Paralympics Medaillen-Regen durch die Radsportler

Rio de Janeiro · Die deutschen Radsportler strahlten am malerischen Strand von Barra mit der Sonne um die Wette. Mit sechs Medaillen sorgte ein Sextett um die Paralympics-Sieger Dorothee Vieth, Michael Teuber und Hans-Peter Durst für einen grandiosen Tag am Meer.

Paralympics 2016: Die deutschen Medaillen-Gewinner
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Die deutschen Medaillen-Gewinner

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Damit waren die Zeitfahrer am bislang besten Wettkampftag für den Deutschen Behindertensportverband (DBS) in Rio de Janeiro maßgeblich beteiligt.

Erst feierte der 48 Jahre alte Münchner Teuber sein fünftes Paralympics-Gold, am Nachmittag zog sein Zimmergenosse Hans-Peter Durst nach - und das ohne Sattel. Der 55 Jahre alten Hamburgerin Vieth und Andrea Eskau (Magdeburg) gelangen mit dem Handbike der erste deutsche Doppelsieg. Denise Schindler (München) mit einer überraschenden Silbermedaille und Vico Merklein (Nendorf) mit Bronze rundeten das tolle Ergebnis bei den Rennen entlang der Strandpromenade ab.

Im Olympiastadion krönte Leichtathletin Franziska Liebhardt aus Leverkusen 17 Stunden nach ihrem Kugelstoß-Gold ihre erfolgreiche Karriere mit Silber im Weitsprung. Die 34-Jährige hört nach Rio auf. "Es hat ein bisschen die Spannung gefehlt. Aber Silber zählt, deshalb ist alles super", sagte Liebhardt.

"Yes, gewonnen, Wahnsinn", rief Teuber seinen stolzen Eltern Annemie und Peter zu, die den Triumph ihres Sohnes live miterlebten. "Es ist alles perfekt aufgegangen. Ich habe ein bisschen Paralympics-Geschichte geschrieben. Viel besser geht's nicht", sagte Teuber mit der Deutschland-Fahne um die Schultern.

Schnellste WG der Spiele

Das Prädikat "schnellste WG" sicherte ein paar Stunden später Durst. Der musste für seinen ersten Paralympicssieg allerdings richtig leiden. "Der Sattel ist mir nach 500 m abgefallen. Das werde ich die ganze Nacht merken. Es brennt unglaublich", sagte er und fügte mit einem Schmunzeln an: "Zum Glück habe ich schon zwei Kinder." Doch die Schmerzen waren dem Routinier ziemlich egal: "Das ist ein Traum. Sensationell."

Auch bei Geigerlehrerin Vieth, die 2008 Bronze und 2012 Silber gewonnen hatte, waren die Emotionen nach ihrer ersten Goldmedaille groß. "Das ist unglaublich, grandios. Das Rennen war die Hölle. Es war heiß, und auf dem Rückweg hatten wir Gegenwind", sagte sie. Ob sie nach ihrem Triumph "noch ein oder zwei Jahre weitermache, muss ich in Ruhe überlegen. In Tokio 2020 werde ich sicher nicht dabei sein".

Für den unerbittlichen Kämpfer Teuber ist das durchaus ein Ziel. Er habe seine "Midlife-Crisis" schon gehabt, sagte der streitbare und ehrgeizige Bayer: "Ich mache hier nicht Schluss! Es muss erst einmal einer seine Puzzleteilchen so zusammensetzen wie Michael Teuber."

Viele Puzzleteilchen passten auch bei Andrea Eskau zusammen. Doch diesmal musste sich die fünfmalige Paralympicssiegerin (dreimal Sommer, zweimal Winter) eben ihrer Teamkollegin Vieth geschlagen geben. "Sie sei dennoch "superglücklich. Mein Ziel war eine Medaille, das habe ich erreicht."

Mit einer Medaille hatte Schindler vor einigen Tagen im Zeitfahren auf der Bahn fest gerechnet, war da aber disqualifiziert worden. Dass es am Mittwoch im Zeitfahren auf der Straße klappte, konnte die Münchnerin nicht fassen.

"Wie habe ich das denn gemacht? Die Liebe hat mich durch das Rennen gepusht. Nach dem Drama auf der Bahn ist das jetzt ein Geschenk für mich. Das ist die Erlösung", sagte Schindler mit Tränen in den Augen.

Für Merklein war der dritte Platz dagegen eher eine Enttäuschung. Der 39-Jährige wollte mit dem Handbike nach sechs zweiten Plätzen das Los des "ewigen Zweiten" endlich loswerden. Das "gelang" ihm - allerdings anders als geplant. Merklein musste sich dem polnischen Sieger Rafal Wilk und dem Österreicher Thomas Frühwirth geschlagen geben.

(sid)
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