Minister de Maizière über Doping "Zeit für Härte und nicht für Nachgiebigkeit"

Im Zuge des Doping-Skandals um Russland ist für Bundesinnenminister de Maizière die "Zeit für Härte" gekommen. Das deutsche Olympia-Team will er nicht unter Erfolgsdruck setzen.

 Innenminister Thomas de Maizière ist auch für den Sport zuständig.

Innenminister Thomas de Maizière ist auch für den Sport zuständig.

Foto: dpa, rje lre jai cul

Bundesinnenminister Thomas de Maizière bestärkt das Internationale Olympische Komitee, nicht aus Furcht vor ernsten Folgen für den Weltsport von einem kompletten Olympia-Ausschluss Russlands zurückzuschrecken. "Aus Angst sollte man notwendige Entscheidungen nie unterlassen, auch wenn Russland ein wichtiges Land ist", sagte er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Auch dem Leichtathletik-Weltverband IAAF sei es sicher nicht leichtgefallen, einen nationalen Verband einer der bedeutendsten olympischen Sportarten auszuschließen. Die IAAF hatte Russland wegen nachgewiesenen systematischen Dopings für die Rio-Spiele suspendiert.

Am Montag will die Welt-Anti-Doping-Agentur den Untersuchungsbericht zu den Vorwürfen um manipulierte Dopingproben russischer Sportler bei den Winterspielen 2014 in Sotschi vorlegen. Dabei soll auch der Staat mitgewirkt haben. "Zunächst gilt es den Untersuchungsbericht der WADA abzuwarten", meinte de Maizière. "Klar ist aber auch: Nach einer fairen Aufklärung ist dann die Zeit für Härte und nicht für Nachgiebigkeit."

Dass flächendeckendes Doping in der russischen Leichtathletik enthüllt wurde, hat ihn nicht sehr überrascht. "Manche Leistungssteigerungen von Athleten aus gewissen Staaten haben Experten, aber auch mich als Laien stutzig gemacht", sagte der CDU-Politiker. "So bedauerlich das auch ist: Wenn nun aufgeklärt wird, ist das auch eine gute Nachricht."

De Maizière glaubt an guten Gastgeber Brasilien

Trotz Staatskrise, Wirtschaftsproblemen und die Furcht vor dem Zika-Virus in Brasilien blickt er den Sommerspielen in Rio (5. bis 21. August) mit Vorfreude und Zuversicht entgegen. "Am Ende ist doch immer alles gelungen. Auch vor der Fußball-WM 2014 in Brasilien gab es Zweifel, ob das Land diese Aufgabe stemmen kann - und dann hatten wir eine wunderbare WM", erklärte de Maizière. "Ich denke, Brasilien wird sich als guter Gastgeber präsentieren." Gleichzeitig mahnte er die Nörgler und Kritiker: "Wenn man sich als Land nicht selbst um Olympische Spiele bewerben will, sollte man nicht diejenigen kritisieren, die sich beworben haben, sondern diese Länder unterstützen."

Mit Sorge sieht er zwar die allgemeine Kriminalitätslage in Rio, eine akute Terrorgefahr bestehe nach gegenwärtigen Erkenntnissen nicht. "Was den Terror angeht, sind Olympische Spiele aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit natürlich immer ein Anziehungspunkt für den internationalen Terrorismus", sagte de Maizière. "Ich kann allerdings sagen, dass uns in Deutschland bislang keine konkreten Hinweise auf eine ernstzunehmende Terrorbedrohung im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Rio vorliegen."

Die 425 vom Deutschen Olympischen Sportbund nominierten Athleten werden von de Maizière vor den Rio-Spielen nicht unter Erfolgsdruck gesetzt. "Was diese Spiele angeht, gibt es von mir keine Zielvorgaben. Der DOSB hat seine Medaillenerwartung geäußert, nicht die Politik", erklärte der auch für Sport zuständige Minister und fügte an: "Die Zielsetzung des DOSB, etwa in der Größenordnung von Peking und London zu sein, finde ich angemessen." 2008 holte das deutsche Team 41 Medaillen, 2012 waren es drei mehr.

Vor einem Jahr hatte de Maizière mit der Aussage, der deutsche Sport sei in der Lage ein Drittel mehr Medaillen zu holen, noch für Unmut gesorgt. "Ich stehe zu dem erklärten Ziel, dass es das maßgebliche Ergebnis der Spitzensportreform sein muss, mehr Medaillen und mehr Spitzenplätze zu erreichen", sagte er. Das Konzept der Neuaufstellung des Leistungssports soll nach den Rio-Spielen vorgestellt werden.

"Wir sind uns aber darüber im Klaren, dass die Reform Zeit braucht. Wenn man die Strukturen der Förderung verändert, werden sich die Folgen nicht über Nacht zeigen", so de Maizière. Wird die Reform auch ein großer Wurf? "Die gemeinsame Zielsetzung ist unstreitig: Eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit unserer deutschen Spitzensportler durch eine Umstellung auf eine perspektivische Förderung nach künftigem Medaillenpotenzial", erklärte er. "Ob es ein großer Wurf wird, wird sich zeigen. Ich bin da guten Mutes."

(dpa)
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