Letzte mit 50 Sekunden Rückstand Star-Geigerin Vanessa Mae: "Es war richtig cool"

Sotschi · Vanessa Mae erfüllte sich in Sotschi ihren Kindheitstraum. Die britische Star-Geigerin landete in ihrem ersten olympischen Rennen abgeschlagen auf dem letzten Platz - doch das spielte für sie überhaupt keine Rolle.

Vanessa-Mae jubelt über letzten Platz im Riesenslalom
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Foto: ap

Vanessa Mae riss spontan die Arme in die Luft. Weder der russische Dauerregen noch der Blick auf die Anzeigetafel konnten der guten Laune der britischen Star-Geigerin etwas anhaben. Platz 67? Geschenkt. Die 50 Sekunden Rückstand? Vollkommen egal. Mae, in Sotschi ausnahmsweise mal als Ski-Rennläuferin für Thailand unterwegs, hatte soeben ihr erstes Rennen bei Olympia beendet - und dabei sogar Siegerin Tina Maze aus Slowenien die Show gestohlen.

"Es ist nicht leicht, wenn man so im Fokus steht. Aber es war richtig cool", sagte Mae nach dem Riesenslalom mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Während Maze und Bronzemedaillen-Gewinnerin Viktoria Rebensburg längst von der Bildfläche verschwunden waren, stand die zierliche Violinistin noch immer am Fuße des Rosa Peaks und beantwortete Fragen. "Ich habe immer davon geträumt, bei Olympischen Spielen zu starten. Und dass es nach nur sechs Monaten Training klappt, ist unglaublich", sagte Mae.

Auf den Hängen Rosa Chutors hatte der musikalische Superstar zuvor eine eigene Art des Ski-Rennfahrens aufgeführt. Mit ihren weiten, fast eleganten Schwüngen fuhr Mae die Torstangen in gebührendem Sicherheitsabstand an. Die Ziellinie überquerte sie in tiefer Abfahrtshocke - mit einem gewaltigen Rückstand als Letzte derer, die ins Ziel gekommen waren. "Zwischenzeitlich habe ich nicht gewusst, wo ich langfahren muss. Drei Mal wäre ich beinahe gestürzt, aber ich habe es nach unten gebracht und das ist das Wichtigste", sagte die 35-Jährige.

Vanessa-Mae auf der Piste
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Foto: ap, TH

Ob sie vor ihrem ersten olympischen Rennen nervöser gewesen sei als vor einem großen Konzert? "Ich bin hier total gechillt", also entspannt, sagte Mae, die in Sotschi mit dem Nachnamen ihres Vaters (Vanakorn) an den Start ging. Angst vor einer Verletzung ihrer millionenschweren Hände habe sie jedenfalls nicht gehabt. "Du kannst dich versichern bis hin zu deinen Augen, aber worum geht es? Risiken musst du eingehen, um das Leben zu genießen." Und das tat sie am Dienstag in vollen Zügen.

Schon im Alter von vier Jahren hatte Mae mit dem Skifahren angefangen - früher als mit dem Geigespielen, das sie erst mit fünf lernte. Während sie es als Violinvirtuosin ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte und ein Millionenvermögen einspielte, verlief der Start in die Ski-Karriere weniger glücklich: Vor fünf Jahren brach sich Mae den Ellbogen - als sie aus dem Skilift stieg. Sie musste sieben Wochen Gips tragen, aber von ihrem Olympia-Traum ließ sie sich nicht abbringen.

Für Sotschi hatte Mae sogar ihre Musikkarriere unterbrochen. Im Januar bestritt sie einige unterklassige Rennen und qualifizierte sich so für die Spiele. Die Region Sotschi kannte Mae bereits vor ihrem Start, vor zweieinhalb Jahren spielte sie dem tschetschenischen Menschenrechtsverletzer Ramsan Kadyrow ein Ständchen zum 35. Geburtstag.

(sid)
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