport sind Frauen noch unterrepräsentiert.

Tzschoppe Wir haben beim DOSB zwei Frauen bei fünf Vorständen, das ist schon ordentlich. Von den Verbänden und Vereinen wissen wir, dass sie gerade im Ehrenamt Mühe haben, Positionen zu besetzen. Schon aus dem Erfordernis heraus wäre es klug, Frauen anzusprechen. Im hauptberuflichen Bereich sind viele Frauen tätig, auf der Führungsebene bildet sich das noch nicht ab.

Wo konkret liegen die Probleme, Frauen für Ämter zu gewinnen?

Tzschoppe Häufig traut man ihnen dies nicht zu und zu oft zweifeln Frauen an ihrer Kompetenz. Zweifel abzubauen, das ist unsere Aufgabe.

Wie wollen Sie das schaffen?

Tzschoppe Wir arbeiten gezielt an vier Themenfeldern: Mehr Schiedsrichterinnen und Kampfrichterinnen gewinnen, eine geschlechtergerechte Darstellung in den Medien schaffen, Kampf gegen sexualisierte Gewalt und Frauen in Führungspositionen bringen.

Hat die MeToo-Debatte all das erschwert?

Tzschoppe Das ist ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Aber gerade im Sport können Mädchen und Frauen im Selbstbewusstsein gestärkt und in eine soziale Gemeinschaft eingebunden werden. Sport ist eine Möglichkeit, sie stark zu machen - auch gegen Gewalt.

Welche Verbände sind Ihre größten Sorgenkinder?

Tzschoppe Es gibt noch einige, die ohne Frauen in ihren Präsidien agieren. Aber es gibt auch positive Signale. Der Handballbund hat sich umstrukturiert, nach Frauen in den Landesverbänden geschaut und nun mit der Bremer Präsidentin Monika Wöhler eine Frau im Präsidium. Auch der DFB versucht mittlerweile mit seinem Leadership-Programm Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Was erwarten Sie jetzt von den Verbänden?

Tzschoppe Zu einer guten Verbandsführung gehören auch Amtszeitbegrenzungen und ein transparentes Rekrutierungsverfahren. Es sollte nicht so laufen, dass der "Kronprinz" während der Amtszeit vom Präsidenten in der "Erbfolge" ausgeguckt wird.

Wie bereichern Frauen Verbände?

Tzschoppe In diversen Studien wird deutlich, dass gemischtgeschlechtlich besetzte Gremien besser, kreativer arbeiten. Die Führungsetagen sollten abbilden, wie bunt und vielfältig der Sport ist.

(RP)
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