"Virusalarm" bei Olympia Claudia Pechstein schüttelt niemandem mehr die Hand

Pyeongchang · Spätestens seit die ersten Norovirusfälle in Pyeongchang bekannt wurden, herrscht bei Olympia die Angst vor Erkrankungen. Die Sorgen treiben mitunter kuriose Blüten.

 Claudia Pechstein.

Claudia Pechstein.

Foto: dpa, tha nic nic jhe

Lindsey Vonn trägt auch abseits der Piste Handschuhe, Claudia Pechstein schüttelt niemandem mehr die Hand - und für "verdächtige" freiwillige Helfer heißt es beim deutschen Team: Wir müssen leider draußen bleiben! Aus Angst vor Erkrankungen sehen sich bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang viele Athleten zu besonderen Maßnahmen gezwungen. Die inzwischen über 120 Fälle von Norovirus im Umfeld der Spiele haben die Sorgen sogar noch gesteigert.

"Ich möchte einfach nicht krank werden", sagte Vonn am Freitag bei einer Pressekonferenz über die schwarzen Handschuhe, die sie bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt in Südkorea trug. Wo viele Menschen verkehrten, greife sie gerne darauf zurück. "Ich gehe auf Nummer sicher, ich weiß ja nicht, wer von euch krank ist", sagte sie. Nicht auszudenken, dass die Mission Abfahrtsgold der Speed Queen daran scheitern könnte, dass sie einem erkälteten Journalisten die Hand schüttelt.

In Vancouver, wo sie erstmals Gold gewonnen hatte, habe sie 2010 sogar eine Maske getragen, sagte Vonn. "Aber das hielt ich für eine Pressekonferenz für unangemessen", meinte sie und lachte. Wer sich in Pyeongchang umschaut, sieht viele Leute, die anders denken - vor allem Einheimische legen ihren Mundschutz nur zu Hause ab.

Claudia Pechstein geht bei ihren siebten Spielen ebenfalls kein unnötiges Risiko ein. Auch, weil sie bereits im Vorfeld an einer hartnäckigen Virusinfektion litt, der sie unter anderem beim Weltcup in Erfurt Mitte Januar einschränkte, vermeidet sie es, Leuten die Hand zu schütteln.

Fistbump statt Händeschütteln

Das Norovirus, an dem schon 128 Personen erkrankt sind, hat unterdessen zu ersten Maßnahmen im Deutschen Haus geführt. Zwei möglicherweise infizierte freiwillige Helfer wurden aus dem Umfeld der Mannschaft abgezogen. "Die Organisatoren haben sehr schnell und konsequent gehandelt", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Die Volunteers hatten in einer Unterkunft übernachtet, in der auch infizierte Personen untergebracht waren. Dies allein reichte, um sie abzuziehen.

Wie Händeschütteln ist in Südkorea auch die Umarmung zur Begrüßung aus der Mode gekommen - wer sich trifft, drückt seine Faust zum sogenannten "Fistbump" an die des Gegenüber. Ob im Olympischen Dorf oder den Medienzentren - überall stehen weiße Fläschchen mit Desinfektionsmittel herum. Viele Sportler setzen auf klinische Sauberkeit, nicht wenige kleiden ihre Zimmer mit eigens mitgebrachten Laken aus, um Erreger fernzuhalten.

Die Teamleitung der norwegischen Mannschaft hat erstmals eine Warnung ausgegeben, wonach Körperkontakt zu vermeiden sei. Die Zimmer von Marit Björgen und Co. wurden vor deren Ankunft von Robotern desinfiziert, Medienvertreter gebeten, zu den Athleten "diskret Abstand" zu halten. Die Zeitung Verdens Gang berichtet vom "Virusalarm".

Erstes "Opfer": Der Kombinierer Jan Schmid. Der Weltcup-Zweite ist erkältet und wurde vom Team isoliert. "Man muss wohl sagen: Das war schlechtes Timing", meinte er.

(sid)
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