TV-Kritik Hannawald zeigt Emotionen und Eurosport rastet aus

Meinung · Sven Hannawalds Begeisterung für Andreas Wellingers Sprung zu Olympia-Gold wird wohl als einer der TV-Höhepunkte der Spiele in Pyeongchang in Erinnerung bleiben. Dennoch sollte Eurosport daraus lernen, dass weniger manchmal mehr ist.

Olympia 2018: Das TV-Team von Eurosport
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Das TV-Team von Eurosport

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Foto: dpa, Peter Kneffel

Emotionen gehören zum Sport. Im Augenblick des Triumphs darf selbstverständlich auch mal am Mikrofon krakeelt werden. Es gibt legendäre Reportagen. Zum Beispiel die von Herbert Zimmermann, der das "Wunder von Bern" 1954 für den Radiosender "NWDR" (damaliger Zusammenschluss von NDR und WDR) kommentierte. Nicht nur der WM-Triumph der deutschen Fußballnationalmanschaft ist bis heute im Gedächtnis geblieben, sondern auch die Worte, mit denen Zimmermann das Ereignis begleitet hat: "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen - Rahn schießt - Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!"

Zum Glück hat damals niemand den historischen Moment mit einer Pressemitteilung versaut, weil er sichergehen wollte, dass auch jeder davon auch wirklich Notiz nimmt. Heutzutage ist alles deutlich aufgeregter. Bei den Winterspielen ist Sven Hannawald für Eurosport im Einsatz - und er macht das sehr, sehr gut. "Gold!", ruft Hannawald, der selbst Olympiasieger mit dem Team 2002 in Salt Lake City wurde, ins Mikrofon und klopft vor Freude in der Kommentatoren-Box gegen die Wand neben ihm. Moderator Matthias Bielek will Hannawald noch schmunzelnd stoppen, sagt: "Hör auf, da redet doch auch noch jemand nebenan ..." Doch der heute 43-Jährige entgegnete nur: "Das ist mir scheißegal!"

Man sieht daran vor allem, wie wenig heutzutage schon ausreicht, um aus dem Einheitsbrei, der von den Sendern im Allgemeinen geboten wird, auszuscheren. Ein paar Mal gegen eine Wand klopfen, und schon wird das als "Ausrasten" abgefeiert - peinlicherweise vorneweg von Eurosport selbst, das in diversen Mitteilungen um eine ihrer Meinung nach angemessene Aufbereitung bemüht war. Manchmal ist weniger deutlich mehr.

Eurosport hat das gar nicht nötig. Denn die bisherigen Übertragungen sprechen für sich - sie sind erfrischend anders als im direkten Vergleich mit der ARD und dem ZDF. Gute Kommentatoren. Gute Experten. Gerne mehr davon.

(gic)
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