Paralympionikin Andrea Eskau Drei Medaillen für die Ausnahmeathletin

Pyeongchang/Düsseldorf · Andrea Eskau (46) ist aus der Weltspitze der Paralympics nicht wegzudenken - weder im Sommer noch im Winter.

Paralympics 2018: Andrea Eskau brilliert am Schießstand und gewinnt Gold
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Eskau brilliert am Schießstand und gewinnt Gold

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Foto: dpa, woi

Andrea Eskau wird oft als "die Akribische", "die Nimmersatte", die "Dauerbrennerin" im paralympischen Sport bezeichnet. Alles Beinamen, die sich die 46-jährige durchaus erarbeitet hat. Seit einem Fahrradunfall 1998 ist sie querschnittgelähmt. Gerade einmal zehn Jahre vergingen, bis Eskau als Handbikerin bei den Sommer-Paralympics in Peking debütierte - und gleich die Goldmedaille abräumte. Doch die Sommerspiele für Sportler mit Behinderung waren der Thüringerin nicht genug.

Eskau startete, nach wenigen Monaten des Trainings, als Biathletin auch bei den Winter-Paralympics 2010 in Vancouver und gewann gleich Bronze. 20 Jahre nach ihrem Unfall hat Eskau nun ein Dutzend paralympische Medaillen - und offensichtlich noch nicht genug.

Dass Eskau auch als Claudia Pechstein der Paralympics gilt, schien lange Zeit angemessen. Beide prägen ihre Disziplinen trotz hohen Sportalters. Doch der Vergleich passt nicht mehr so recht. Denn der deutschen Grand Dame des Eisschnellaufs (46) haftet seit ihrem erfolglosen Olympia-Auftritt in Pyeongchang der Ruf der "Eis-Oma" an, die ihre beste Zeit wohl hinter sich hat. Bei Eskau ist das ganz anders. Sie feiert derzeit breit grinsend ihre ganz eigene Paralympics-Party.

Neun Medaillen holte die Diplompsychologin in Peking, Vancouver, London, Sotschi und Rio bereits, davon sechs goldene. In Südkorea gewann die Fahnenträgerin der deutschen Delegation drei weitere: Am zweiten Wettkampftag holte sie Silber im Langlauf über zwölf Kilometer. Im Biathlon über zehn Kilometer legte sie noch einen drauf und dominierte die sitzende Konkurrenz: Eskau ergatterte das siebte Gold ihrer Karriere.

"Ich bin sehr glücklich", sagte sie immer und immer wieder. Sie hatte sich von einem Druck befreit, der weniger von außen kam, sondern den sich die ehrgeizige Sitzski-Athletin selbst auferlegt hatte. "Es passt einfach, es geht gerade von alleine", sagte Eskau und schob hinterher: "Das ist irre. Ich bin so alt!" Im Klassik-Sprint holte sich die 46-Jährige gestern zudem das zweite Silber in Südkorea, das dritte Edelmetall insgesamt. Und das, obwohl ihr Behinderungsgrad höher ist als der der Konkurrenz. "Sie ist die einzige Elferin im Feld von Zwölfern. In allen anderen Klassen haben die leichter Behinderten alle Medaillen gewonnen", sagte Karl Quade, Vize-Präsident des Deutschen Behindertensportverbands. "Aber das ist eben Andrea Eskau. Sie ist eine Kämpferin und kann unheimlich beißen."

Eskau zeichnet auch eine klare Haltung aus. Etwa, wenn sie sagt, sie begrüße die Teilnahme russischer Athleten, weil sie "diese Menschen auch persönlich" kenne. Auch das macht Eskau zur Ausnahmeathletin. Noch ist sie in Pyeongchang. Doch die Sommerspiele 2020 in Tokio, die hat sie schon im Hinterkopf.

(ball)
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