Teilnahme an Olympia in Pyeongchang? Südkorea lock Nordkorea mit Kreuzfahrtschiff

Seoul/Berlin · Gastgeber Pyeongchang rollt Nordkorea für eine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im Februar den roten Teppich aus und lockt mit Luxus.

 Junge Frauen präsentieren die Medaillen, die in Pyeongchang vergeben werden.

Junge Frauen präsentieren die Medaillen, die in Pyeongchang vergeben werden.

Foto: ap, JM

Ein winterliches Sonnenbad am Oberdeck, ein paar Drinks an der Eisbar: Für Nordkorea könnten die Olympischen Spiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) zu einem ungewohnten Luxusvergnügen werden. Die südkoreanische Provinz Gangwon will für Transport und Unterkunft ein Kreuzfahrtschiff bereitstellen.

Standen die Spiele zuletzt noch unter dem Eindruck atomarer Bedrohung, setzt Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un nun verstärkt auf Entspannung. Beide Länder nutzten am Mittwoch erstmals einen seit knapp zwei Jahren abgeschalteten Kommunikationskanal, in der kommenden Woche soll auf höchster Ebene über die Teilnahme des Nordens bei Olympia verhandelt werden.

Und das Umdenken soll sich für den Norden auch lohnen. Gouverneur Choi Moon-Soon aus der südkoreanischen Provinz Gangwon, in der die ersten Winterspiele Koreas in gut einem Monat stattfinden, ist bereit, der Delegation aus dem Norden ein Kreuzfahrtschiff zur Verfügung zu stellen.

Choi hat seine Pläne bereits einem nordkoreanischen Offiziellen mitgeteilt. Dieser habe positiv reagiert und werde die Idee Diktator Kim übermitteln, teilte Choi mit. Der Luxusliner soll die Delegation aus dem Norden abholen und in den Hafen von Sokcho - unweit der Olympiaorte Gangneung und Pyeongchang - bringen.

"Ein Kreuzfahrtschiff wäre die beste Lösung angesichts möglicher Probleme mit der Sicherheit und der Unterkunft", sagte Choi. Bereits zu den Asienspielen 2002 in Busan, einer Hafenstadt im Süden Südkoreas, hatte die nordkoreanische Mannschaft auf einem Kreuzfahrtschiff residiert.

US-Basketballer mieteten sich in Rio Luxusliner

Auch bei Olympia ist ein Luxusschiff keine Neuheit. Während der Sommerspiele 2016 in Rio verschmähten die millionenschweren Basketball-Stars aus den USA die Enge des Olympischen Dorfes und mieteten sich auf dem 157 Meter langen Luxusliner "Silver Cloud" ein, der unweit der Copacabana vor Anker lag.

Südkorea scheint alles zu unternehmen, um den Norden bei seinen Winterspielen dabei zu haben. Vielleicht ist auch nur so ein militärischer Schlag völlig auszuschließen. In den letzten Monaten hatte Kim mit Raketen- und Atomtests wiederholt für große Spannungen in der Region gesorgt. Bei seiner Neujahrsansprache kündigte der Herrscher dann plötzlich an, womöglich eine Delegation zu den Spielen zu schicken.

Südkorea nimmt den Ball gerne auf und will der Welt im Februar "Friedensspiele" präsentieren. Dazu passt die Annäherung zum Norden bestens ins Bild. Die beiden Länder sind seit dem Ende des Koreakriegs 1953 durch eine entmilitarisierte Zone getrennt. Pyeongchang liegt nur 80 Kilometer von der Grenze entfernt.

Sportlich qualifiziert aus dem Norden sind bislang nur die Paarläufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik, allerdings hatte Nordkorea zuletzt eine Meldefrist des Eiskunstlauf-Weltverbandes ISU verstreichen lassen. Das Reglement lässt jedoch weiterhin die Vergabe einer zusätzlichen Startgenehmigung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu.

Im Süden stellt man sich jedenfalls auf alle Optionen ein. "Wir bereiten uns darauf vor, dass Nordkorea nicht nur Athleten, sondern auch Betreuer und Besucher schickt", sagte Lee Hee-Beom, Chef des Organisationskomitees der Spiele. Lee verwies darauf, dass das IOC als Veranstalter bereits mehrmals erklärt habe, dass es eine Teilnahme des Nordens unterstütze. Auch dort sind Friedensspiele gerne gesehen.

(sid)
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