Brasilianerinnen gewinnen erstes Spiel Rios vorgezogene Eröffnungsfeier

Rio de Janeiro · Um kurz vor vier Uhr Ortszeit an diesem Mittwoch wurde es zum ersten Mal so richtig laut im olympischen Rio de Janeiro. Gut zwei Tage vor der Eröffnungsfeier im ehrwürdigen Maracana-Stadion betraten die brasilianischen Fußballerinnen um Superstar Marta frenetisch gefeiert von ihren Landsleuten den Rasen des Olympiastadions.

Brasiliens Fußballerinnen starten mit Sieg
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Das 3:0 im ersten Gruppenspiel gegen China taugte dann auch zur kleinen Vor-Eröffnung der Spiele, zumindest aus Sicht der Gastgeber. Denn die müssen erst noch ein bisschen in Olympia-Vorfreude kommen. Und sie erwarten eben von ihren beiden Fußballteams nicht mehr und nicht weniger als die Goldmedaille. Für dieses große Ziel hat der brasilianische Fußballverband in den vergangenen Jahren einiges in die Wege geleitet. Die Frauen wurden größtenteils für ein Jahr und sieben Monate zusammengezogen, die Männer hatten mit Blick auf Olympia einen speziellen Vorbereitungsplan seit August 2014. Bedingungen, von denen die jeweiligen Gegner in der Regel nur träumen durften, aber die Schmach des 1:7-Halbfinal-Aus der Männer bei der Heim-WM 2014 gegen Deutschland sitzt eben so tief, dass man alle Hebel in Bewegung setzte, "so dass wir endlich den Titel holen, den wir so sehr vermissen in unserer Sammlung", wie es Verbandspräsident Marco Polo Del Nero formulierte.

Während also über dem Stadion Militärhubschrauber ihre Runden drehten, lief mit Anpfiff die erste La Ola durchs weite Rund. Rio ist in den diesen Tagen eben immer auch ein Ort der Gegensätze. In jedem Fall aber kam der olympische Sport in diesen Minuten an am Zuckerhut. Nach vielen Pressekonferenzen, PR-Terminen, schönen Fotos und unschönen Schlagzeilen im Vorfeld ging es für die Cariocas, die Einwohner Rios, nun greifbar mit ihren Spielen los. Und dass sie bei aller Kritik an den hohen Kosten, bei allen Missständen und sozialen Ungleichheiten in der Metropole irgendwie doch alle stolz sind, dass die ganze Welt nun zwei Wochen lang auf ihre Stadt guckt, das würde letzten Endes sicher niemand leugnen.

Als Verteidigerin Monica nach 36 Minuten zum 1:0 trifft, ist das Stadion jedenfalls aus dem Häuschen. Fußball in blau-gelb-grün ist eben in jeder Sekunde der kleinste gemeinsame Nenner im Land. Und in Rio. Als Andressa Alves nach einer Stunde das 2:0 nachlegt, ist das Flutlicht schon an, es wird schließlich früh dunkel im brasilianischen Winter. Als Christiane kurz vor Schluss das 3:0 erzielt, gehen alle kurz danach noch ein bisschen glücklicher nach Hause.

Für Brasiliens Fußball soll dieser frühe Abend lediglich der Auftakt hin zum großen Ziel sein. Für die Cariocas war es dagegen der emotionale Auftakt für ihre Spiele. Wie eine kleine Vor-Eröffnungsfeier eben.

(klü)
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