Sagitowa oder Medwedjewa Zwei Teenager sind Russlands große Hoffnung auf Gold

Pyeongchang · Spätestens bei der Kürentscheidung am Freitag dürften die Olympischen Athleten aus Russland die erste Goldmedaille gewinnen. Europameisterin Alina Sagitowa und Weltmeisterin Jewgenija Medwedjewa liefen beim Kurzprogramm in ihrer eigenen Liga.

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Zwei Weltrekorde gelaufen, die Konkurrenz deklassiert und das erste Gold für die Olympischen Athleten aus Russland vor Augen: Aber dennoch fanden die pingeligen Eisprinzessinnen Alina Sagitowa und Jewgenija Medwedjewa im übertragenen Sinne noch mehrere Staubkörner unter ihren Kufen.

"Ich muss noch mit mehr Geschwindigkeit in die Sprünge gehen, die Landungen müssen sanfter werden, und ich muss mehr Emotionen zeigen", sagte die gerade einmal 15 Jahre alte Sagitowa selbstkritisch. Medwedjewa war ebenfalls nicht mit sich zufrieden: "Die Sprungkombination hätte besser sein können."

Und doch: Kaum etwas ist sicherer bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang als ein Sieg einer der beiden Ausnahmeläuferinnen in der Kür-Entscheidung am Freitag (10 Uhr Ortszeit/2 Uhr MEZ) in der Gangneung Ice Arena. Selbst die drittplatzierte Kanadierin Kaetlyn Osmond dürfte im Normalfall keine Siegchance haben.

Spielerisch leicht hatte zunächst Weltmeisterin Medwedjewa ihre eigene Kurzprogramm-Bestmarke von 81,06 auf 81,61 Punkte gesteigert. Nur Minuten später konterte die Europameisterin und erlief 82,92 Zähler.

Fragen nach der sporthistorischen Bedeutung des möglichen ersten OAR-Goldes wollte Medwedjewa nicht beantworten: "Ich denke nicht an eine Medaille. Ich will eine saubere Kür laufen und mit meiner Leistung zufrieden sein."

Aber schenken wird die 18-Jährige ihrer Trainingskollegin und guten Freundin im Kürduell der Olympia-Debütantinnen nichts. "Wir sind junge Mädchen, und nach dem Training reden wir über alles. Aber auf dem Eis kämpfen wir einen kleinen Krieg", sagte Medwedjewa, die bereits im Januar bei den Europameisterschaften in Moskau zum ersten Mal knapp gegen Sagitowa verloren hatte.

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Schott läuft fehlerfreies Kurzprogramm

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Foto: dpa, fgj

Denn auch abseits von Olympia ist der Leistungsdruck für die beiden Buddies gewaltig. Speziell in der russischen Hauptstadt boomt der Eiskunstlauf, viele Kinder und junge Mädchen streben dorthin, wo Sagitowa und Medwedjewa bereits sind.

"Sie wachsen wie die Pilze"

"In den letzten zehn Jahren sind bestimmt 20 neue Eishallen gebaut worden. Das hat zu einem ständigen Talentestrom geführt. Sie wachsen wie die Pilze", sagte Trainerin Eteri Tutberidse, die die beiden Goldfavoritinnen betreut.

Schwieriger ist die Situation beim männlichen Nachwuchs. Tutberidse: "Bei unseren Castings kommen meistens auf 100 Teilnehmer 85 bis 90 Mädchen. Und die paar Jungs wollen Eislaufen eigentlich nur lernen, um möglichst schnell zum Eishockey zu wechseln."

Total vom Eishockey begeistert ist man auch in Essen bei Familie Schott, dennoch hat es Nadine mit dem Eiskunstlauf sportlich deutlicher weiter gebracht als Vater und Bruder mit dem Schläger. Die deutsche Meisterin geht nach dem stärksten Kurzprogramm der Saison als 14. mit 59,20 Punkten in die Medaillenentscheidung.

"Endlich ist es gut gelaufen, darauf habe ich ja auch die ganze Saison gewartet", sagte die 21-Jährige nach ihrer Kurzkür. Sollte die Essenerin ihre Position behaupten, es wäre die beste deutsche Eiskunstlauf-Platzierung in Korea hinter den Paarlauf-Olympiasiegern Aljona Savchenko und Bruno Massot.

(sid)
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