Langlauf-Gold für Finnland Niskanen gewinnt den "Marathon" auf Skiern

Pyeongchang · Der Finne Iivo Niskanen siegt im spektakulären Langlauf-Marathon über 50 km. Der tapfere Andreas Katz läuft ein starkes Rennen.

Niskanen holt Gold über 50 Kilometer
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Wie ein Gespenst tauchte der Russe Alexander Bolschunow aus dem Nebel von Pyeongchang hinter Iivo Niskanen auf, doch mit letzter Kraft wehrte der Finne den Angriff ab: Im packenden olympischen Königsrennen über 50 km im klassischen Stil hat Finnlands Topstar Niskanen Gold geholt und damit vier Jahre nach dem skandalumwitterten Dreifach-Triumph von Sotschi einen erneuten Coup eines russischen Langstrecklers verhindert.

Bester eines deutschen Quartetts war Andreas Katz auf Platz 14. Der Schwarzwälder erreichte das Ziel mit dem letzten Tropfen Benzin, musste von zwei Betreuern gestützt werden und sich entkräftet übergeben. "Außer ein bisschen Magensaft war aber nicht mehr viel im Körper", sagte Katz, der auf der Strecke einen Sturz und einen Stockbruch verkraften musste: "Der 50er ist ein schweinehartes Rennen, die Königsdisziplin. Jetzt freue ich mich auf ein Weißbier und das Bett".

15-km-Weltmeister Niskanen, der fast die Hälfte des Rennens dem Feld enteilt war, setzte sich in einem mit unerbittlicher Härte geführten Kampf nach 2:08:22,1 Stunden mit 18,7 Sekunden Vorsprung auf Bolschunow durch, der es verpasste, den dreifachen Pyeongchang-Sieger Johannes Hösflot Kläbo als jüngsten Langlauf-Olympiasieger der Geschichte abzulösen. Kläbo hatte auch wegen "mangelnder Motivation" auf den Start verzichtet.

Olympia 2018: Andreas Katz muss sich im Ziel übergeben
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Katz muss sich im Ziel übergeben

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Hinter dem 21 Jahre alten Bolschunow, der seine vierte Medaille in Südkorea gewann, holte in Andrej Larkow (+2:37,5 Minuten) ein weiterer "Olympischer Athlet aus Russland" Bronze. Die erneut erstaunlich starken Läufer russischer Herkunft - Bolschunow hat im Weltcup einen dritten Platz als bestes Ergebnis auf dem Konto - weckten zeitweise unschöne Erinnerungen an die Spiele 2014 in Sotschi.

Damals hatten die drei Russen Alexander Legkow, Maxim Wylegschanin und Ilja Tschernoussow am Schlusstag ihrer Heimspiele im Fünfziger nach einer Machtdemonstration Gold, Silber und Bronze geholt. Ihre Medaillen erhielten sie während der Schlussfeier im Olympiastadion und damit auf der größtmöglichen Bühne.

Marathon von Sotschi als Sinnbild der Dopingaffäre

Legkow und Wylegschanin sind mittlerweile - wie nahezu die komplette erste Garde des nationalen Skilanglaufs - wegen des russischen Dopingskandals rund um die Spiele gesperrt worden. Auch deshalb gilt der Marathon von Sotschi als Sinnbild der riesigen Affäre um Russlands Machenschaften, die auch in Pyeongchang ständig ihre Nachwirkungen zeigt.

"Rennkatze" Katz hatte am Samstag nach einem leidenschaftlichen Kampf 5:10,2 Minuten Rückstand und kam damit noch vor dem Kasachen Alexei Poltoranin ins Ziel, der lange gemeinsam mit Niskanen an der Spitze gelegen hatte. Zweitbester Deutscher war Thomas Bing auf Platz 30 mit mehr als zehn Minuten Rückstand. Lucas Bögl kam mit einer Viertelstunde Verspätung als 46. ins Ziel. Jonas Dobler stieg aus.

Dem deutschen Langlauf-Team bleibt somit nur noch eine Chance, um nicht erstmals seit 1998 ohne Medaille von Winterspielen zurückzukehren - die ist allerdings rein theoretischer Natur: Im 30-km-Rennen der Frauen wäre für Stefanie Böhler und Co, eine Platzierung unter den besten Zehn schon ein Riesenerfolg.

Schwer geschlagen wurden am Samstag einige der großen Favoriten: Norwegens Topstar Martin Johnsrud Sundby wurde als bester seines Landes Fünfter und muss weiter auf eine wichtige Goldmedaille im Einzel warten. Der Schweizer Dario Cologna kam mit fast viereinhalb Minuten Rückstand auf Platz neun. Der Kanadier Alex Harvey belegte als amtierender Weltmeister - in Lahti 2017 allerdings im freien Stil - Platz vier.

(sid)
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